Wie Emotionen im Radio übermittelt werden, was für eine Atmosphäre in einem Bundesliga-Spiel herrscht – das lest ihr in Teil 1. Jetzt nehme ich euch mit zur Produktion der Sportschau-Sequenz und in die Mixed-Zone, zu Spielern wie Julian Draxler und Valérien Ismaël. Und zum Arbeitsplatz des Moderators Markus Othmer.

Links neben mir sitzt Robert und ist in Verbindung mit der Hauptredaktion in Köln und mit den Cuttern im Ü-Wagen, denn die Sportschau-Sequenz wird schon während des Spiels vorbereitet. Links neben ihm sitzt Markus und hört sich wie wir alle den Kommentar des Live-Moderators von Sky an. Sein Job ist es, sich Notizen für die Moderation zu machen und zu bestimmen, welche Szenen von welcher Perspektive in die Sportschau sollen, deshalb steht er im Kontakt mit den Mitarbeitern im Ü-Wagen. Schließlich muss er sie ja später moderieren.
Es ist ein unglaubliches Gefühl, so einen Blick auf ein Spiel und ein berufliches Ziel direkt neben dir sitzen zu haben. Kurz vor Schluss der Partie gibt Robert an die Field-Reporter das Kommando, welche Spieler für das Interview angefragt werden. Zwei bis drei pro Mannschaft, samt der Trainer, sollten es sein. Leider endet das Spiel unentschieden – dem Spielverlauf nicht gerechtfertigt. Vor allem in der ersten Halbzeit war die Wolfsburger Offensive quasi nicht existent.
Das ist mir in dem Moment aber ziemlich egal, denn das nächste Highlight folgt. Nach dem Abschied von den Fernseh-Kollegen und ein, zwei Autogrammen später geht’s nach unten. Inzwischen kennt uns die Security und lässt uns problemlos durch den Spielertunnel in die Mixed-Zone. Vier Werbewände sind aufgebaut, für jede Presse-Abteilung/jeden Sender eine. Es sind viele Journalisten da, mit Headsets und Kameras in der Hand.
In dem Moment, als ich meine Tasche neben die Kamera-Stative der Sportschau stellen darf, wird mir klar, was da eigentlich gerade passiert. Ich stehe mit Lukas im Zugangsbereich der Umkleidekabinen und kann mich mit meinen Lieblingsspielern kurz unterhalten. Eigentlich bin ich nicht diejenige, die bei allem und jedem nach Autogramme fragt und Selfies macht, aber der Moment muss festgehalten werden. Ein paar Spieler kommen für uns nicht in Frage, die müssen in die Dopingkontrolle – unter strengster Aufsicht.

Unser erstes „Opfer“ ist dann der nun Ex-Wolfsburger Julian Draxler, der sogar das Handy von Lukas nimmt, um ein anständiges Foto zu schießen. Danach sind Anthony Jung und Marvin Matip an der Reihe, der Torschütze und der Kapitän von Ingolstadt. Matip kommt gerade frisch von den Field-Interviews und hat ein Handtuch um den Hals hängen, das er extra für das Foto verschwinden lässt. Nachdem die Spieler vom Umziehen zurückgekommen sind, gehen wir Autogrammjäger erneut auf Tour: Diesmal sind Klaus Allofs, Ex-Manager des VfL Wolfsburg, und beide Trainer dran. Obwohl er als Manager sehr gefragt war, war er dennoch derjenige, der sich am meisten Zeit genommen hat. Den Abschluss macht dann Diego Benaglio. Ebenfalls ein besonderer Moment für mich, denn ich war jahrelang als Torfrau aktiv und habe eines meiner Vorbilder, was das Torwartspiel angeht, getroffen, das zudem mit zwei Glanzparaden dem VfL den einen Punkt gerettet hat.
Sportschau-Sequenz in der Bearbeitung
Nach einer Stunde Blitzlichtgewitter laufen wir zurück in den Ü-Wagen, denn jetzt ist die heiße Phase des Tages: Die Sportschau-Sequenz muss überprüft werden. Bis dahin ist aber noch kurz Zeit, sodass ich mich mit dem Regisseur Jürgen unterhalten kann. Was ich aus diesem Gespräch mitnehme: Wie vielschichtig Fernsehen und wie wichtig dabei Teamwork ist. Und dass man an seine Träume glauben soll und es viele Möglichkeiten gibt, zum Fernsehen zu kommen.
