Adenauers Kindheit
Am 5. Januar 1876 wurde Konrad Hermann Joseph Adenauer als drittes von insgesamt fünf Kindern in Köln geboren. Er wächst in eher bescheidenen Verhältnissen auf. Trotz alledem lernen Konrad Adenauer und seine Geschwister schon früh, ein Pflichtbewusstsein zu entwickeln, werden christlich erzogen und leisten die erste Klasse nicht in der Schule, sondern zu Hause bei ihrem Vater ab.
So wird Adenauers erstes Zeugnis auch von diesem ausgestellt. In seiner schulischen Laufbahn auf dem Königlichen Katholischen Gymnasium an der Apostelnkirche in Köln muss er neben Geschichte, Deutsch, Mathematik und co. auch 14 Wochenstunden Latein und Griechisch belegen. Seine Leistungen sind zwar nie schlecht, jedoch gehört Adenauer auch nicht zu den besten seines Jahrgangs. Lediglich im Turnen erhielt er ein „mangelhaft“. Im Jahr 1894 absolviert Adenauer sein Abitur am Apostelgymnasium.
Adenauers Studienzeit
Konrad Adenauer studierte ab 1894 in Freiburg Rechtswissenschaften. Dieses Studium war für seine Familie mit hohen Kosten verbunden. Er umgeht eine schlagende Verbindung und konzentriert sich mehr auf die Freizeit als auf das Studium. Manches Mal soll er sich tagelang nicht eine warme Mahlzeit gegönnt haben, um mit dem knappen Geld ein Museum oder die Oper besuchen zu können.
Nach einer sechswöchigen Italienreise mit einem Freund kommt es zum großen Krach mit dem Vater, der Adenauers Studierfleiß in bedrohlicher Gefahr sieht. So muss der junge Konrad Adenauer an die Universität Bonn wechseln, denn hier steht er im Einflussbereich seiner Eltern und kann sein Studium erfolgreich beenden. In Köln findet er dann als Gerichtsassessor bei der Staatsanwaltschaft und bei verschiedenen Vertretungsstellen eine Beschäftigung, sodass er im Jahr 1901 das erste Mal sein eigenes Geld verdienen kann.
Adenauers Familie und Karriere
Zu dieser Zeit verliebt er sich in Emma Weyer, die aus einem reichem und angesehenem Hause Kölns stammt. Nach ihrer Verlobung 1902, heirateten sie am 26. Januar 1904. Nun beginnt auch seine Karriere in der Politik, denn Adenauer wird Mitglied der katholischen Zentrumspartei. Hier kann er sich für seine christlichen Werte, die er aus Elternhaus und Schulzeit mitgenommen hat, einsetzen. 1906 wird er zum Beigeordneten der Stadt Köln gewählt und 1909 sogar zum Ersten Beigeordneten und somit zum ersten Stellvertreter des Bürgermeisters.
Dann bricht 1914 der Erste Weltkrieg aus. Adenauer ist in dieser Zeit vor allem für die Versorgung der Kölner Bevölkerung zuständig. Hier zeigt sich auch ein ganz besonderer Charakterzug Adenauers, er erfindet ein „Rheinisches Schrotbrot“ aus Maismehl sowie die Sojawurst. In Zeiten der Not sind das äußerst hilfreiche Erfindungen, doch bringen sie ihm im Volksmund den Namen "Graupenauer" ein, wohl auch, weil das Brot nicht zu den geschmackvollsten gehörte.
In den Jahren 1916 und 1917 wird die junge Familie Adenauer gleich von zwei schweren Schicksalsschlägen getroffen. Erst stirbt am 6. Oktober 1916 seine gerade einmal 36-jährige Frau, dann schläft Adenauers Chauffeur am Steuer ein und verursacht einen schweren Unfall, bei dem Konrad Adenauer starke Verletzungen, vor allem im Gesicht, davonträgt. Nun stehen die Kinder ohne Mutter und mit schwerstverletztem Vater da. Ihre einzige Stütze ist Adenauers Mutter, die die Rolle der Erzieherin teilweise einnimmt. Doch Adenauer kuriert sich von den Verletzungen und wird Kölner Oberbürgermeister.
Adenauer als Oberbürgermeister
Als Konrad Adenauer 1917 Oberbürgermeister der Stadt Köln wird, sieht er sich mit einer großen Menge an Problemen konfrontiert. Noch immer herrscht Krieg und die Versorgung der Bevölkerung muss gewährleistet werden. Ende 1918 bildeten sich im ganzen Land Arbeiter- und Soldatenräte nach russischem Vorbild, der Kaiser musste abdanken und die neue Staatsform war noch nicht gesichert. Es kam zu Diebstählen und die heimkehrenden Soldaten sahen sich wegen der „Dolchstoßlegende“ durch die Politik „von hinten erdolcht“. Adenauer bleibt jedoch ruhig. In Köln werden den Soldaten warme Mahlzeiten im Austausch für ihre Waffen angeboten. Diese Aktion findet bei den Soldaten große Zustimmung, sodass das Gefahrenpotential in Köln während dieser Tage abnimmt. Doch es geht auch privat wieder bergauf, 1919 heiratet er seine zweite Frau Gussie, mit der er fünf Kinder hat.
