Als Spieler eckte Mario Basler gerne mal an, verblüffte dann aber wieder mit seinen fußballerischen Fähigkeiten, wenn er etwa eine Ecke direkt verwandelte. Mittlerweile stellt sich Basler unternehmerisch jedoch nicht nur in der Welt des Sports auf.

„Ich laufe in einer Stunde so viel wie andere Arbeitnehmer in acht“
Manchmal fügen sich die Dinge, die auf den ersten Blick nicht wirklich zueinander passen. Bei genauerem Hinsehen harmonisieren sie aber trotzdem. Das aktuellste Beispiel: Mario Basler und die Bühne. Basler, der bis in die frühen Anfänge dieses Jahrhunderts als Spieler im Profifußball aktiv war, fiel in seiner Karriere stets durch einige charakteristische Merkmale auf, die ihn von seinen Kollegen abgrenzten: Begrenztes Trainingspensum, dafür umso erstaunlichere Leistungen auf dem Platz und unterhaltsame Anekdoten und Sprüche außerhalb des Feldes. Seine Ambivalenz erkannte er wohl selber und sagte einst über sich: „Eigentlich bin ich ein Supertyp. Aber ich kann auch ein richtiger Arsch sein.“ Auch zu seiner Arbeitsleistung hatte er eine klare Meinung, denn ihm war bewusst: Was zählt, passiert am Wochenende im Stadion. „Ich laufe in einer Stunde so viel wie andere Arbeitnehmer in acht“, verdeutlichte er dies mit einem etwas schrägen Vergleich.
Der Mensch Basler wusste also früh, auch abseits seiner Rolle als Profifußballer zu unterhalten und führt dies nun nahtlos fort: Bereits 2018 startete er mit einer Liveshow und zog durch Deutschland, um in gewohnt amüsanter Weise über sein Leben und Wirken als Sportler zu berichten. Dass er zu vielen Themen eine Meinung hat, ist bereits durch seine Tätigkeit als TV-Experte bekannt. Und auch seine Tour geht er mit der Maxime an, „alles authentisch“ zu erzählen, wie er der Berliner Morgenpost erzählte.
„Buch schreiben macht jeder.“
Den unter Fußballern durchaus gängigen Schritt, nach dem Karriereende ein Buch zu schreiben, umgeht Basler, der schon die Dinge schon immer gerne anders als andere machte, indem er sein Leben auf der Bühne erzählt. Denn: „Buch schreiben macht jeder.“ Er wählte erneut einen anderen Weg, und wird doch ans Ziel kommen – vorausgesetzt, das Ziel ist in diesem Fall eine stetig bleibende Medienpräsenz. Die ist bei Basler eh schon gegeben, wie die Teilnahme an diversen TV-Formaten wie etwa „Promi Big Brother“ oder einer Tanzshow in der Vergangenheit bewiesen. Der Gang auf die Bühne kann dann also doch nicht wirklich überraschen, und Basler hat ja tatsächlich einiges zu erzählen.
1968 in Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) geboren, landete er 1984 mit 16 Jahren in der Jugend des 1. FC Kaiserslautern. Zunächst riss er beim Verein, zu dem er später noch einmal zurückkehren sollte, keine Bäume aus: Nach zwei Jahren bei den Amateuren und nur einem Bundesligaeinsatz am letzten Spieltag der Saison 1988/1989 wechselte er in die 2. Bundesliga zu Rot-Weiß Essen, um endlich im Profifußball Fuß zu fassen. Der Plan ging mit 54 Einsätzen in zwei Jahren auch auf, doch der Zwangsabstieg wegen Lizenzentzugs im Jahr 1991 veranlasste Basler zu einem erneuten Wechsel.
Hinauf in den Profi-Fußball
Die nächste Station war Hertha BSC, die gerade aus der Bundesliga abgestiegen waren. Dort agierte er zunächst als Abwehrspieler, wurde dann aber im Mittelfeld eingesetzt und bewies seine Treffsicherheit. Erneut blieb er zwei Jahre, und erneut verbesserte er sich: Mit seinen Leistungen hatte sich Basler für die Bundesliga empfohlen, sodass er schließlich bei Werder Bremen landete. Dort erreichte er schnell die Stammelf und schnupperte an seinem ersten Titel: In der Saison 1994/1995 steuerte Basler 20 Tore in der Bundesliga bei und wurde so Torschützenkönig, doch der ganz große Coup wurde verpasst – mit einem 1:3 am letzten Spieltag gegen den FC Bayern verspielte der SV Werder noch die Meisterschaft. Die folgende Saison verlief für die Bremer weniger erfolgreich, Basler hingegen bestätigte seine Leistungen und kletterte auf der Karriereleiter weiter: Mit dem Wechsel zum FC Bayern München zu Saison 1996/1997 machte er schließlich den Schritt zum Rekordmeister.
