Arbeitnehmer und Selbstständige in Gastronomie und Kultur leiden stark unter den Corona-Beschränkungen. Doch nicht alle Unternehmen trifft die Krise gleichermaßen – einige freuen sich sogar über ein Umsatzwachstum.
Zu Beginn der Corona-Pandemie erhielten Medizintechnik-Unternehmen, wie das Drägerwerk, Großaufträge, um zusätzliche Beatmungsgeräte herzustellen. Inzwischen profitieren vor allem Hersteller von Tests, Zulieferanten und medizinische Labore von der Krise: Sie sind nötig, um eine Corona-Infektion zu diagnostizieren. Auch private und börsennotierte Unternehmen, die bereits seit dem Frühjahr an einem Impfstoff arbeiten, gehen gestärkt aus den letzten Monaten hervor. Laut dem Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) arbeiten momentan mindestens 225 Unternehmen an Impfstoffprojekten, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehen. Neben (potenziellen) finanziellen Gewinnen wirkt sich die Impfstoff-Forschung langfristig auch positiv auf die Bekanntheit und damit den Ruf und Markenwert der Unternehmen aus.
Auch im medizinischen Bereich gibt es Verlierer
Doch nicht alle Medizintechnik-Unternehmen profitieren von der Corona-Pandemie. Die Fokussierung auf Covid-19 verlangsamt die Entwicklung anderer medizinischer Produkte. Zwar werden auch weiterhin neue medizinische Studien beantragt, bewilligt und begonnen. Es gestaltet sich jedoch schwierig, neue Teilnehmer für Studien zu rekrutieren. Denn die dafür nötigen Gespräche und Untersuchungen erfordern viel Zeit. Die Studiendurchführung sowie die spätere Bearbeitung von Zulassungsanträgen für neue Medikamente oder Anwendungen verzögern sich dadurch. Der vfa geht davon aus, dass sich entsprechende Prozesse um einige Monate nach hinten verschieben werden.
Software-Anbieter profitieren von Arbeit im Homeoffice und beschleunigter Digitalisierung
Wer medizinische Software herstellt, profitiert in der Corona-Krise. So sind etwa Lösungen gefragt, um klinische Studien zu verwalten oder Gesundheitsdienstleister digitaler zu machen. Doch auch andere Software-Anbieter sind in der Krise wichtig. Annähernd 70 Prozent der Befragten gaben bei einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation zwischenzeitlich an, dass ihre Büromitarbeitenden größtenteils im Homeoffice arbeiten. Mit der Zunahme der Arbeit im Homeoffice ist die Nachfrage nach Cloud-Lösungen, digitalen Arbeitsplätzen, kollaborativen Plattformen sowie Cybersicherheit gestiegen. Insbesondere das Geschäft mit Videokonferenzen boomt: Seit der Corona-Pandemie ist der Anbieter „Zoom“ in aller Munde und vervierfachte seinen Umsatz im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr.
Mittelfristig profitieren jedoch auch Software-Anbieter aus dem Bereich „digitale Fertigung“ sowie Banken und Versicherungen. Denn die Corona-Pandemie beschleunigt die Digitalisierung ganzer Industrien und Branchen. Bargeld- und kontaktloses Bezahlen gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig nehmen Zahlungen im Internet durch vermehrtes Online-Shopping zu. Darüber freuen sich auch Zahlungsabwickler wie „Ayden“, die unter Verbrauchern bislang eher unbekannt waren .
Online-Handel sorgt für Umsatzhoch bei Versandhändlern und Zustellern
Einer der wohl größten Gewinner in der Krise sind Versandhändler, allen voran Amazon. Gründer und Firmenchef Jeff Bezos konnte sein hauptsächlich aus Amazon-Aktien bestehendes Vermögen in den letzten Monaten fast verdoppeln. Bereits vor der Pandemie war er der reichste Mann der Welt. Doch der Ansturm auf den Online-Handel machte sich auch in der Logistik bemerkbar: Im April und Mai verteilten Postboten der DHL in Deutschland Rekordmengen an Paketen. Die DHL bedankte sich gegenüber ihren Mitarbeitenden mit einer Corona-Prämie von einmalig 300 Euro pro Person. Obwohl die Geschäfte im lokalen Einzelhandel inzwischen wieder geöffnet haben, verzeichnen die Paket-Zusteller noch immer deutlich mehr Sendungen als in der Vor-Corona-Zeit.
Technologie-Unternehmen erzielen Allzeithoch
Die Aktienkurse der großen Technologie-Unternehmen übersteigen heute sogar den Höchststand aus Vor-Corona-Zeiten. Das Netzwerk „Facebook“ profitiert beim Anzeigengeschäft von kleinen Firmen, die aufgrund der Pandemie ihr Marketing ins Netz verlagern. Sie versuchen so, die Umsatzeinbrüche durch die Krise abzudämpfen. Bei Google freut man sich über den Nutzerzuwachs bei der Videoplattform „Youtube“. Apple verzeichnete in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling hohe Verkaufszahlen mit Mac-Computern und iPads.
Heimwerken, Fahrradfahren und Fitness-Games werden zu beliebten Freizeitaktivitäten
Gerade zu Beginn der Krise gingen Baumärkte als Gewinner hervor. So verzeichnete Hornbach einen Umsatzanstieg von 20 Prozent im ersten Halbjahr 2020. Viele Menschen übten sich im Heimwerken, besonders beliebt waren dabei Gartenartikel. Auch Fahrradläden durften sich über einen Kundenansturm freuen. „Der Mai war der stärkste Monat, den die Branche jemals erlebt hat”, äußerte sich David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband gegenüber dem NDR. Besonders gefragt waren in diesem Jahr E-Bikes.
Doch die Menschen zog es nicht nur raus in den Garten oder die Natur: Auch Streaming-Anbieter, wie Netflix und Disney+ sowie Amazon Prime, weisen steigende Nutzerzahlen auf. Doch auch Computer- und Videospiele werden seit Ausbruch der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen häufiger genutzt, so der Digitalverband Bitkom. Den größten Zuwachs erhielten hier Fitness- und Bewegungsspiele: Nutzer versuchen sich auf diese Weise, fit zu halten.
Mehr Verlierer als Gewinner
Einige Unternehmen profitieren von der Corona-Pandemie und den einhergehenden Einschränkungen. Denn viele Menschen haben in den letzten Monaten ein neues Hobby entdeckt oder wurden vom Arbeitgeber ins Homeoffice versetzt. Auch die Bedürfnisse im medizinischen Bereich haben sich verlagert – mit positiven Auswirkungen auf so manchen Jahresumsatz. Insgesamt handelt es sich dabei jedoch nur um wenige Unternehmen aus einzelnen Branchen. Währenddessen verzeichnen Sektoren wie der Tourismus, die Gastronomie oder die Kultur hohe Verluste. Die Corona-Pandemie füllt also nur die Taschen weniger Unternehmen.
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