Adenauer investiert als Kölner Oberbürgermeister: Er lässt beispielsweise die Universität bauen, aber auch die Kölner Messe entsteht unter seiner Ägide. Dank ihm kommen die wirtschaftlich wichtigen Ford-Werke nach Köln und sein „Herzensprojekt“ ist wohl der Kölner Grüngürtel, der als „grüne Lunge“ der Stadt und als willkommener Erholungsplatz der Bevölkerung dient. Auch heute noch können sich Bewohner und Touristen an diesen und weiteren Errungenschaften erfreuen.
Erzwungener Ruhestand und Verfolgung im Dritten Reich
Als Hitler 1933 an die Macht kommt und im Frühjahr desselben Jahres Köln besucht, ist Adenauer nicht nur abwesend, sondern verweigert ihm auch den Handschlag. Somit wurde eindeutig klar, auf wessen Seite der zum damaligen Zeitpunkt 57 Jahre alte Oberbürgermeister steht. Er muss aus Köln fliehen, um sein Leben vor den gewaltbereiten Nationalsozialisten zu retten und findet Unterschlupf im bekannten Kloster Maria Laach. Von nun an beginnt eine Zeit der Anspannung, der Angst, der erzwungenen Tatlosigkeit und auch der Repression für ihn und seine Familie.
So wird er beispielsweise im Sommer 1934 im Zuge des „Röhm-Putsches“ verhaftet, kommt jedoch schnell wieder frei. 1944 sah dies jedoch anders aus: nach dem Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli wurden durch die „Aktion Gewitter“ über 5.000 Gegner des Naziregimes, wie ehemalige Politiker aus der Weimarer Republik verhaftet, Adenauer und seine Frau ebenfalls. Er kommt durch die Hilfe eines ehemaligen Angestellten der Kölner Stadtwerke und durch das Zutun einer seiner Söhne frei. Dies geschah in letzter Minute, denn er sollte mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ in das Konzentrationslager Buchenwald abtransportiert werden. Seine Frau, die aufgrund von Drohungen den Aufenthaltsort ihres Mannes nennt, versucht sich noch in der Haft das Leben zu nehmen und stirbt 1948 an den Spätfolgen.
Nachkriegszeit und politischer Aufstieg
Konrad Adenauer fasst nach dem Krieg schnell wieder Fuß. Als Mitbegründer der CDU hat er seine Vision, die er schon zu Zeiten der Weimarer Republik hatte: eine christliche und nicht nur katholische oder evangelische Partei zu schaffen. Als Präsident des Parlamentarischen Rates ist er maßgebend für die Ausarbeitung des Grundgesetzes zuständig. Schnell wird klar, dass er für das Amt des Bundeskanzlers kandidieren will. Mit einer knappen Mehrheit gewinnt Adenauer die Wahl am 15. September 1949 zum ersten deutschen Bundeskanzler.
Es zeigt sich, dass er im Umgang mit den Westalliierten keine Hemmungen hat und auf dem weltpolitischen Bankett schnell wieder mitmischen will. So setzt er auf eine starke Westintegration, baut auf eine Aussöhnung mit Frankreich und Israel, schafft es 1955 aber auch mit den Pariser Verträgen die zu diesem Zeitpunkt größtmögliche Souveränität Deutschlands zu erreichen und holt ebenso in zähen Verhandlungen mit Chruschtschow die letzten Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft. Adenauer bleibt 14 Jahre lang Bundeskanzler und ist zeitweise auch zugleich Außenminister.
Sein erzwungener Rücktritt 1963, verursacht durch die „Spiegel-Affäre“, dem fehlenden Rückhalt in der Partei und sein für die Öffentlichkeit zu zögerliches Verhalten beim Mauerbau 1961, hindern ihn dennoch nicht daran, sich weiter in die Politik einzumischen. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass er es seinem Nachfolger Ludwig Erhard nicht gerade leicht macht und ihn für einen unqualifizierten Bundeskanzler hielt.
Adenauer starb am 19. April 1967 in seinem Haus in Rhöndorf im Alter von 91 Jahren. Er hinterließ ein großes Erbe, nämlich ein Deutschland, das international wieder anerkannt war. Seine Politik wird im Hinblick auf die deutsche Teilung oft als zu sehr am Westen orientiert angesehen, doch gerade damit hat er es geschafft, dass eine Einigung erst stattfinden konnte. Ihm war klar, dass dies nur unter Zustimmung aller Alliierten passieren konnte. Konrad Adenauer war ein Mann, der vierunterschiedliche politische Systeme erlebt und teilweise auch geprägt hatte.
Aufgewachsen im Kaiserreich, Oberbürgermeister in der Weimarer Republik, zur Untätigkeit verdammt im Nationalsozialismus und zum Schluss Mitbegründer und Bundeskanzler der Bundesrepublik. Ohne seinen oftmals harten und autoritären Führungsstil wäre Deutschland wohl nicht da, wo es heute steht. Er war eine Person die ihre Pflicht erfüllen wollte und dies auch getan hat. Um diesen Artikel mit seinen Worten zu beenden bleibt mir nur zu sagen: „Nehmen sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht.“
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