Josefine Preuß kommt gerade frisch aus den Dreharbeiten des sechsten Teiles der bekannten Lotta-Reihe „Lotta und der Ernst des Lebens“. Lotta ist eine recht verpeilte aber zugleich schlagfertige Person, die ihr Leben noch nicht in den Griff bekommt. Und da sitzt sie nun in einem lockeren Kapuzenpullover. Ein Interview über den Film, die Größe und das Leben.

Frau Preuß, worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Tatsächlich musste ich heute Morgen, als ich im Flugzeug saß, wegen der Englischkünste des Bordpersonals ein paar Mal innerlich beherzt lachen. Ich bin immer wieder verwundert über die oft bizarren, aber dennoch lustigen Durchsagen des Zug- oder Flugpersonals. Allerdings lache ich auch generell gerne. Ich bin ein positiver Mensch und zaubere auch anderen Menschen gerne ein Lächeln ins Gesicht.
Die Rolle „Lotta“ und die Besonderheit ihrer charakterlichen Verschiedenheit
Lotta und der Ernst des Lebens. Klingt zunächst ziemlich ernst und das ist der Film zum Teil auch. Wie müssen wir uns den Verlauf der Dreharbeiten vorstellen?
Lotta ist für mich inzwischen eine Herzensangelegenheit. Denn nicht häufig darf man die Entwicklung eines Menschen so nah miterleben. Vor allem aber bedeutet es, einmal im Jahr nach Hause kommen und zu wissen, dass du ein Teil dieser wunderbaren Familie bist. Die Dreharbeiten verlaufen meist sehr harmonisch und wie in einer richtigen Familie gibt es natürlich auch mal lustige und bewegende Momente.
Zu ihrem Charakter zählen eine gewisse Schlagfertigkeit und Verpeiltheit zugleich. Würden Sie eine dieser Eigenschaften auch auf sich projizieren?
Nein, Lotta und mich verbindet charakterlich gar nichts und genau das macht diese Rolle so besonders. Lotta redet zuerst und denkt in der Folge, hat ein Kind und mag Berlin überhaupt nicht. Ich hingegen denke und spreche dann, habe kein Kind und fühle mich in Berlin zugleich sauwohl. Die Gegensätze könnten also nicht konträrer sein und deshalb liebe ich diese Rolle.

Alleinerziehende Eltern: Respekt statt Stigmatisierung
Lotta ist Anfang 30, alleinerziehende Mutter, lebt in einer WG und ist zugleich beruflich erfolgreich. Soll der Film auch auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam machen, nämlich, dass Familie und Karriere nur schwer miteinander vereinbar sind?
Ich bin dagegen, alleinerziehende Mütter oder Väter als Problem zu sehen. Ganz simpel betrachtet ist es eine neue, situationsbezogene Lebensphase. Lieber ziehe ich meinen Hut, weil es oftmals sicherlich eine enorme Belastung darstellt. Kinder jedoch glaube ich, sind sehr genügsame Wesen, da sie sich rasch an neue gegebene Situationen gewöhnen können. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Auch denke ich, dass die Bildung einer Patchwork-Familie oder WG nicht schlecht ist. Wir leben in einer neuen, anderen Zeit.
Inwieweit hat Sie diese Rolle sowohl in Ihrer persönlichen als auch schauspielerischen Entwicklung geprägt?
Ich bemühe mich immer, meine Rolle und mein Privatleben stringent voneinander zu trennen. Doch Lotta ist mir ans Herz gewachsen, ich mag sie sehr. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die fiktive Person einen Platz in meinem normalen Leben einnimmt. Gerade weil wir so verschieden sind, genieße ich es ein paar Mal im Jahr Lotta sein zu dürfen.
Auf eine Komödie folgt ein Drama: Das Prinzip der Abwechslung
Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?
Eigentlich bestand mein Wunsch schon immer darin, Schauspielerin zu werden. Doch klar schwingt das Pendel mal hin und her. So wollte ich zu Beginn Clown, dann Gerichtsmedizinerin werden. Nun sage ich, dass ich den besten Job der Welt habe, weil ich theoretisch jeden dieser Jobs spielen kann.
In Ihrer bisherigen Laufbahn spielten Sie sowohl in „Der Sacher“ als auch in der Serie „Türkisch für Anfänger“ mit. Zwei grundverschiedene Themen und Genres. Worin besteht für Sie die Herausforderung und was reizt Sie daran?
Ich bevorzuge grundsätzlich kein Genre. Für mich bedeutet das Wechselspiel die größte Herausforderung, die Verschiedenheit des Dramas sowie der Komödie. Vor allem historische Filme brauchen immer eine gute Vorbereitung auf der schauspielerischen, aber besonders auch auf der geschichtlichen Ebene. Man lernt ungemein viel dazu. Genauso gerne spiele ich aber auch Lotta. Es fühlt sich wunderbar an, wenn ich nach einer Komödie wieder ein Drama drehen darf.
Weil die Abwechslung somit wieder gegeben ist?
Richtig, die Abwechslung ist ein wichtiger Aspekt, denn dadurch sehen mich auch die Zuschauer in immer anderen Rollen und Filmen.
Kleinsein ist kein Makel
Trotz Ihrer bisher erfolgreichen Laufbahn betonen Sie immer wieder, dass Sie auch mit Ihrer Körpergröße ernst genommen werden möchten. Fühlen Sie sich nun von Ihrem Publikum ernst genommen oder schwingt da immer noch das Bild der „kleinen süßen“ Josefine mit?
Glücklicherweise kann ich nun behaupten, dass ich mich vollumfänglich ernst genommen fühle.
Manchmal kann Kleinsein auch ein Vorteil sein.
Sicherlich, wir wissen uns zu helfen, insofern habe ich meine Größe auch nie als Makel empfunden.
Letztendlich kommt es doch auf die wahre Größe, nämlich die des Charakters an. Finden Sie, dass der Umgang mit der Körpergröße ein gesellschaftliches Problem ist?
An unserer Körpergröße können wir nichts ändern, weshalb wir versuchen sollten, aus ihr das Maximum herauszuholen. Auch mag ich den Begriff „klein“ nicht so sehr, er wirkt so denunzierend. Ich sage lieber: kurz. Ich sehe aber kein gesellschaftliches Problem, da gibt es viel wichtigere Dinge.
Was macht Josefine Preuß, wenn Sie nicht vor der Kamera bzw. am Set ist?
Ich kann manchmal eine totale Couchpotato sein, dann schaue ich nächtelang Serien oder Filme. Außerdem unternehme ich gerne Städtereisen, gehe ins Kino oder treffe Freunde. Der ganz normale Alltag eines jeden Menschen eben.
Zum Schluss: In welche Rolle möchten Sie unbedingt einmal schlüpfen?
Eine interessante Frage. Vor allem fasziniert es mich, zu hören, in welchen Rollen mich außenstehende Menschen bzw. Beobachter sehen. Ich durfte bereits in unglaublich schöne und vielseitige Rollen schlüpfen, sodass ich mich nun immer überraschen lasse. Ich schließe kein Genre kategorisch aus. Mich reizen jene Charaktere, die am weitesten von meiner Person entfernt sind.
Liebe Frau Preuß, vielen Dank für das Gespräch!
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