Warum sind digitale Kompetenzen wichtig? In einer Medienlandschaft, in der zunehmend das Medium als Mittler verloren geht und jeder publiziert und veröffentlicht, ist es umso wichtiger zu lernen, wie Informationen eingeordnet und gewertet werden können. Die Bildung in Schulen muss dazu beitragen, diese Kompetenzen zu entwickeln.
Doch die IT-Landschaften der Schulen sind hoffnungslos überaltert und werden kaum genutzt. Obwohl Pilotprojekte und gut ausgestattete Schulen existieren, gehört der Umgang mit den digitalen Lehrmitteln noch nicht zum Alltag. Smartboards und Computerräume sind nicht in ausreichender Zahl vorhanden und werden, wo vorhanden, nicht so genutzt, wie es möglich wäre.
Um Kompetenzen im Umgang mit Computer und Internet zu testen, wird weltweit die International Computer and Information Literacy Studie (ICILS) durchgeführt. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2013 machen deutlich: Deutsche Schüler hinken deshalb bei der digitalen Kompetenz hinterher. Bei einem Drittel der Achtklässler fehlen die grundlegenden Kenntnisse im Umgang mit dem Computer. Die digitale Spaltung betrifft nicht nur Generationen, auch ein schwieriges soziales Umfeld und kaum entwickelte digitale Kompetenz korrelieren. Im internationalen Vergleich erreichen die deutschen Schüler nur das Mittelfeld.
Stärkung der digitalen Kompetenz
Mit dem nun vom Bundestag gebilligten Antrag zur Stärkung der digitalen Bildung wird die Bundesregierung aufgefordert, hier Abhilfe zu schaffen. Die digitale Medienkompetenz soll fächerübergreifend gelehrt werden. Zeitgemäßer und altersgerechter Informatikunterricht muss bereits in der Grundschule möglich sein. Auch die weitere Förderung von Modell- und Pilotschulen mit einem Fokus auf IT ist geplant. Hier soll mit Hochschulen und privaten Partner kooperiert werden, um solche Projektschulen möglich zu machen.
Digitale Lernmedien
Ein weiterer Punkt sind sogenannte, OERs, open educational resources. Also Lehr- und Lernmaterialien, die offen und für alle kostenlos zur Verfügung stehen. Während es in anderen Ländern bereits vielen OER-Projekte gibt, hat das Konzept in Deutschland noch nicht Fuß fassen können. Dabei öffnet gerade das Internet vielfältige Möglichkeiten, ein interaktives Lernen möglich zu machen. Wikipedia zeigt, wie kollektiv an einem Wissensmedium gearbeitet werden kann und Khan Academy bindet hier noch den Bildungsgedanken ein und bietet über 4000 Lehrvideos insbesondere zu Mathematik und Naturwissenschaften kostenlos und frei verfügbar an.
Das von Studenten gegründete Projekt Serlo ist im Bereich OER aktiv und damit in Deutschland einzigartig. Die Idee ist, ein Online-Schulbuch für mehrere Fächer anzubieten, inklusive Übungsaufgaben, Erklärungen und ähnlichem, welches kostenlos verfügbar ist. In Fach Mathematik kann Serlo bereits die Lehrpläne der Mittelstufe abdecken. Das Projekt wird von verschiedenen Stiftungen finanziell gefördert.
Das kann nur der Anfang sein
Doch alle diese Bemühungen können nur der Anfang sein. An vielen Stellen bleibt der Antrag an die Bundesregierung vage und allgemein, konkrete Forderungen fehlen. Langfristig muss in eine verbesserte IT-Ausstattung der Schulen investiert werden. Informatikunterricht muss für alle Schüler verpflichtend sein und einen zeitgemäßen und kritischen Umgang mit Medien lehren. Die Lehreraus- und Fortbildung muss diese Themen aufnehmen und einheitliche Standards für IT-Kompetenz vermitteln.
Denn IT und digitale Technologien sind kein Randthema. Sie beeinflussen die Arbeitswelt wie keine Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. Der bewusste und überlegte Umgang ist eine Kernkompetenz, die zum Bildungskanon gehören muss. Nur wer die Technik der neuen Welt versteht, kann Entwicklungen bewerten und einordnen.
Die Forderungen aus dem Antrag an die Bundesregierung müssen schnellstmöglich umgesetzt werden. In der digitalen Kompetenzvermittlung ist Deutschland Entwicklungsland. Weitere Strategien sind nötig, um das Schulsystem auf einen modernen und zeitgemäßen Stand zu bringen.
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