Nicht nur der Amateurfußball, auch das größte Fußball-Event der Welt hat spannende Geschichten zu bieten. Wir blicken zurück auf Rekorde und Kuriositäten der Geschichte der Fußballweltmeisterschaft.

Eine WM, an der fast niemand teilnehmen wollte
Man kann schon von einem Fehlstart sprechen: Bei der ersten Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay blieben Süd- und Nordamerika fast komplett unter sich. In Europa herrschte eine Wirtschaftskrise und die Anreise war nur per zehntägiger Schiffsfahrt möglich, was gleichzeitig auch ziemlich teuer war. Daher sagten die europäischen Fußballverbände reihenweise ab – lediglich Frankreich, Belgien, Jugoslawien und Rumänien schickten letztlich eine Mannschaft nach Uruguay. Hinzu kamen sieben Länder aus Südamerika und zwei aus Mittel- und Nordamerika. Am Ende blieben die Europäer chancenlos – vielleicht wegen des ungewohnten Klimas, eher aber, weil die Schiffsfahrt wie ein Urlaub angesehen wurde und sich die Spieler lieber mit Essen und Karten spielen als mit Training auf dem Deck beschäftigten. Der erste Weltmeister wurde Gastgeber Uruguay, das im Finale Argentinien mit 4:2 schlug.
300 „Interessierte“ bei einer Vorrundenpartie
Die schlechteste Zuschauerzahl der WM-Geschichte hat Kreisliganiveau: 300 „Interessierte“ lockte die Vorrundenpartie der WM 1930 zwischen Rumänien und Peru (3:1) in Montevideo an. Damit liegt die Differenz zum am besten besuchten Spiel bei 173.550 Zuschauern. Denn zum Spiel Brasilien gegen Uruguay bei der WM 1950 kamen 173.850 Zuschauer ins Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, das auch Austragungsort des Finales der WM 2014 war.
Kuba war besser als Deutschland
Bei der WM 1934 in Italien wurde Deutschland dritter, Österreich vierter. Vier Jahre später sollten die beiden Mannschaften nun gemeinsam für Furore sorgen (Österreich gehörte zu dieser Zeit zum Deutschen Reich). Das politisch motivierte Experiment ging allerdings nach hinten los: Die Zusammenstellung der Mannschaft war von der Politik bestimmt – es mussten sechs Deutsche und fünf Österreicher auf dem Platz stehen. Allerdings war es schwieriger als gedacht, aus ehemaligen Rivalen ein funktionierendes Team zu basteln. So hatte dies das schlechteste WM-Ergebnis der deutschen Geschichte zur Folge: Nach einem 1:1 gegen die Schweiz in der ersten Runde ging das Wiederholungsspiel mit 2:4 verloren, was bereits das WM-Aus bedeutete. Damit platzierte sich die Mannschaft auf einer Stufe mit Niederländisch-Indien (dem heutigen Indonesien) und landete sogar noch hinter den Kubanern, die das Viertelfinale erreichten (es war ihre erste und bisher letzte WM-Teilnahme).
Aus 0:1 mach 10:1 – Englands Blamage gegen die USA
An der WM 1950 in Brasilien durfte Deutschland aufgrund einer Sperre nach dem Zweiten Weltkrieg nicht teilnehmen. England hingegen schickte eine Mannschaft und nahm damit zum ersten Mal an einer Fußballweltmeisterschaft teil. Der englische Verband war der Meinung, als „Mutterland des Fußballs“ dem Rest der Welt endlich mal zeigen zu müssen, wie man richtig Fußball spielt. Fans und Funktionäre erwarteten den Titelgewinn – es sollte aber ganz anders kommen: Zwar startete England mit einem souveränen 2:0 gegen Chile in das Turnier, anschließend setzte es aber eine herbe 0:1-Pleite gegen den Fußballzwerg USA. Da es damals noch kein Fernsehen gab und niemand das Spiel in England verfolgen konnte, mochte diese Niederlage niemand so recht glauben. Als die Meldung der 0:1-Pleite der Engländer per Telegramm in Europa eintrudelte, hielten einige Zeitungen das Ergebnis für einen Tippfehler und machten einen 10:1-Erfolg aus dem Ergebnis. Das letzte Gruppenspiel gegen Spanien ging dann ebenfalls mit 0:1 verloren, da verkündeten die Zeitungen dann aber das richtige Ergebnis.
