Die Bibel berichtet: Gott hat die Welt erschaffen. Wir wissen immer mehr über die Entstehung der Welt. Lässt sich der Glaube an Gott als den Schöpfer der Welt mit der Naturwissenschaft vereinbaren? Von Benedikt Bögle.

„Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen 1,1). Mit diesen Worten beginnt die Bibel. Gott erschuf demnach in sechs Tagen die Welt: Er schuf das Licht, den Himmel, die Erde, allerlei Tiere und schließlich auch den Menschen. Am siebten Tag ruhte Gott. Die naturwissenschaftliche Erkenntnis ist heute deutlich: Das kann so nicht passiert sein. Die Erde entstand im Verlauf von Millionen von Jahren. Tierarten – wie etwa die Dinosaurier – haben sich entwickelt und sind wieder verschwunden. Das Leben begann, sich ganz langsam zu entwickeln – von Mikroorganismen über Tiere bis hin zum Menschen.
Ist die Schöpfungsgeschichte falsch?
Ist aber dann nicht die Schöpfungsgeschichte falsch? Und müsste dann nicht auch der Glaube an Gott als den Schöpfer der Welt falsch sein? Tatsächlich gibt es einige christliche Gruppierungen, die die Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen und deswegen meinen, die Naturwissenschaft läge falsch. Man spricht von den sogenannten „Kreationisten“, die unter anderem die Evolutionstheorie ablehnen. Die Welt könne nur in sechs Tagen erschaffen worden sein, wenn die Bibel das so berichtet.
Allerdings lohnt sich ein genauer Blick in die Bibel. Denn: Direkt an die erste Schöpfungsgeschichte schließt sich eine zweite an. Hier wird erzählt, dass Gott den Menschen aus dem Erdboden formt und ihm Leben einhaucht. Schließlich erschafft er einen zweiten Menschen, weil der erste einsam ist. Die Geschichten passen nicht so ganz zueinander. Die Bibel selbst macht deutlich: Wir überliefern zwei Erzählungen über die Erschaffung der Welt. Ganz wortwörtlich kann man sie daher wohl nicht nehmen.
Leben aus dem Wasser
Sicher: Die Bibel liegt mit der Schöpfungserzählung in einem gewissen Sinn richtig. Die Reihenfolge der einzelnen Schöpfungstage passt ganz gut mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zusammen: Am Anfang steht nicht der Mensch, sondern die Elemente: Licht, Wasser, Erde.
Unter den Lebewesen ist dann wieder der Mensch nicht der Erste, der geschaffen wird, sondern die Tiere: Erst die Lebewesen im Wasser, dann in der Luft, am Schluss auf der Erde. Auch das scheint mit der Evolutionstheorie eigentlich ganz gut zusammenzupassen: Aus dem Wasser heraus entwickelte sich das Leben.
Die Bibel ist kein Lehrbuch
Gleichzeitig sollte man auch mit solchen Überlegungen vorsichtig sein. Die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Lehrbuch und will das auch gar nicht sein. Es geht der Bibel um grundsätzliche theologische Gedanken. Besonders wichtig ist die Feststellung, die direkt am Beginn der Bibel steht: „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.“
Das heißt: Die Welt ist nicht nur ein großer Zufall oder sogar Unfall. Es gibt die Welt, weil Gott das so wollte. Diese Aussage ist viel entscheidender als die Frage, was an welchem Tag geschaffen wurde. Ob Evolutionstheorie oder Big-Bang: Keine naturwissenschaftliche Theorie kann der biblischen Aussage widersprechen, dass Gott die Welt wollte, dass er sie geschaffen hat.
Die Schöpfung ist gut
An jedem Tag schaut Gott auf das Werk, das er vollbracht hat. Er sieht die Sonne und die Erde und die Tiere und den Menschen. Die Bibel schreibt: „Gott sah, dass es gut war.“ Auch das ist ein wichtiger Gedanke. Die Schöpfung Gottes ist „gut“. Es gab in der Geschichte genug Menschen, die das Gegenteil behaupten wollten: Alles um uns herum sei nur schlecht und verdorben. Das ist mit der Botschaft der Bibel nicht zu vereinbaren. Gott hat eine Welt geschaffen, die er wollte und die er für „gut“ befindet.
Diese Botschaft der Bibel kann neben vielen naturwissenschaftlichen Theorien bestehen. Die Bibel ist keine wissenschaftliche Untersuchung. Ihr geht es um einen tieferen Blick: Diese Welt wurde aus Liebe geschaffen. Hinter ihr steht ein wohldurchdachter Plan. Gott befindet diese Schöpfung als „gut“.
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