Spätestens seit dem Tod einer Raubtierpflegerin im Kölner Zoo im August letzten Jahres, ist der Öffentlichkeit bewusst geworden, wie gefährlich der Beruf des Zootierpflegers doch sein kann. „Gerade in unserem Bereich kann es nach einem Fehler schon vorbei sein. Daher muss man Respekt vor den Tieren haben, denn so einen 220 Kilogramm schweren Tiger wehrt man nicht einfach so ab. Man muss das Tier, das vor einem steht, also in Ehren halten, mit all seinen Sinnen und Fähigkeiten die es hat. Wer Angst hat vor den Tieren, der ist hier falsch. Die Tiere spüren, wenn man Angst hat, und sie nutzen das aus.“
Es ist ein verregneter Maitag in Neuwied und nur wenige Besucher haben sich heute in den Tiergarten verirrt. Zeit für Petra Becker, seit 13 Jahren ausgebildete Tierpflegerin, Fleisch für Tiger, Löwen und co. zu portionieren und ins Kühlhaus des Futterhauses zu bringen, von wo es in den nächsten Wochen an die Raubtiere verfüttert wird. Es sieht aus wie in einer Schlachterei. Der Raum ist gefliest, mit Metalltischen ausgestattet und steril eingerichtet. An der Wand hängen überdimensional große Messer und Zangen. In der Ecke steht eine Industriesäge um gefrorenes Fleisch zu zerkleinern.
Tod, Kot und Dreck gehören zum Berufsalltag
Von der Decke hängen gehäutete Kuhhälften und Becker ist dabei, Fleischstücke in eine Wanne zu packen um diese im Kühlhaus zu lagern. Ekel darf man in diesem Beruf nicht haben. Weder vor toten Tieren noch vor Kot und Dreck. „Wer schon Probleme mit Staub auf dem Regal hat, der wird in der Tierpflege definitiv nicht froh.“ Die Tatsache, dass man Tiere selber schlachten muss, welche unter Umständen noch am selben Tag verfüttert werden, bereitete Becker am Anfang schon mehr Probleme, mit der Zeit hat sie sich aber auch daran gewöhnt. „Wer sich entschließt, Tierpfleger zu werden, der ist mit ganzem Herzen dabei.“
Reich wird man damit nämlich nicht. Wie in anderen Pflegeberufen auch. Außerdem kommen noch die Arbeitszeiten hinzu. Die Tiere wollen jeden Tag gefüttert und gesäubert werden“. Arbeiten an Feiertagen, wie Weihnachten oder Ostern ist daher nicht ungewöhnlich für Zootierpfleger und der Verdienst dafür liegt gerade mal bei 2.000 bis 2.500 Euro Brutto im Monat. Ist man sich dessen bewusst und entschließt sich dennoch, die dreijährige Ausbildung zu beginnen, durchläuft man alle Tierarten im theoretischen und praktischen Unterricht. Erst danach spezialisiert sich der Zootierpfleger auf einen Bereich. Da es mehr Bewerber als Stellen gibt, wird dieser oft durch den Arbeitsmarkt bestimmt. Becker hatte Glück, denn im Raubtier-Bereich wurde eine Stelle frei und diese haben sie schon immer fasziniert. Egal ob Tiger, Löwe, Gepard oder Puma: Besonders das Wissen, was die Tiere durch ihre Kraft und Schnelligkeit anrichten können, hat sie in ihren Bann gezogen.
Ein Beruf für "Liebhaber"
Nur ein paar Meter vom Futterhaus entfernt liegen die Gehege der Raubkatzen. Jedes von ihnen ist von einem hohen Zaun umgeben. Im Gehege steht jeweils ein Unterschlupf aus Holz, welcher mit Stroh ausgelegt ist. Der Löwe liegt entspannt in seiner Hütte und blickt gelangweilt hinaus. Regen und Kälte halten ihn wohl davon ab, sein weitläufiges Gehege zu betreten. Dieses ist mit Hilfe von Steinen, Hügeln und Büschen so gut es geht den realen Bedingungen der Natur angepasst.
Bereits seit dem 30. Mai 1841 gibt es in Deutschland zoologische Gärten und damit auch den Beruf des Zootierpflegers. Die Hauptaufgaben sind füttern, pflegen, züchten und beobachten einheimischer sowie exotischer Tiere, säubern und einrichten der Unterkünfte, die Beschäftigung der Tiere sowie verschiedene Dokumentationsaufgaben. Bei jedem Wetter müssen Zootierpfleger ihren Beruf ausüben und unter Umständen auch nachts nach dem Rechten sehen. „Es ist nun mal wirklich ein Liebhaber-Beruf“, sagt Becker, schmunzelt und geht zurück zum Kühlhaus, um die nächste Portion Fleisch zu verfüttern.
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