Vor 40 Jahren errang Simbabwe die Unabhängigkeit. Seitdem ist viel geschehen – und das Land hat sich nicht in die Richtung bewegt, die viele erhofft hatten. Der deutsche Jesuit Oskar Wermter ist seit beinahe 50 Jahren Seelsorger in dem afrikanischen Land. Er schildert seine Eindrücke.
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Seit beinahe fünfzig Jahren lebt und arbeitet Pater Oskar Wermter in Simbabwe: Der Priester und Jesuit ist als Seelsorger in dem Land tätig, das vor vierzig Jahren seine Unabhängigkeit erlangte, damals als Kornkammer Afrikas galt, heute aber unter vielfältigen Problemen zu leiden hat. Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ hat zum 40-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Simbabwes ein Interviewgespräch mit dem Priester und Ordensmann geführt und als kleines Büchlein herausgegeben.
Autoritärer Führungsstil Mugabes
Pater Oskar Wermter schildert dort seine Erfahrungen mit der wechselvollen Geschichte Simbabwes in den vergangenen Jahrzehnten. Nach der errungenen Unabhängigkeit übernahm Robert Mugabe die Herrschaft im Land. „Er hat die Demokratie im Grunde nie ernstgenommen“, so der Jesuit. Mugabe pflegte einen autoritären Führungsstil, verfolgte Oppositionelle. „Mugabe zeigte sich schnell als machtbesessen, auch wenn er gern als gebildeter Mann mit guten Umgangsformen auftrat. Dem Erhalt der Macht ordnete er am Ende alles unter, auch das Gemeinwohl, dem er als Staatsoberhaupt eigentlich verpflichtet war“, erklärt Oskar Wermter. Auch nach Mugabes Rücktritt habe sich nicht viel geändert, Proteste gegen die Regierung würden noch immer gewaltsam niedergeschlagen.
Simbabwe verliert junge Menschen
Auch die Flucht mache dem Land sehr zu schaffen. Gerade viele junge Menschen verlassen ihre Heimat. Das aber wird zum Problem, auch wenn es sehr nachvollziehbar sei, wie Wermter sagt. „Erstens: Das Land verliert junge, oft gut ausgebildete Kräfte. Zweitens: Es verliert Menschen, die Veränderungen zum Guten herbeiführen könnten. Wer bleibt, hält sich meist zurück mit Kritik, denn es könnte böse Folgen haben.“
Wird die Kirche in Simbabwe verfolgt?
Auch die Kirche in Simbabwe habe immer wieder zu leiden. Von einer direkten Verfolgung könne man zwar nicht sprechen, meint der Jesuit. Aber dennoch: „Der Staats versucht schamlos, die Kirche für seine Zwecke zu nutzen, sie in seinem Sinne zu manipulieren und so zweckzuentfremden. Ich würde es eine subtile Form der Verfolgung nennen.“ Und gleichzeitig ist Simbabwe tief vom christlichen Glauben geprägt, der ständig präsent sei. Für die Kirche wird das auch zur Herausforderung.
Sie müsse, sagt der Jesuit weiter, die frohe Botschaft in einem Land verkünden, in dem sich nur sehr wenig bewege. „Sie muss in besonderem Maße Kirche der Langmut und Beharrlichkeit sein. Eine Kirche, die sich immer wieder einbringt mit ihren Angeboten, die Gesellschaft menschlicher zu gestalten, nicht zuletzt auch im Bereich der Medien. Es ist wie ein langsames Hinwirken auf friedlichere und gerechtere Verhältnisse. Geduld – diese Tugend ist von der simbabwischen Kirche besonders gefragt“, sagt Pater Oskar Wermter.
Perspektiven für die Zukunft
Auch unter islamistischen Gruppierungen habe die Bevölkerung immer wieder zu leiden. Gleichzeitig bietet Afrika auch Botschaften, die für die ganze Welt fruchtbar sein könnten. So etwa das „nahezu uneingeschränkte Ja zum Kind, das in Afrika empfunden und gelebt wird.“ Überhaupt habe die Familie eine besondere Bedeutung. Für die Zukunft sieht der Jesuit eine bedeutende Rolle der Kirche für die Entwicklung in Simbabwe. Denn: Die Kirche ist einerseits Trägerin des Glaubens, in Simbabwe aber auch Trägerin von Bildung: „Bildung ist Arbeit für die Menschen im besten Sinn.“ Hier liegt ein großes Potenzial der katholischen Kirche, das dem afrikanischen Land zugute kommen könne.
Das Interviewbuch „Afrika – der Chancen-Kontinent“ kann bei Kirche in Not für 3 Euro zzgl. Versand hier bezogen werden: https://www.kirche-in-not.de/allgemein/aktuelles/buch-afrika-der-chancen-kontinent-interview-mit-oskar-wermter/
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
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