In der Adventszeit folgen wir Bräuchen, Sitten und Gewohnheiten. Manche Sachen tun die meisten, wie Plätzchen backen, oder den Weihnachtsbaum schmücken. Andere Rituale sind ganz intim und werden von Generation zu Generation weitergegeben. In dieser Adventsreihe wollen wir uns mit vier Bräuchen auseinandersetzen. Manche mehr, manche weniger beachtet. Was steckt wirklich hinter dem Brauch? Und an was soll er uns in der Adventszeit erinnern? Am dritten Advent schauen wir uns eine schwedische Tradition an, die jedes Jahr am 13. Dezember zelebriert wird.
Ein weißes langes Kleid, ein rotes Seidenband um die Taille, ein Kranz aus Preiselbeerzweigen mit brennenden Kerzen auf dem Kopf. Am 13. Dezember ist es in Schweden Brauch, dass sich die älteste Tochter wie oben beschrieben kleidet, die Familie mit Gesang weckt und ihr ein Frühstück aus traditionellen Speisen bereitet. Saffransbröd (safrangewürzte Lucia-Brötchen), Pfefferkuchen und Glögg (schwedischer Glühwein), das erste Weihnachtsgebäck. Von der Feier in der Familie geht es dann am Luciamorgen nach draußen und die Schweden schließen sich zu Umzügen zusammen. Dann singen alle im Chor Lucia-Lieder, die die Weihnachtszeit einstimmen sollen.
Die Lichtbringerin
Die Lucia, deren wir am 13. Dezember gedenken, kommt aus Sizilien. Die heilige Lucia von Syrakus war eine Märtyrerin im frühen vierten Jahrhundert. Sie soll ihre Aussteuer und ihr ganzes Geld den Armen geschenkt haben. Der Name Lucia bedeutet übersetzt „die Leuchtende“. Als ihre Mutter krank wird, unternimmt Lucia eine Wallfahrt nach Catania zum Grab der heiligen Agathe und bittet dort um ihre Fürsprache. Die Mutter wird wieder gesund und erlaubt Lucia deswegen ihre Verlobung aufzulösen, damit Lucia ihr Leben Jesus widmen kann. Der Verlobte verrät sie und so wird Lucia hingerichtet. Nach vielen Qualen, wobei Lucia gegen einige immun gewesen sein soll, wurde sie wahrscheinlich durch einen Schwertstich getötet.
Lucia soll auch verfolgten Christen geholfen haben. Diese lebten in Verstecken und Gängen unterhalb der Stadt. Um sie mit Essen und Trinken zu versorgen, brauchte Lucia beide Hände, aber auch Licht. Deshalb trug sie eine Krone aus Kerzen auf dem Kopf. Im Mittelalter war die Lichtbringerin eine der meistgeschätzten Heiligen. Damals wurden sogar am Luciatag die Geschenke ausgeteilt, erst später wurde der 24. Dezember dafür etabliert. Die Luciafreuden, also Licht, Gesang und Plätzchen, werden auch in Schulen, Kindergärten, Altersheimen und Krankenhäusern gebracht, oft in Form einer Prozession.
Ein Licht im Dunklen
Schon 1780 soll es Ursprünge des Brauches gegeben haben. Im vergangenen Jahrhundert hat er sich allerdings sehr weiterentwickelt. Der schon erwähnte Umzug kann auch am Abend stattfinden und endet oft in der örtlichen Kirche. Dort finden wir eine Parallele zu unserer Tradition des Adventskranzes, nur dass hier nicht nach und nach eine Kerze angesteckt wird, sondern gleich alle vier auf einmal. Dabei steht die erste Kerze für Frieden; die zweite für die Öffnung der Tore, wenn der Herr erscheint; die dritte für Versöhnung; und die vierte für Freude. Das ganze Brauchtum des Luciafestes steht also in Schweden für die Verkündigung der Ankunft Jesu auf Erden und für den Beginn der Vorweihnachtszeit.
In Schweden ist es im Dezember nur wenige Stunden hell, da das Land noch nördlicher liegt als Deutschland. Deswegen ist es für die Schweden umso wichtiger, dass Helligkeit und Freude in diese dunklen Tage des Jahres gebracht werden. Dafür eignen sich Kerzen natürlich besonders. Deswegen bringt Lucia nicht nur Gaben, wie das Gebäck, sondern soll mit ihrem Lichterkranz vor allem Licht und Wärme spenden, wie damals die heilige Lucia, wenn sie durch die Katakomben ging, um den Armen zu helfen.
Licht verschenken
Ich finde es sehr schön, wie in Schweden die Botschaft vom Licht und von der Ankunft Jesu verknüpft wird. Auch Jesus will uns mit seiner Geburt Licht und Wärme schenken. Er ist immerhin der Erlöser der Menschheit. Und auch wir selbst können anderen ein Licht in der Adventszeit bringen. Es müssen ja nicht gleich Kerzen auf dem Kopf sein. Aber mit einfachen Gesten und Taten kann man Wärme schenken und den Alltag eines Menschen heller machen. Lächeln zum Beispiel erwärmt die Herzen der Menschen. Und ein netter Nebeneffekt ist, dass auch das eigene Herz dabei erwärmt wird. Das Licht wird also quasi direkt geteilt.
Mir hat auch imponiert, dass die heilige Lucia aus Syrakus, dem heutigen Siracusa stammt. Ich glaube viele von euch verbinden damit, ebenso wie ich, Flüchtlinge, die in Italien gestrandet sind. Lucia hat mit ihrem Licht verfolgten und armen Christen geholfen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch viele Flüchtlinge Hilfe und vor allem Licht brauchen. Sie haben auf ihrer Flucht dunkle Stunden erlebt, vielleicht Freunde und Familie verloren oder zurücklassen müssen. Nutzen wir doch die Gelegenheit der Adventszeit und des Luciatages, um auch ihnen ein Licht zu schenken.
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