Es geschah an einem frühen Morgen, als ich auf dem Weg zur Bushaltestelle von einem jungen Mann sexuell belästigt wurde. Ich weiß, ich bin nicht der einzige Mensch auf diesem Planeten, der dies in seinem Leben schon einmal durchleben musste. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, meine Erfahrungen und Tipps im Umgang mit sexueller Belästigung mit euch zu teilen.

Wehre dich!
Falls ihr sexuell belästigt werdet, ist es enorm wichtig, dass ihr euch dagegen wehrt. Selbstverständlich könntet ihr euch denken: „Augen zu und durch! Ich tue einfach so, als wenn nichts wär, vielleicht hört er ja dann auf!“, allerdings darf man sexuelle Belästigung nicht einfach ignorieren, sonst wird sie vermutlich noch schlimmer oder der Täter sucht sich noch weitere Opfer, da er möglicherweise denkt, sein Verhalten sei in Ordnung. Setze also deutliche Signale und gib dem Täter deutlich zu verstehen, dass er mit seinem Verhalten eine klare Grenze überschreitet.
Als ich bemerkte, wie der Mann mich begrapschte, drehte ich mich unverzüglich um und schrie ihn lautstark an, er solle sofort abhauen und es nicht wagen, eine Frau so zu behandeln. Nie und nimmer hätte ich damit gerechnet, ich könne in solch einer Situation so reagieren. Schließlich gehöre ich doch eher zu der schüchternen Sorte von Menschen, die es gerade so schaffen jemanden nach dem Weg zu fragen. Doch in dieser Situation war es einfach notwendig, dass ich meine Stimme erhebe. Genauso kannst, darfst und musst du es auch. Trau dich nur so zu handeln!
Du trägst keine Schuld!
Es geschieht wieder und wieder, dass Opfern die Schuld für das, was ihnen widerfahren ist, gegeben wird. Wieso treibst du dich nachts auch alleine herum? Bei diesem Rock? Da wunderst du dich? Vermutlich begegnen auch dir Menschen mit diesen Fragen. Vielleicht wirfst du dir diese Dinge sogar selbst vor. So ist es mir ergangen. Tagelang habe ich mir schwere Selbstvorwürfe gemacht und mir war nicht einmal bewusst, wieso ich das tat. Ständig versuchte ich mir deshalb einzureden, dass es nicht mein Fehler war. Es dauerte eine Weile, bis ich tatsächlich verstand, dass nicht ich zu beschuldigen bin, sondern die Person, die es gewagt hat mich so respektlos zu behandeln. Auch du solltest dir bewusst werden, dass du nicht die Verantwortung für eine Tat trägst, die ein anderer Mensch begangen hat. Egal wie sehr deine Mitmenschen versuchen dir das Gefühl zu geben, du hättest quasi darum gebeten so behandelt zu werden, vergiss nicht, dass nicht du lernen musst dich richtig zu verhalten, sondern die Person, die euch das angetan hat.
Sprich darüber!
Es ist sehr einfach, über das Geschehene zu schweigen, gerade wenn man sich dafür schämt oder vor den Reaktionen seiner Mitmenschen Angst hat. Mir fällt es unglaublich schwer, in Worte zu fassen, wie sehr ich mich davor gefürchtet habe, meiner Familie und Freunden zu erzählen, was passiert ist. Ich habe mich dafür geschämt und wollte nicht noch bis ins Detail ausgefragt werden. Letztendlich machte ich mir umsonst solche Sorgen, denn ich begegnete viel Verständnis und ich bin mehr als froh, dass ich darüber gesprochen habe, da ich sonst wahrscheinlich nie darüber hinweg gekommen wäre. Daher kann ich jedem nur raten, sich nicht zu verschließen. Deine Mitmenschen können dich dabei unterstützen richtig mit dem Erlebten umzugehen. Es einfach einmal auszusprechen, wird es dir einfacher machen, darüber hinweg zu kommen.
Des Weiteren wird man dir dadurch helfen können gegen den Täter vorzugehen. Sollte es beispielsweise am Arbeitsplatz geschehen, wende dich an einen Vorgesetzten oder den Betriebsrat. Dein Arbeitgeber ist dazu verpflichtet jede Beschwerde zu prüfen und einzuschreiten. Gleichermaßen sind deine Lehrer und die Schulleitung an deiner Schule daran gebunden dem nachzugehen. Vielleicht gibt es sogar Kollegen oder Mitschüler, die ebenfalls davon betroffen sind und mit denen du dich zusammenschließen kannst, denn bei einer Sache kannst du dir sicher sein: Du bist nicht allein!
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