Konzerte sind abgesagt, Verabredungen finden nicht statt, Geburstagsfeiern mussten verlegt werden. Du hast trotzdem das Gefühl, etwas zu verpassen? Wie kann das sein?
Ich muss zu dieser Party, immerhin ist sie das Event des Monats! Die darf ich einfach nicht verpassen! Das nächste Treffen mit meiner Clique ist schon geplant, da muss ich dabei sein; irgendwie wird sich das schon noch in meinen Tagesplan quetschen lassen…! Eigentlich habe ich nicht die größte Lust auf das Konzert, aber bevor ich nicht da gewesen bin und mich im Nachhinein ärgere… – alles klare Fälle von „FOMO”.
Kommen Euch diese Gedankengänge bekannt vor? Dann habt Ihr wohl bereits auch unter der „Fear of missing out“ gelitten. Die gesellschaftliche Angst oder Beklemmung, etwas zu verpassen oder nicht dabei gewesen zu sein, ist den jungen Generationen längst kein Fremdwort mehr. Auch wenn im Nachhinein oft auffällt, dass überhaupt nichts verpasst wurde, überfällt uns diese Sorge immer wieder. Leider!
Im heutigen Zeitalter geht dieses Phänomen besonders mit der Nutzung von sozialen Netzwerken einher. Alles wird gepostet, geteilt, kommentiert und bewertet. Das Gefühl, Dinge zu verpassen, kann es sich inmitten von Instagram, Twitter und Co. also richtig gemütlich machen.
FOMO kennt auch im Angesicht von Corona keinen Halt!
Man möge denken, dass die „ FOMO” aktuell keinen Platz in den Köpfen und Herzen der Gesellschaft findet. Partys finden nicht statt, Konzerte sind abgesagt, beinahe jeder ist isoliert, bei der Familie oder gemeinsam mit der WG. Schön wär´s! – Scrollt man durch die sozialen Netzwerke, hat man den Eindruck, als würde ein Jeder die Wohnung renovieren, eine neue Sprache oder ein neues Instrument lernen, Rezepte von Sterneköchen nachkochen und die kreative Hirnhälfte auf Hochtouren laufen lassen. Natürlich ab sieben Uhr morgens, inklusive eines Workouts am Morgen und eines Dauerlaufs am Abend.
Da bekommt man schnell den Eindruck, als müsse man diesen Ausnahmezustand, diese Kisten voller Zeit, zu jeder Sekunde sinnvoll nutzen. Das ist FOMO in Corona-Zeiten. Die Sorge darüber, nicht so produktiv wie „alle anderen“ zu sein und nicht mindestens genauso viel aus dieser Zeit zu schöpfen.
All das soll nicht heißen, dass diese Pause nicht perfekt ist für neue Projekte und die Umsetzung lang verfolgter Ideen. So viel Zeit wie jetzt, werden wir alle bestimmt, bzw. hoffentlich – mit einem Augenzwinkern – nie wieder haben. Schade! Doch das bedeutet nicht, dass jeder Tag durchgetaktet sein muss. Es ist vollkommen okay, in dieser Phase lange zu schlafen, eine Serie in drei Tagen durchzuschauen oder fünf Bücher die Woche in der Sonne liegend zu verschlingen. Sobald alle Menschen wieder arbeiten, lernen und studieren müssen, wird klar sein, wie gut dieses „Runterkommen” gewesen ist. Eine kleine „Alltagsstress-Kur“. Jeder darf, aber keiner muss, mit einem Sixpack oder einem Michelin-Stern hier raus gehen.
Andrea Wilmering
Der Artikel hat mir sehr gut gefallen. Er beruhigt mich, zeigt mir, dass ich mit meinen gleichen Gefühlen einfach ganz normal bin .Ich brauche kein schlechtes Gewissen haben , wenn ich mal ne “Infopase” mache.
FOMO genial. Wusste nicht, dass es dafür einen Ausdruck gibt.
Dann versuchen wir doch alle mal in der FOMO Zeit in guterBalance zu leben.
Gut geschrieben. Weiter so. Macht Spass beim bildenden Lesen.
Gruß
Andrea