In Cartagena lerne ich eine ganz andere Schönheit Kolumbiens kennen als in Tayrona. Die Kolonialstadt ist einer der prächtigsten Orte, die ich bisher gesehen habe. Man kann sich fast vorstellen, dass hier noch Piraten und Sklavenhändler ihr Geschäft betreiben. Cartagena ist eine Stadt voller Musik, Farben und Kultur. Unseren Ausflug beenden wir mit einem Kurzurlaub an einen Traumstrand der Halbinsel Baru und feiern mit einem Junggesellinnenabschied am Strand in den Sonntag hinein.
Cartagena de Indias – Alte Piratenstadt
Recht spät nahmen wir am Donnerstag den Bus in Richtung Cartagena. Die Klimaanlage friert uns wieder zu Eisklötzen. Als wir ankommen, ist es schon dunkel. An der Busstation wird uns geraten, ein Taxi zu nehmen, spazieren sei zu gefährlich. Wir klappern verschiedene Hotels ab, alle sind ziemlich teuer. Wir entscheiden uns irgendwann für eines, das in dem hippen Viertel Getsemaní liegt. Die Altstadt ist zwar wunderschön, aber noch teurer. Und so landen die meisten Backpacker mittlerweile hier. Dementsprechend entspannt ist auch die Stimmung. An jeder Ecke finden sich günstige Restaurants, Arepa-Stände (Arepas sind gefüllte Maisfladen, die meist frittiert werden) und Kioske, die billig Alkohol anbieten. Eine Ein-Liter-Flasche Bier kostet 3000 Pesos, das ist weniger als ein Euro!
Der koloniale Baustil, für den Cartagena so bekannt ist, ist auch hier allgegenwärtig. Verwahrloste Gestalten sitzen an Türeingängen, mit Backbacks bepackte, schwitzende Gringos (so werden Amerikaner hier genannt, oft aber einfach alle Weiße) laufen auf der Suche nach einer Unterkunft durch die Gassen, und unter all dem Dreck glänzt die Schönheit vergangener Zeiten. Wir spazieren durch die Gassen bis zur Altstadt und sind hin und weg. Im schummrigen Licht der Straßenlaternen könnte man sich fast vorstellen, noch im goldenen Zeitalter der Piraterie zu leben. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich. Überall wachsen Palmen, die Häuser sind wunderschön bunt und haben große Balkone mit Holzbalustraden und sind gesäumt von bunten, großen Blumen.
Bunt, voll, fröhlich – Stadt der Farben
Schlussendlich landen wir in einer Bar, in der eine afrokolumbianische Band ihre fröhliche Musik zum Besten gibt. In der Pause kommt das Lied „Yo von Ganao“ von Sistema Solar, das für mich am besten die sorglose Stimmung in Cartagena wiederspiegelt. Verrückt und gut gelaunt.
Am nächsten Tag spazieren wir über die begehbare alte Stadtmauer und sehen ein bisschen was von dem zweiten Gesicht Cartagenas: Die Stadt hat eine beeindruckende Skyline, die in einem starken Kontrast zu der historischen Altstadt steht. Wir landen in der Universidad de Cartagena, in welcher der berühmte kolumbianische Autor Gabriel Garcia Márquez begraben ist. Eines seiner Zitate habe ich mir für diese Reise besonders zu Herzen genommen.
„Das Leben ist nicht das, was man gelebt hat, sondern das, woran man sich erinnert und wie man sich daran erinnert – um davon zu erzählen.“ (aus dem Memoirenband: “Leben, um davon zu erzählen”, 2002).
Castillo de San Felipe de Barajas
Später besichtigen wir das Castillo de San Felipe de Barajas, die größte Festungsanlage, die die Spanier während ihrer Herrschaft in Südamerika errichteten. Hier wurde im Jahr 1741 ein bedeutender Kampf ausgetragen: Eine Armee Englands mit 20.000 Mann belagerte die Festung, in der sich der „halbe Mann“ Admiral Blas de Lezo y Olavarrieta mit lediglich 3.500 Soldaten verschanzte. Durch zahlreiche Kriegsverletzungen hatte er ein Auge, einen Arm und ein Bein verloren, daher der Name. Tatsächlich schaffte er es, die Stadt zu verteidigen. Eine schicksalsträchtige Schlacht: Hätten die Engländer gewonnen, würde man heute in dieser Region sonst vielleicht Englisch statt Spanisch sprechen.
