Mit dem Beginn der Frauenfußball-EM in England wird die Frage nach Equal Pay in Deutschland lauter. Doch noch immer gibt es viele Gegenstimmen zu diesem Vorhaben. Ein Kommentar unserer Autorin Jasmin.
Am 6. Juli startete die Frauenfußball-EM in England. Es ist ein Fußballfest in einem Land, wo der Frauenfußball mehr Akzeptanz und Repräsentanz erfährt als in Deutschland. Im Vorfeld der diesjährigen Europameisterschaft kündigten nach und nach immer mehr Verbände an, dass es bei dieser EM Equal Pay zwischen ihren männlichen und weiblichen Nationalmannschaften geben wird. Beteiligt sind mittlerweile die Hälfte aller teilnehmenden Nationen.
Dazu gehören Norwegen, England, Finnland, die Niederlande, Spanien, Island, Schweden und die Schweiz. Deutsche Nachrichtendienste und ehemalige Nationalspielerinnen machten darauf aufmerksam, dass der DFB es diesen Nationen nicht gleichtut. In den Kommentaren in den sozialen Medien gibt es einige, die diesen Schritt vom DFB fordern. Deutschland hinke mal wieder hinterher und es sei an der Zeit, die gleichen Prämien zu zahlen. Doch viele Stimmen werden lauter, die die Schritte zum Equal Pay der anderen Nationen verachten und sich klar und deutlich gegen einen Equal Pay im Fußball positionieren.
Ich möchte die Gegenkommentare mit Widerspruch kommentieren, um den Horizont der Fragestellung zu erweitern, damit die Aussagen weniger kurz gedacht werden.
1. Die Frauen würden ja auch weniger leisten
Das ist eines der häufigsten Kommentare, die ich gelesen habe. Equal Pay im Fußball hätte nichts mit Gleichberechtigung zu tun, sondern führe zu Ungerechtigkeiten: Die Frauen würden ja viel weniger leisten als die Männer. Das Spiel sei unattraktiv, langsam und bliebe technisch wie taktisch weit hinter den der Männer zurück. Da sei die momentane Prämie schon viel zu viel.
Attraktivität ist subjektiv und die Bewertung von Taktik und Technik überlasse ich den objektiven Experten auf diesem Gebiet. Doch das Grundargument dieser Kommentare nicht: Die Frauen spielen in der besten Mannschaft unseres Landes und vertreten es in der Welt. Genau genommen, leisten sie sogar noch mehr als die Männer, denn diese müssen nicht neben dem Fußball noch 40 Stunden arbeiten oder zwingend studieren oder eine Ausbildung machen.
2. Der Frauenfußball bringe nicht so viel Geld ein
Diese Aussage stimmt. Die Männer-Nationalmannschaft macht den größten Ertrag und die Frauen sogar Minus wie auch alle anderen Teams im DFB. Jedoch geht es im Equal Pay um Prämien und nicht um das Gehalt. Prämien sind nicht daran gekoppelt, wie viel eine Mannschaft dem DFB einspielt. Die Prämie galt als Wertschätzung der Leistung. Da sind wir wieder beim oberen Thema: die Leistung „Europameister“ ist gleich der Leistung „Europameisterin“. Sie sagt aus, dass dies die beste Mannschaft Europas ist und das ist in beiden Fällen gleich.
3. Das hätte etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun
Das Argument bezieht sich auf die freie Marktwirtschaft. Bei den Männern sei die Nachfrage in allen Belangen größer und rechtfertige unequal pay. Dieses Argument passt jedoch nicht zu der Debatte. Der DFB ist ein gemeinnütziger Verein. Das heißt, er arbeitet nicht wirtschaftlich und darf am Ende eines Geschäftsjahres keine Gewinne machen. Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass es sich hier um Prämien und nicht um Löhne handelt. Diese spielen sich nämlich im Fußball in zwei ganz unterschiedlichen Dimensionen ab, im Hinblick auf die Geschlechter. Warum also nicht in den Prämien auf Equal Pay achten, wenn Angebot und Nachfrage sich schon in den Löhnen widerspiegeln?
Fazit: Verzicht auf Prämie im Männerfußball?
Equal Pay ist auch, wenn die Männer auf den Teil ihrer Prämie verzichten. Die Prämien für die Frauen- und Männernationalmannschaften könnten in einen Topf geschmissen werden und einfach durch zwei geteilt werden. Das heißt, keine höheren Ausgaben und trotzdem Equal Pay!
Das würde auch die Professionalisierung des Frauenfußballs in Deutschland vorantreiben, denn die Spielerinnen können sich mit dem Gewinn der Europameisterschaft zumindest eine Zeit lang finanziell absichern und auf den Fußball fokussieren. Dadurch steigt wiederum deren Qualität im Spiel sowie dessen Attraktivität, was wiederum zu mehr Ticketeinnahmen führen kann und dem DFB Ertrag bringt.
Den Männern wiederum wird es nicht wehtun, wenn sie für den EM-Sieg auf ca. 150.000 Euro verzichten müssen. In den Gehaltsdimensionen des Männerfußballs kann man hier wohl so oder so nur von einer kleinen Aufmerksamkeit sprechen. Für die Frauen wäre es hingegen ein großer Schritt, auch nur ein paar Tausend Euro mehr Wertschätzung vom eigenen Verband zu bekommen.
Einigkeit herrscht in puncto irrationale Gehälter im Männerfußball. Also, warum nicht das Geld, bei dem es nicht auf Angebot und Nachfrage ankommt, in den Frauenfußball investieren? 😉
Die EM-Spiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im Überblick
08.07. Deutschland – Dänemark, 21 Uhr ZDF
12.07. Deutschland – Spanien, 21 Uhr ARD
16.07. Finnland – Deutschland, 21 Uhr ZDF
20.7. – 23.7. Viertelfinals, 21 Uhr
26.07. – 27.07. Halbfinals, 21 Uhr
31.07. Finale, 18 Uhr
Knoll, Joachim und Gabriele
Prima dieser Artikel. Das hast Du sehr gut erklärt
Da können wir nur zustimmen.
Robert Scott
A brilliant article Jasmin !!
Best regards
Bobby