Zwei einflussreiche, englische Männer stellten sich im 15. Jahrhundert gegen ihren König und seine beabsichtigte Ehescheidung. John Fisher und Thomas Morus mussten diese Entscheidung mit dem Leben bezahlen – und blieben so ihrem Gewissen treu.
John Fisher wurde 1469 in England geboren. Er wurde Priester und erhielt Zugang zum königlichen Hof, als er Beichtvater der Mutter von König Heinrich VII. wurde. 1504 wurde John Fisher Bischof von Rochester und schließlich auch Beichtvater von Katharina, der Frau des englischen Königs. Die Karriere von Thomas Morus verlief anders, doch auch er erlangte großes Ansehen und Einfluss beim König. Morus wurde 1477 oder 1478 in London geboren. Er hatte ebenfalls überlegt, Priester zu werden, sich dann aber dagegen entschieden. Thomas Morus wurde Rechtsanwalt und Mitglied des Parlaments. Er machte schnell Karriere, wurde Untersheriff, Sprecher des Parlaments und schließlich Sekretär des Königs.
Heinrich VII. und die Ehescheidung
Beiden Männern wurde eines zum Verhängnis: König Heinrich VII. und seine Frau konnten keine Kinder bekommen. Daher wollte der König sich von seiner Frau trennen und seine Geliebte Anna Boleyn heiraten. Das aber war und ist nach dem Glauben der katholischen Kirche nicht möglich. Allenfalls durch ein Privileg des Papstes hätte die Ehe für aufgelöst erklärt werden können; das aber verweigerte der Papst.
König Heinrich VII., der sich zunächst noch gegen die reformatorische Bewegung um Martin Luther gewehrt hatte, erklärte sich nun zum Oberhaupt der englischen Kirchen und ermöglichte sich selbst die Scheidung von seiner Ehefrau, um Anna Boleyn heiraten zu können.
Gefangennahme und Tod
Diesen Schritt verurteilten John Fisher und Thomas Morus scharf. 1534 lehnten es beide ab, einen Eid auf die Ungültigkeitserklärung der Ehe von Heinrich VII. abzulegen. Beide weigerten sich ebenfalls, die Oberherrschaft des Königs anstatt des Papstes über die englische Kirche anzuerkennen. Dabei muss beiden klar gewesen sein, dass dies trotz ihrer vertrauensvollen Stellung nicht ohne Konsequenzen bleiben würde. Und so wurden John Fisher und Thomas Morus verhaftet. Fisher wurde am 22. Juni 1535, Thomas Morus am 6. Juli des gleichen Jahres geköpft.
Mahnmal für die Ökumene
Diese Konsequenz vor Augen, hatten sich Fisher und Morus doch dem Druck des Königs nicht gebeugt. Sie waren vielmehr ihrem Gewissen gefolgt. Das Zweite Vatikanische Konzil stellt in der Konstitution „Gaudium et spes“ (GS) über das Gewissen fest: „Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich selbst nicht gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen anruft“ (GS 16). Dieser inneren Stimme konnten Morus und Fisher nicht widersprechen.
Und gleichzeitig ist ihr Tod auch ein Mahnmal für die Ökumene, die Einheit der Christen. Jesus hatte am Ende seines Lebens seinen Jüngern gesagt. „Alle sollen eins sein“ (Joh 17,21). Im Lauf der Jahrhunderte haben sich immer wieder verschiedene Glaubensrichtungen des Christentums ausgebildet – oft verbunden mit großem Leid, das sich die Konfessionen gegenseitig zugefügt haben. Thomas Morus und John Fisher sind zur Aufforderung an die Kirchen geworden, diese Trennung zu überwinden – und dem Wort Jesu gemäß wieder eins zu werden.
Reinhard Doleschal
Ein sehr guter Artikel über die beiden Heiligen und die Zeit und Umstände in denen diese lebten…