Etwas nervös blicke ich aus dem Fenster. Die Betreuer der Schule sollten mich eigentlich vor über einer Stunde abgeholt haben. Doch nun bin ich schon einige Zeit in diesem Land und das erste, was ich gelernt habe, war: Geduld, nur Geduld. Pünktlichkeit kennt hier kein Mensch! Nach zweieinhalb Stunden ist es dann doch soweit, die Leiter der mobilen Schule stehen vor der Türe. Wir stellen uns vor und im überfüllten Bus geht es zur 24 de Mayo – einer Straße, die mehr einem länglichen Platz ähnelt – im Herzen Quitos: dem historischen Zentrum. Wir gehen an einem Wachposten vorbei in ein großes Gebäude, das sich als Museum herausstellt, durchqueren die Halle und gelangen in einen schmalen Nebenraum.
Hier stapelt sich alles, was das Kinderherz begehrt: Buntpapier, Puzzles, Spiele, Straßenkreiden, Springseile, Wasserfarben, Fußbälle und vieles mehr. Und ganz am Ende des Raumes steht sie: die mobile Schule. Ihr Prinzip ist eigentlich ganz simpel: An eine vielfach ausfahrbare Schultafel wurden Räder montiert. Für diese Tafel gibt es wiederum viele verschiedene Platten mit Knobelaufgaben, Zeichenvorlagen oder Labyrinthe, die mit Plastikschrauben montiert sind und regelmäßig gewechselt werden.
Nach und nach trudeln immer mehr Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren ein. Sie kommen von der Schule und helfen freiwillig oder da sie es als sozialen Zweig in der Schule gewählt haben. Ich werde allen vorgestellt und von Anfang an unglaublich liebevoll aufgenommen. Eine Gringa – englischsprechende Ausländer werden hier als Gringos bezeichnet – ist natürlich die perfekte Gelegenheit, alle Vokabeln auszuprobieren, die vom in Ecuador so vernachlässigten Englischunterricht hängen geblieben sind. Einen englischen Satz bringt keiner zustande, aber es herrscht ausgelassene Stimmung und ich fühle mich wohl.
Um kurz nach zwei Uhr nachmittags beginnen wir dann, alles aufzubauen. Auf dem von Spezialeinsatzkräften bewachten Platz wird ein Zelt aufgebaut, das die Kinder vor Sonne oder Regen schützen soll. Die Kisten mit den Spielen und Zeichenblöcken kommt in das Zelt. Jeden Nachmittag ist ein anderer Freiwilliger dafür zuständig, auf das Material aufzupassen und am Ende zu sicher zu gehen, dass alle Einzelteile wieder in den Kisten verstaut sind. Die mobile Schule wird ebenfalls über eine Rampe ins Freie gerollt und ausgefahren. Obwohl ich neu bin, vertrauen sich die Kleinen mir sofort an und ich verliere den letzten Rest an Nervosität. Im Nu füllt sich der Platz mit Kindern allen Alters, vom Kleinkind mit Schnuller bis zu größeren Jungs, die vor dem Zelt Fußball spielen. Die Eltern mancher Kinder sitzen auf den Bänken am Platz, andere Kinder sind alleine hergekommen.
Schreibe einen Kommentar