Sie gelten als die Lungen der Erde: die Regenwälder. Sie sind der Lebensraum für eine phantastische Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten und durch die Speicherung von Kohlendioxid unentbehrliche Klimaschützer. Doch die Zerstörung des Regenwaldes scheint aufgrund vieler anderer nationaler und globaler Probleme in Deutschlands öffentlichen Bewusstsein nur ein Randthema gewesen zu sein. Lars Schäfers plädiert deshalb dafür, die Regenwälder nicht zu vergessen [erstveröffentlicht am 26.03.2014].

Südthailand. Der Pfad führt immer tiefer in das üppige Dickicht. Hin und wieder wird der unebene Weg von dicken Brettwurzeln überspannt. Links und rechts stechen leuchtende Pflanzen aus dem grünen Buschwerk hervor. Ihr fremder, exotischer Duft liegt in der Luft; die Rufe der Affen tönen durch den Wald. Oder kam das von ganz anderen Tieren? Unzählige monumentale Baumriesen, die das Kronendach der anderen Bäume überragen und durch ein Geflecht von Lianen verbunden sind. Am Ende des Pfades öffnet sich die Sicht auf ein kleines Tal, in das ein rauschender Wasserfall hinabfällt. Wer einmal auf solch einem Regenwaldpfad gegangen ist, kommt aus dem Staunen über diese vielen Eindrücke nicht mehr heraus: Der immergrüne tropische Regenwald ist ein faszinierendes Werk der Natur.

Vom dichten zum lichten Dschungel
Das Amazonasbecken in Südamerika, das Kongobecken in Zentralafrika und das indonesische Inselarchipel bilden die jeweils größten zusammenhängenden Regenwaldflächen der Erde – noch, denn der Regenwald ist gefährdet. Eigentlich nichts Neues, denn das ist seit Jahrzehnten bekannt. Doch in dem ganzen Trubel hat man den Eindruck, dass bei uns in Deutschland dieses Thema und seine Bedeutung für den globalen Umwelt- und Klimaschutz in Politik und Medien viel zu wenig Beachtung finden.
Vielerorts muss der Regenwald großflächigen Soja-, Kakao-, Bananen-, oder Palmölplantagen weichen. Für Tropenholzmöbel und Papier wird Holzeinschlag, häufig auch illegal, betrieben und wertvolle Rohstoffe, von Coltan über Kupfer bis zu Erdöl, werden für den Export geplündert. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Lebensbedürfnisse der Anwohner setzen dem Regenwald zu. Viele von ihnen sind auf Holz als Energieträger zum Kochen und Heizen angewiesen. Dies alles führt dazu, dass pro Jahr ca. 200.000 Quadratkilometer Regenwaldfläche gerodet werden – eine Fläche, fast so groß wie Großbritannien.
Ein Paradebeispiel für die drei Säulen der Nachhaltigkeit
Es zeigt sich, dass für den Schutz des Regenwaldes sowohl die ökologischen als auch die wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen des Problems wahrgenommen werden müssen. Ökologische Nachhaltigkeit als Schutz des Regenwaldes und seiner Flora und Fauna kann nicht gelingen, wenn nicht die wirtschaftlichen Interessen der jeweiligen Staaten sowie privater Firmen und die sozialen Lebensumstände und Nöte der Einheimischen mitbedacht werden.
In Deutschland ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für den Schutz des Regenwaldes und der Artenvielfalt zuständig und engagiert. Auch viele Vereinigungen und Initiativen der Zivilgesellschaft, der Nichtregierungsorganisationen und der Kirchen setzen sich für den Erhalt des tropischen Regenwaldes nach den drei Säulen der Nachhaltigkeit ein.
Den Wert des Regenwaldes bewusst machen – im Privaten wie im Öffentlichen
Was kann ich als Einzelner tun, wenn mir der Regenwald am Herzen liegt? Ich kann vor allem als kritischer Verbraucher darauf achten, dass die Holzprodukte, die ich kaufe, entsprechend zertifiziert sind. Doch hilft der Dschungel der Zertifikate auch wirklich dem Dschungel der Tropen? Nicht alle Siegel garantieren eine nachhaltige Waldwirtschaft. Auf der sicheren Seite bin ich, wenn ich mich für Produkte mit dem Siegel des Forest Stewardship (FSC) entscheide, denn dieses ist international anerkannt. Am besten ist es jedoch, auf den Kauf von Tropenholzmöbeln ganz zu verzichten, da hierbei die gesetzlichen Schutzbestimmungen in den Herkunftsländern, wie etwa in Laos oder Vietnam, nur unzureichend kontrolliert und eingehalten werden. Illegaler Holzschlag ist weit verbreitet. Auch der Verzicht auf das Tanken von Biosprit hilft dem Regenwald, da zu dessen Herstellung der Wald für Palmölplantagen, wie besonders in Brasilien oder Indonesien, gerodet wird.
Wichtig ist auch, dass das Thema Vernichtung und Schutz des weltweiten Regenwaldes immer wieder auf die Agenda von Politik und Medien gebracht wird. Nur wenn das öffentliche Bewusstsein für dieses einzigartige Ökosystem immer wieder sensibilisiert wird, können Privatpersonen, Vereinigungen und nicht zuletzt die Politik angeregt werden, Ideen zu entwickeln und zu verfolgen, die zum Regenwaldschutz beitragen. Wer einmal selbst einen Regenwald betreten hat, der weiß um seine einzigartige Schönheit und seinen unermesslichen Wert. Daher die eindringliche Bitte: Vergesst die Regenwälder nicht!
Schreibe einen Kommentar