Ein Torschützenkönig scheitert in der Gruppenphase
Der WM-Torschützenkönig kommt normalerweise aus einer Mannschaft, die es weit im Turnier gebracht hat. 1994, beim Turnier in den USA, war das allerdings anders. Der Russe Oleg Salenko wurde am Ende mit sechs Turniertreffern Torschützenkönig, obwohl seine Mannschaft in der Gruppenphase scheiterte. Im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun ging es um nichts mehr, beide Mannschaften waren bereits ausgeschieden. Während die Afrikaner ihren letzten WM-Auftritt nicht besonders ernst nahmen, wollten die Russen doch nochmal beweisen, dass sie Fußball spielen können. Oleg Salenko steuerte zum 6:1-Erfolg fünf Treffer bei, was ihn mit seinem Tor aus dem zweiten Gruppenspiel gegen Schweden zum Torschützenkönig machte.
„Die Schotten sind schneller zu Hause als ihre Postkarten“
Bei den Schotten lief es bisher alles andere als gut. Acht Mal konnte sich die fußballbegeisterte Nation bereits für eine WM qualifizieren, allerdings war dann auch jedes Mal in der ersten Runde Schluss. Zwar war es in einigen Jahren ein sehr knappes Ausscheiden, doch die Verlässlichkeit des Scheiterns in der ersten Runde veranlasste ARD-Kommentator Wilfried Mohren 1998 zu der Aussage: „Die Schotten sind schneller zu Hause als ihre Postkarten.“ Seitdem konnten die Schotten allerdings keine Postkarten mehr schreiben – sie erleben seit 1998 eine Durststrecke, was die WM-Teilnahme betrifft.
Weitere Kuriositäten und Rekorde
Die deutsche Mannschaft hat bei einer Weltmeisterschaft noch nie ein Elfmeterschießen verloren. Alle vier Entscheidungen (1982 gegen Frankreich, 1986 gegen Mexiko, 1990 gegen England und 2006 gegen Argentinien) vom Punkt gewann die DFB-Auswahl.
Beim Turnier 1990 sorgte ein Losentscheid für das denkwürdige Achtelfinale zwischen Deutschland und den Niederlanden (2:1). In der Gruppe F endeten alle Spiele bis auf eines Unentschieden, was England den Gruppensieg brachte. Dahinter herrschte zwischen Irland und den Niederlanden völliger Gleichstand. Da auch die besten Gruppendritten weiter kamen waren beide zwar für das Achtelfinale qualifiziert, die Reihenfolge musste aber ausgelost werden. Die Nachbarn wurden auf Rang drei gelost und mussten so gegen Deutschland antreten.
Josip Simunic sah bei der WM 2006 im Spiel seiner Kroaten gegen Australien zwei Mal Gelb von Schiedsrichter Graham Poll und flog dennoch nicht vom Platz. Erst mit der dritten Verwarnung wurde er vom Spiel ausgeschlossen.
Bereits drei Mal ist es in der WM-Geschichte schon vorgekommen, dass Spieler, die auf der Bank saßen, eine rote Karte sahen: 1990 bekam der jugoslawische Reservist Srecko Katanec wegen Meckerns Rot, ebenso der Argentinier Claudio Caniggia beim Turnier 2002. Landsmann Leandro Cufré sah 2006 sogar nach Spielschluss Rot, nachdem er Per Mertesacker nach dem verlorenen Elfmeterschießen an einer besonders empfindlichen Stelle getroffen hatte.
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