Abends machen wir dann einen super lustigen Tanzkurs in einem anderen Hostel, wo wir Salsa und Champeta tanzen lernen. Danach entspannen wir am Pool des Hostels und gehen später feiern. Früh am nächsten Morgen geht es auf nach Baru. Das ist eine Halbinsel in der Nähe – das Paradies schlechthin.
Das Transportsystem in Kolumbien – zum Abgewöhnen!
Vorab muss ich mich aber erst einmal aufregen: Es ist unmöglich, in Kolumbien irgendetwas vernünftig zu planen. Nirgends findet man verlässliche und einheitliche Angaben zu Transportmöglichkeiten. Man muss auf Aussagen Einheimischer und Bekannter vertrauen, aber jeder sagt etwas anderes. Und so braucht man einfach Glück. Das hatten wir dieses Mal definitiv nicht. Wir ließen und von einem Mann bequatschen, der uns für einen hohen Preis in einen Bus setzte und einen zerknitterten Zettel mit unleserlichen Hieroglyphen in die Hand drückte, das „Rückfahrtticket“. Wir sollten uns bei seiner Schwester melden, die „La Gorda“ heißt (Die Fette). Am Strand waren gefühlt tausend Menschen, aber wir fanden sie tatsächlich. Das versprochene Mittagessen bekamen wir nicht, und auch Hängematten hatte sie keine.
Als wir zurück nach Cartagena wollten, wurde unser Ticket nicht akzeptiert, weil scheinbar nicht „Rückfahrt“ draufstand. Wir haben über eine halbe Stunde diskutiert. Als ich schon fast aufgegeben hatte, gaben sie endlich nach und wir bekamen dann doch noch einen Platz in einem Bus. Der Busfahrer meinte, dann in Cartagena er könne uns direkt am Busterminal rauslassen, wollte dann aber später Geld dafür. Danach waren wir alle ein bisschen ernüchtert von so viel Unehrlichkeit. Das kommt eben mit dem Tourismus und ist wirklich anstrengend und ärgerlich.
Noch ein Paradies
So, jetzt zu Baru. Es ist traumhaft! Das Wasser schimmert türkisblau, der Strand ist weiß und gesäumt von bunten Hütten. Wir fanden das genialste Hostel überhaupt: Im Erdgeschoss gibt es eine Bar und darüber hängen Hängematten, in denen wir auch geschlafen haben. Wir entspannen den Tag über am Strand und genießen das Karibikparadies, gehen schwimmen und lesen in der Hängematte.
Abends machen wir eine Tour, um mit Plankton zu schwimmen. Es ist schon dunkel, als unser kleines Boot sich durch die Wellen pflügt. Das Meer ist wärmer als die Luft und die Sterne funkeln (oh Gott klingt das kitschig. Aber es war so!). Große Fledermäuse fliegen ganz nahe an der Wasseroberfläche vorbei. Wir fahren in einen Süßwassersee, der mit dem Meer verbunden ist. Im ersten Moment denke ich, dass man gar kein Plankton sieht und bin schon enttäuscht. Aber dann erklärt uns der Kapitän, dass es nur bei Bewegung leuchtet. Und so springen wir alle ins Wasser (was wirklich ein bisschen unheimlich ist bei diesem See in den Mangroven, ich will gar nicht wissen was da für Tiere leben). Und sofort fühle ich mich wie ein Gespenst. Neonfarben leuchtet das Wasser dort, wo man sich bewegt. Man kann sogar die einzelnen Partikel sehen und wenn man langsam den Arm aus dem Wasser zieht, fließen viele grüne Punkte herunter. Es ist unbeschreiblich und einzigartig.
Zurück am Strand werden wir auf einen Junggesellinnenabschied an der Strandbar eingeladen. Es ist meine erste Party an einem Strand – einfach legendär. Wir trinken Cocktails aus Kokosnüssen und gehen zwischendurch im Meer schwimmen. Ich habe schon wieder so viele unglaubliche Dinge gesehen, die ich nie vergessen werde. Sowohl Cartagena als auch Baru sind unbeschreiblich schön und definitiv ein Must-See für alle Kolumbienreisenden!
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