Christen überdenken im Advent ihr Leben. Es geht um die großen und kleinen Fehler und die Frage, wie man sie beheben kann. Wie beim Frühjahrsputz sollen alle Ecken einmal ausgekehrt werden.

Auf wichtige Ereignisse bereitet man sich vor. Ganz selbstverständlich. Erwartet man etwa einen besonderen Besuch, dann wird man die Wohnung putzen, einkaufen gehen und ein besonderes Essen zubereiten. Man freut sich auf den Besuch und dem verleiht man Ausdruck. Der große Vorteil bei derartigen Besuchen ist, dass sie sich ankündigen. Man weiß, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit der Gast kommen möchte. Man weiß jederzeit, wie viel Zeit man noch hat.
Wer am ersten Adventssonntag einen katholischen Gottesdienst besucht, findet eine ganz andere Situation, einen sehr ungewöhnlichen „Gast“ vor – Gott. Jesus spricht im Evangelium des Sonntags (Lukasevangelium 21,25-28.34-36) vom Ende der Welt. Dieses Ende, so glauben Christen, wird die Welt vollenden. Es setzt einen Schlusspunkt unter das Leben, wie wir es kennen – was danach kommt, ist Glaubenssache. In dramatischen Worten schildert Jesus dieses Ende der Welt. Die Menschen würden vor Angst vergehen, die „Kräfte des Himmels werden erschüttert werden“. Mit anderen Worten: Kein Stein wird mehr auf dem anderen bleiben, alles wird sich ändern.
Der unerwartete Gast
Das ist durchaus beängstigend. Am meisten gibt jedoch die Mahnung Jesu zu denken: Er weist darauf hin, dass der Zeitpunkt dieses Weltuntergangs unbekannt ist. Man weiß eben nicht, wann man fertig und vorbereitet sein muss – ganz anders als bei einem erwarteten Gast. Jahre, Tage und Uhrzeiten bleiben im Dunkeln. Am Ende der Zeiten, so der Glaube der Kirche, wird Jesus Christus wiederkommen. Er kommt auf die Erde zurück, er wird der Richter über alle Menschen sein. Auf diesen ganz besonderen Gast kann man sich aber nun nicht wirklich vorbereiten. Man kann nicht die Wohnung putzen, einkaufen gehen oder ein besonderes Gericht zubereiten. All das wird nichts nutzen und zudem – wann wird denn das Ende der Zeit sein? Morgen oder in tausend Jahren?
Was passiert nach dem Tod?
Immer wieder gab es Menschen, die versucht haben, aus verschiedenen Angaben der Bibel und den skurrilsten Methoden ein Datum für den Weltuntergang zu errechnen. Bislang hatte noch keiner von ihnen Recht. Das Christentum weiß aber, dass es sich trotzdem auf die Wiederkunft Christi vorbereiten muss. Zweimal im Jahr nehmen sich die Christen deshalb eine Auszeit. Sie putzen nicht ihre Wohnungen, wagen sich aber an den Frühjahrsputz der Seele. Einmal in der Fastenzeit vor Ostern, aber auch im Advent vor dem Weihnachtsfest. Mit glühweingetränkter Romantik hat das alles nicht zu tun. Es geht um die Fragen nach Leben und Tod. Was wird nach dem Tod geschehen? Wie steht man im Gericht Gottes da? Hat man Lob verdient oder eher Tadel? Ist das Leben im letzten Sinn gelungen oder misslungen?
Frühjahrsputz im Dezember
Schwierige Fragen, die nicht einfach beantwortet werden können. Im Kern geht es deswegen in Advent und Fastenzeit darum, sich auf den richtigen Weg zu besinnen. Das hat ja tatsächlich etwas von einem Frühjahrsputz. Man putzt zwar jede Woche die Wohnung, die eine oder andere Ecke aber bleibt immer unberührt. Der Staub kann sich ansammeln. So ist das mit dem ganzen Leben auch. Jeder bemüht sich doch immer wieder darum, ein gutes Leben zu führen. Aber die großen Zusammenhänge gehen manchmal verloren.
Jesus gibt im Evangelium des ersten Adventssonntags einen Tipp: „Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht überrascht wie eine Falle“. Rausch und Trunkenheit kann man abstellen, die Sorgen des Alltags dürften manchmal nur schwer hinter sich zu lassen sein. Aber Jesus fordert letztlich eine ganz große Freiheit für Gott. Nicht Rausch, nicht Trunkenheit noch die ganz alltäglichen Sorgen sollen von Gott trennen. Darum geht es Christen im Advent. Den Blick wieder zu schärfen, wieder klar sehen zu können für das, was wichtig. Eine solche Kurskorrektur kann jeder gut gebrauchen.
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