Es sollte seine sportlich erfolgreichste Zeit folgen: Bereits in der ersten Saison wurde er Deutscher Meister, in der folgenden Spielzeit gewann der FC Bayern den DFB-Pokal – Basler-Tor im Finale inklusive. Die Saison 1998/1999 sollte eine ganz besondere Geschichte beherbergen: Erneut wurde der FCB Deutscher Meister, doch dies war auch schon damals eher Regel als Ausnahme. In der selben Spielzeit erreichte der Verein aber auch das Finale der Champions League, das dem Verein ein mittelschweres Trauma verpasste: Basler höchstpersönlich sorgte früh per Freistoß für das 1:0 gegen Manchester United, der FCB vergab weitere Chancen.
Eine Lebensmaxime: stets das Beste aus jeder Situation machen
Als das Spiel entschieden schien und der damalige FCB-Präsident Franz Beckenbauer bereits im Fahrstuhl war, um zur Zeremonie der Pokalübergabe zu gelangen, geschah das Unfassbare: Manchester traf in der Nachspielzeit binnen 102 Sekunden zweimal und entriss den Münchnern den bereits sicher geglaubten Titel auf die denkbar grausamste Art und Weise. Auch Basler, der in der 89. Minute beim Stand von 1:0 ausgewechselt worden war, war zunächst geschockt – entsann sich dann aber schnell seiner Lebensmaxime, stets das Beste aus jeder Situation zu machen, und startete mit einigen Mitspielern eine große Party. „Einige haben nicht verstanden, dass wir am Ende noch in Partystimmung gekommen sind, aber wir wussten, wir konnten uns keine Vorwürfe machen“, erklärte er Jahre später gegenüber dem Merkur.
Die ganz große sportliche Krönung wurde Basler also verwehrt, und auf den letzten Metern in München kam es zu einer weiteren unschönen Geschichte: Im November 1999 suspendierte ihn der FC Bayern nach einer Rangelei in einem Wirtshaus. Ziemlich schnell wechselte Basler erneut zum 1. FC Kaiserslautern, musste sich jedoch zunehmend mit Verletzungen herumplagen. Nach vier Jahren dort ging Basler schließlich nach Katar und spielte dort noch eine Saison beim Al-Rayyan-Sport-Club, bevor er seine Profikarriere beendete. Am Ende blieb neben den sportlichen Erfolgen auch eine kuriose Spezialität Baslers in Erinnerung: Einen Eckball direkt zu verwandeln, alleine in der Saison 1994/1995 gelang ihm dies dreimal.
„Jede Seite hat zwei Medaillen.“
Der Spieler Basler verabschiedete sich so mit der Bilanz von zwei Deutschen Meisterschaften und zwei DFB-Pokal-Siegen, doch lange musste die hiesige Fußball-Szene nicht ohne Basler auskommen: Nach dem Beginn der Funktionärslaufbahn als Präsident des ATSV Wattenheim im Januar 2001 wurde Basler 2004 Teammanager beim damaligen Drittligisten Jahn Regensburg, nach nur gut einem Jahr wurde er jedoch entlassen. Es folgten diverse Trainerstationen, die jedoch nie lange anhielten: Bei TuS Koblenz stieg Basler als Assistent ein (2007-2008), bevor er bei Eintracht Trier (2008-2010), Wacker Burghausen (2010-2011) sowie Rot-Weiß Oberhausen (2011-2012) als Cheftrainer tätig war. Auch die Tätigkeit als Geschäftsführer Sport bei Lokomotive Leipzig, die er im Januar 2015 antrat, wurde nach einem guten Jahr wieder beendet.
Die bislang letzte Trainerstation geriet besonders kurz: Das Engagement bei Rot-Weiß Frankfurt hielt nur von Oktober bis Dezember 2017, war allerdings schon zu Beginn auf diese Dauer begrenzt. Die Tätigkeit von der Seitenlinie war von keinem großen Erfolg geprägt, doch nun zieht es Basler auch wieder auf den Rasen: Zur Saison 2019/2020 beginnt er beim Kreisligisten TSG Eisenberg (Rheinland-Pfalz) seine Tätigkeit als Berater, und will auch selber nochmal auf dem Rasen auflaufen. Wie viel Zeit ihm dafür bleibt, ist nicht ganz klar, denn daneben hat Basler noch weitere Geschäftsfelder in sein Portfolio aufgenommen: In Cala Ratjada an der Ostküste von Mallorca eröffnete er ein Restaurant, kürzlich kam die Eröffnung einer Shisha-Bar in Eisenberg hinzu. Der Fußballer Basler stellt sich auch abseits des Sports auf, oder wie er selbst einst sagte: „Jede Seite hat zwei Medaillen.“
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