Danach geht’s los und alle Augen sind auf die Bildschirme gerichtet. Markus ist mit seiner Moderation fertig und zehn Minuten vor Sendetermin wird der komplette Beitrag mit Moderation, Slow-Motions und den geschnittenen Spielszenen auf Fehler überprüft. Und ein großer wird gefunden: Das Gegentor für Ingolstadt war für Keeper Hansen unhaltsam, so Markus. Gelächter im Ü-Wagen bei der inzwischen vollständig versammelten Crew – unterhaltsam ist es allemal, unhaltbar war gemeint. Das ist nun wohl der Insider des Tages.
Dann moderiert Gerhard Delling das Spiel an. Jede Partie bekommt ein bestimmtes Thema, das Delling als Frage an den Kommentator weitergibt. In diesem Duell ist es die Trainerfrage, Mike Walpurgis hatte mit seinem Team aus Ingolstadt sein Heimdebüt. Nachdem Delling die Frage an den Kommentator Markus gestellt hat, gibt Jürgen ein klar und deutliches „AB!“. Teil 1 des Spiels läuft in der Sportschau – unglaublich wie schnell das alles geht. Und wieder kommt nach vier Minuten ein „AB“, nun wird die zweite Halbzeit und damit Teil 2 in der Sportschau gezeigt. Drei Minuten später das letzte Kommando von Jürgen – die O-Töne werden gesendet. Es ist verrückt, die Spieler und Trainer reden zu sehen und direkt daneben gestanden zu sein, während das Interview geführt wurde.
Um 18.50 Uhr ist der Ausschnitt vorbei, das nächste Spiel geht auf Sendung. Nun ist es Zeit, sich von den Assistenten und Mitarbeitern zu verabschieden und ihnen ein fettes „Merci“ zu sagen. Danach ist Schluss für uns und alle gehen heim. Aber Halt, Markus fehlt noch auf dem Unterschriften-Trikot, auf dem sich viele verewigt haben! Das ist aber alles halb so wild, denn er steht schon vor dem Ü-Wagen und fragt, ob wir zufrieden waren. Mit seiner Leistung sowieso, mit dem Tag auch. Und dann kommt das Sahnehäubchen: Nochmal ein Foto mit Markus – ein Aftershowfoto quasi. Natürlich darf die Unterschrift im Anschluss nicht fehlen.
Was danach passiert, ist einfach nur schön: Robert fährt uns zum Bahnhof und Markus nimmt sich die Zeit, während des Laufens zum Parkplatz mit uns zu unterhalten. Ein völlig unkompliziertes Gespräch mit einem der nettesten Menschen, die ich je kennenlernen durfte. Das Feuer für den Sport verbindet irgendwie. Schlussendlich ist es Zeit, sich zu verabschieden. Das fällt natürlich schwer, aber man sieht sich immer zwei Mal im Leben.
Believe in your dreams
Zum Glück klappt auf der Rückfahrt alles und wir sind pünktlich um 21.37 Uhr zu Hause. Ich dachte das war’s, aber der letzte schöne Moment des Tages folgt noch. Als ich das Internet anmache, sehe ich einen Post von Markus auf seiner offiziellen Facebook-Seite und mich trifft fast der Schlag: Er hat doch glatt das Foto von uns geteilt, mit derart lieben Worten, dass er in meiner Achtung nochmals höher steigt. Wie ich mich jetzt fühle? Da kommt mir ein Lied von Christina Stürmer in den Sinn: „Mal bist du einfach glücklich, wenn nur der Regen fällt.“ Ich würde es so umdichten: „Mal bist du einfach glücklich, wenn Nieselregen fällt.“ Geregnet hat es zwar leicht, aber das war an dem Tag völlig egal. Christina Stürmer singt weiter: „Die Zeit nimmt weiter ihren Lauf, sie zieht dich runter, zieht dich rauf. Aber woran willst du dich erinnern?“
An diesen 26. November 2016: Bundesliga im Stadion, neben Philipp Eger und Edgar Endres, Trikot mit zwölf Unterschriften, Mixed-Zone-Fotos, eindrucksvolle Einblicke in die Pressearbeit während eines Bundesligaspiels, die ich für später brauchen kann. Und die Unterhaltungen mit den vier Sport-Maniacs, die mir alle auf ihre Art und Weise etwas mitgegeben und mir einen unglaublich unterhaltsamen Tag beschert haben. Der Tag war der Teaser samt Cliffhänger und meine Neugier, noch mehr davon zu sehen, ist immer größer geworden. Das berufliche Ziel steht somit. Glaubt an eure Träume!
Möglich gemacht wurde dieses Geschenk vom Verein „wünschdirwas e.V.“
Schreibe einen Kommentar