Jedes Jahr zur Sommersonnenwende ereignet sich am Polarkreis ein beeindruckendes Naturschauspiel: Noch bevor die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwunden sind, beginnt die Sonne, erneut aufzusteigen. So fallen Sonnenauf- und Sonnenuntergang praktisch zusammen – und das mitten in der Nacht!
Eine so vielfältige Natur, wie Schweden sie hat, haben wohl nur die wenigsten Länder zu bieten. Die unterschiedlichen Klimazonen sorgen für verschiedenste Vegetationstypen. Der Süden ist geprägt von dichten Nadelwäldern, aber auch von Feldern und Wiesen. Der Norden zeichnet sich durch karge, schneebedeckte Bergketten aus. Am besten spürbar wird Schwedens Natur – ohne Frage – beim Camping. Wenn man das Land um die Sommersonnenwende (meist 21. Juni) besucht, kann man am Polarkreis sogar die Mitternachtssonne erleben.
Eine Fährfahrt, die ist lustig; eine Fährfahrt, die ist schön
Nach Schweden reist man entweder auf dem Landweg über Dänemark oder über den direkten Seeweg. Da Grenzkontrollen während der Pandemie das Reisen erschweren, entschieden wir – das sind mein Kumpel Vincent und ich – uns für die Fahrt mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg. Wie auch schon im letzten Jahr bei unserer Tour zum Nordkap nutzten wir Vincents VW T6 California Ocean, der u. a. über eine Außendusche, Kochplatten, ein Waschbecken und eine Kühltruhe verfügt. Die Kühltruhe erweist sich dabei als besonders hilfreich, denn da die Lebenshaltungskosten in Skandinavien extrem hoch sind, sollte man möglichst viele Nahrungsmittel bereits in Deutschland kaufen. Vor allem Alkohol liegt in Schweden deutlich über dem deutschen Preisniveau. Wer also am Abend gerne ein Bier trinkt, sollte die Kiste vorab in Deutschland oder auf der Fähre kaufen. Einige Schweden nutzen die Fähre tatsächlich nur, um günstig an alkoholische Getränke zu kommen.
Northward ho, the wagon!
Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, mussten wir dem Grenzbeamten jeweils einen negativen Corona-Test vorzeigen. Das galt auch für Vincent, der zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig geimpft war. Danach begaben wir uns umgehend auf die E4, die Küstenstraße, die das gesamte Land von Süden gen Norden durchzieht. Unser erstes Etappenziel, das allerdings nicht innerhalb eines Tages erreichbar war, hieß Uppsala. Dort studiert ein weiterer Freund, Manu, der sich die Mitternachtssonne auch nicht entgehen lassen wollte und deshalb von da an mit uns reiste. Kurz vor Uppsala durchfährt man die schwedische Hauptstadt Stockholm. Selten habe ich eine so riesige und zudem wunderschöne Stadt gesehen. Ein Meerbusen der Ostsee umschließt Stockholm und direkt im Stadtinnern trennt eine Schleuse den See Mälaren von der Ostsee.
Unsere erste Übernachtung im Naturreservat hatten wir in Rotsidan an der Ostseeküste. Die Reservate und Nationalparks in Schweden bieten saubere Toiletten, Parkmöglichkeiten und gut ausgebaute Wanderwege. Deshalb war auch unsere nächste Station erneut ein Nationalpark mit dem wohlklingenden Namen „Skuleskogen“. Das Highlight des Parks ist eine tiefe Schlucht, die von glatten Felswänden begrenzt wird.
Mitternachtssonne und Polartag im Norden Schwedens
Allmählich drangen wir immer weiter in den Norden vor. Das schlug sich auch in der Temperatur nieder. Hatten wir in Uppsala und Rotsidan noch geschwitzt, herrschte jetzt eisige Kälte. Zum Glück besitzt Vincents Bulli eine Standheizung. Nach einem Zwischenstopp in Luleå, das für seine Technische Universität bekannt ist, überquerten wir nahe Jokkmokk den Polarkreis. Am Polarkreis lässt sich – wie anfangs erwähnt – die Mitternachtssonne beobachten. Feurig rot scheint die Sonne, während sie untergeht, doch steigt sie nur kurz nach ihrem Abtauchen schon wieder hinter dem Horizont auf.
Allerdings reichte es uns nicht, die Mitternachtssonne gesehen zu haben. Nun wollten wir auch den Polartag miterleben. Der Polartag besteht eigentlich aus mehreren Tagen, an denen die Sonne gar nicht untergeht. Die Anzahl der Tage steigt, je weiter nördlich man sich befindet. Am Nordpol dauert der Polartag ein halbes Jahr. Mit dem Bulli bis dorthin zu gelangen, ist natürlich unmöglich, doch den tiefsten Norden Schwedens erreichten wir schon bald. Wie nördlich wir uns nun befanden, verriet auch die Beschilderung der Straßen.
Ein eiskaltes Bad und eine Menge Rentiere
Wir übernachteten im Nationalpark Muddus in Lappland, der einen riesigen Wasserfall beherbergt. Ganz Wagemutige können im eiskalten Wasser des Beckens, das der Wasserfall unter sich geschaffen hat, baden. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und wurden dafür von den schwedischen Mitcampern als „tough guys“ geehrt. Nachdem wir im äußersten Norden die Bergbaustadt Kiruna und das norbottische Abisko besucht hatten, kehrten wir auf der E45 durch das Inland in den Süden Schwedens zurück.
Dabei mussten wir höllisch aufpassen, kein Rentier zu überfahren, von denen es dort nur so wimmelte. Zufrieden und den Kopf voller schöner Erinnerungen sowie vielfältigen neuen Eindrücken kehrten wir schließlich über den Landweg durch Dänemark zurück nach Deutschland.
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