Eine junge Irin macht sich auf, in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Hin und hergerissen zwischen der alten und der neuen Welt, muss sie schließlich eine Entscheidung treffen. Der mehrfach nominierte Oscar-Favorit „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“ erzählt von Liebe, faszinierender Neugier und der ewigen Anziehungskraft der Heimat. Ein f1rstlife-Filmtipp.
1952 hat Irland wenig zu bieten. Die Wirtschaft kann sich nach dem Krieg nicht erholen, kaum jemand hat Arbeit und der ständige Regen hält die Menschen in ihren eh schon engen Städten in den Häusern gefangen. Eilis Lacey (Saoirse Ronan) hat es da eigentlich noch ganz gut angetroffen. Jeden Sonntag arbeitet sie in dem kleinen Krämersladen in ihrer Heimatstadt Enniscorthy und besucht am Samstag den Tanz im Gemeindesaal. Doch das kann es nicht sein. Schon lange fliehen ihre Landsleute in Scharen von der kleinen Insel über den Atlantik nach Amerika, auf der Suche nach einem besseren Leben, Arbeit und nicht zuletzt nach einem Abenteuer in dem großen, fernen, schillernden Amerika. Die Großzügigkeit eines Pfarrers ermöglicht Eilis schließlich die Überfahrt und nach einer kräftezehrenden Reise tritt Eilis durch die Tür des Hafenzolls auf die Straßen ihrer neuen Heimat New York.
Fromme, irische Mädchen statt bärtige Hipster
In Brooklyn kommt Eilis in einer Frauenpension unter und beginnt ihre Arbeit in einem noblen Kaufhaus. Dabei zeigt sich uns ein Brooklyn, wie wir es heute nicht mehr kennen. Anstelle der bärtigen Hipster auf Longboards, die an unendlichen Szene-Cafés vorbeirauschen, dort wo Kunst und Freiheit ganz groß geschrieben wird, wurden die Straßen vor über 60 Jahren von den frommen irischen Mädchen regiert. Blusen waren hochgeknöpft und der einzige Kick ist auch hier der allwöchentliche Samstagabend in der Pfarrgemeinde. Eilis versucht sich, von Heimweh fast benommen, zu fügen, Freunde zu finden, ein bisschen Spaß zu haben. Doch das gelingt ihr weder bei der Arbeit, noch in der Pension, wo doch so viele Mädchen leben. Immer wieder reißen die Briefe ihrer Schwester die frisch verheilten Heimwehwunden auf.
Doch das soll sich bald schlagartig ändern. An einem dieser Samstagabende lernt sie den italienischstämmigen Tony kennen. Ein Tanz, ein Gespräch, ein Spaziergang nach Hause und hat Eilis Wurzeln geschlagen. Und als sie beginnt aufzuleben erreicht sie ein Anruf aus der Heimat. Das Schicksal schlägt zu und Eilis muss erneut den Weg über den Ozean antreten und zurück in ihre alte Welt, die ihr, mit dem Ozean dazwischen, mitterweile ein wenig fremd ist. Doch wie es nun einmal so ist wenn man nach einer Ewigkeit nach Hause kommt: man verfällt schnell der alten Gemütlichkeit und kann sich nur schwer von den Ketten der Gewohnheit lösen. „Heimat ist eben Heimat,“ weiß da ein kluger Spruch.
Da bietet sich ganz plötzlich eine Anstellung in der Nachbarschaft an, sie trifft alte Freunde wieder und zu guter Letzt macht ihr ein alter Schulfreund den Hof. Eilis beginnt zu zweifeln. An ihrer Ausreise, an dem Leben in dem fernen Land und an Tony. Und während der in Brooklyn sehnlichst auf sie wartet, schlüpft Eilis kurzerhand in ein neues Leben. „Brooklyn“ erzählt eine Geschichte, wie sie sich in dieser Zeit wohl zu tausendfach zugetragen haben muss. Junge Mädchen fliehen in einem Rausch aus der Öde und Perspektivlosigkeit in die große weite Welt und müssen trotz aller Magie des Neuen feststellen, wie stark doch das Band zwischen Herz und Heimat ist. Eigentlich ganz untypisch für Hollywood, wird hier ganz undramatisch aber auf sehr authentische und gefühlvolle Art eine Geschichte erzählt, in der wir uns alle wiederfinden können und uns ganz stark an die zwei Herzen in unserer Brust erinnern: Das eine, dass brennt und schmerzt, wenn wir uns zu lange von der Heimat abgewendet haben und das andere, dass vor Aufregung nicht stillsteht, wenn wir uns aufmachen, Neues zu entdecken und uns an einem neuen Ort ganz neu zu erfinden.
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