Die Kommentarfunktion: eine beliebte Funktion auf den verschiedensten sozialen Netzwerken, Nachrichtenportalen oder Blogs. Sie gibt Lesern die Möglichkeit, ihre Meinung zu einem Thema zu äußern. In dieser simplen Funktion der Kommentierung versteckt sich auch der Grundgedanke hinter der gleichnamigen journalistischen Darstellungsform. Obwohl der Kommentar in seiner Aufgabe klar einzuordnen ist, wird er von der Wissenschaft zur „Königsdisziplin“ erhoben. Andreas Elter und Stefan Raue greifen zu diesem Begriff in ihrem Werk „Politik. Basiswissen für die Medienpraxis“.
Beide Autoren beziehen sich dabei speziell auf den politischen Kommentar, der jedoch den Grundsätzen des „normalen“ Kommentars folgt. Essentiell für diese journalistische Darstellungsform ist die Meinung des Verfassers. Diese muss originell und zugleich provokant sein. Der Kommentar kann sowohl analytischer als auch emotionaler Art sein. Trotz des Handlungsfreiraums, der dem Journalisten geboten wird, darf er unter keinen Umständen beleidigen, zu stark polemisieren oder unbegründete Behauptungen aufstellen. Er dient nicht zur Stimmungsmache für oder gegen eine Person oder ein Thema.
Der eigene Standpunkt des Journalisten, der das Gerüst des Kommentars bildet, muss belegt werden. Dazu dienen beispielsweise Zitate aus früheren Interviews, wissenschaftlich begründete Fakten (z.B. Auflagenzahlen) oder Parteiprogramme. Diese Fakten müssen selbstverständlich stimmen. In der Umsetzung hat der Berichterstatter mehrere Auswahlmöglichkeiten. Der Argumentationskommentar stellt zunächst die Vor- und Nachteile zu einer Thematik vor. Anschließend priorisiert der Verfasser eine der beiden Seiten und beendet seinen Text mit einem eindeutigen Fazit. Auch beim sogenannten balancierenden Kommentar werden in einem ersten Schritt Pro und Kontra dargestellt, ehe der Autor daraufhin die Argumente gegeneinander abwägt. Eine deutliche Stellungnahme am Schluss muss es nicht geben. Im Positionskommentar reflektiert der Journalist lediglich eine Seite. Zu einer Gegenüberstellung kommt es nicht. Dafür liegt der Fokus, wie beim Argumentationskommentar, auf einem klaren Schlussgedanken.
Dadurch dass sich der Verfasser eines Kommentars deutlich positioniert, ist es wichtig, dass sich das Medium, für das er schreibt, für ihn stark macht. Der Berichterstatter macht sich durch seine Meinung, die der Leser nicht teilen muss, auch angreifbar. Deswegen haben insbesondere angehende Journalisten bei etlichen Verlagen oder Fernsehsendern schlechte Chancen, wenn sie einen Kommentar veröffentlichen wollen. Häufig übernehmen diese Aufgabe Ressortleiter oder Chefredakteure, weil sie vor Angriffen am besten geschützt sind. Trotzdem ist der Kommentar fester Bestandteil fast jeden Redaktionsvolontariats.
Großen Einfluss auf die politische Richtung eines Kommentars können auch Blatt- und Verlegerlinien haben. In diesen wird von der Geschäftsführung oder der Chefredaktion festgelegt, wie das Medium zu bestimmten Themen steht. Ein Beispiel hierfür ist der Axel Springer Verlag, zu dem beispielsweise die Bild-Zeitung oder die Welt gehören. In den Unternehmensrichtlinien wird als eines der Ziele des Verlags unter anderem geschrieben: „Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes.“ Und weiter: „Die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika.“ Derartige Äußerungen haben selbstverständlich Einfluss auf die Freiheit des Journalisten und beschränken diesen bei der Kommentierung von bestimmten Themen.
Schreibe einen Kommentar