„Stehaufqueen“ heißt der neue Roman von Nicole Staudinger. Mit dem Buch möchte sie Frauen Mut machen, nach Rückschlägen nicht aufzugeben, sondern daraus neue Stärken zu ziehen. Oder anders gesagt: aus Rückwärtsschritten einen Cha-Cha-Cha machen. Wie das geht, zeigt sie an eigenen und fremden Erfahrungen und Schicksalen und lädt jeden Leser ein, für sich selbst Stehauf-Regeln zu finden.

Ein Leben ohne Rückschläge? Das gibt es nicht. Jeder erlebt Höhen und Tiefen. Das Wichtige ist jedoch, wie wir mit diesen Rückschlägen umgehen. Diesen Umstand hat Nicole Staudinger zum Anlass genommen, um ihr Buch „Stehaufqueen“ zu schreiben. Dass sie mit Rückschlägen umgehen kann, hat sie vor allem bewiesen, als sie mit Anfang dreißig als Mutter von zwei Kleinkindern an Brustkrebs erkrankte. Wie sie den Mut hatte immer wieder aufzustehen, schildert sie in diesem Buch und möchte damit auch anderen helfen. Zudem mischt sie immer wieder Erfahrungen von Verwandten und Freunden hinein, aus denen die Leser ebenfalls viel lernen können, wenn sie möchten.
Schonungslos ehrlich
„Schlaf mal drüber“ – „Scheiter heiter“ – „Wer weiß, wofür es gut ist?“ – „Öfter mal die Klappe halten“: Das sind nur einige der vielen „Stehauf-Regeln“, die Staudinger in ihrem Buch nennt, um den persönlichen Umgang mit Niederschlägen zu ändern, beziehungsweise zu vereinfachen. Doch sie bleibt dabei ganz in ihrer Rat-Geber-position und ist kein Rat-Aufdränger. Sie erzählt ihre oder fremde Erfahrungen und erklärt danach sachlich, welche Rückschlüsse sie daraus zieht. Am Ende des Kapitels gibt es dann immer ein paar freie Zeilen für den Leser, in denen er sich sein eigenes Fazit notieren kann. Das Buch drängt also nicht eine Meinung auf, sondern gibt einen Anreiz, von ganz alleine das richtige Rezept für sich selbst zu finden.
Was an diesem Buch auf jeden Fall auffällt, ist, wie schonungslos ehrlich es erzählt wird. Staudinger weiß, dass in intensiven Trauerphasen keine „Stehauf-Regel“ der Welt hilft. Man muss erst dafür bereit sein, um danach positiv auf die Situation zurückzuschauen. Aber als „Stehaufqueen“ kann man so etwas vielleicht schneller. So berichtet Staudinger von der schwierigen Phase während ihrer Krebserkrankung ohne Beschönigungen. Aber auch daraus konnte sie Lehren ziehen. Zum Beispiel werden während solcher Zeiten Probleme, die vorher für viel Panik gesorgt haben, wie eine plötzliche Kündigung, auf einmal ganz klein:
Probleme sind relativ. Wie Stürme. Für jemanden, der ein ganz problemloses Jahr hinter sich hat, wäre so eine Kündigung ein Orkan gewesen. Für uns war es, gemessen an dem Krebs-Sturm, den wir hinter uns hatten, nur eine leichte Böe.
Minions, Frau Holle und Udo Jürgens
Auch wenn Staudinger oft ernste und traurige Dinge erzählt, die beim Lesen die Tränen in die Augen treiben, gibt es in dem Buch auch oft humorvolle und lustige Szenen, die den Leser schnell zum Schmunzeln bringen. Da werden Vergleiche aus Filmen wie den Minions, Märchen wie Frau Holle oder auch mal ein Liedtext von Udo Jürgens zuraate gezogen und kreativ in den Text miteingebaut. Allgemein ist Staudingers Schreibstil sehr angenehm zu lesen (gerade für ein Sachbuch), weil sie direkt aus dem Leben berichtet und so die Leser immer auf einer persönlichen Ebene anspricht. Auch die vielen vergleichenden Beispiele sind sehr anschaulich gewählt und verdeutlichen die Stehauf-Regeln. Zum Beispiel trägt laut Staudinger jeder Mensch einen „Rucksack“ mit allem, was ihn belastet. Manche können damit besser, andere weniger gut damit umgehen:
[…] auf die Rucksäcke des Lebens können wir kaum Einfluss nehmen. Die werden uns meist vorgesetzt. Schuhwerk, Haltung und Ausdauer hingegen haben wir selber in der Hand!
Was an dem Buch schwierig ist, ist die fehlende Aufteilung im Inhaltsverzeichnis, zumal Staudinger im Vorwort einlädt, einfach bei dem Kapitel einzusteigen, das man gerade lesen möchte. Da aber die Kapitelüberschriften nur Andeutungen sind, weiß man gar nicht immer, was sich überhaupt dahinter verbirgt. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn das Buch in grobe Blöcke gegliedert wäre, sodass man situationsbezogen nach den richtigen Kapiteln für sich suchen kann. In etwa so wurde es bei der Zusammenfassung der Stehauf-Regeln am Ende des Buches auch gemacht. Außerdem ist das Buch manchmal doch ein bisschen klischeehaft, aber darüber kann man hinweglesen.
Fazit: Ein Buch für Frauen, die aus der Reihe tanzen wollen
Auch wenn Staudinger in ihrem Vorwort schreibt, dass das Buch auch von Männern gelesen werden kann (kann es ja auch, gar keine Frage), ist es doch sehr auf weibliche Leserinnen ausgerichtet. Das merkt man zum einen unterschwellig an den Erfahrungen, von denen sie berichtet, zum Beispiel vom Muttersein. Zum anderen spricht sie immer wieder die Leserinnen(!) persönlich an. Ich denke trotzdem, dass die meisten Stehauf-Regeln sowohl für Frauen als auch für Männer gelten können. Auch wenn man sicher nicht mit allen „Regeln“ übereinstimmt, die die Autorin aus den Geschichten zieht, so geben sie viele Denkanstöße und laden zu eigenen Überlegungen und Gedankengängen ein. Meine persönliche Stehauf-Regel:
Geh abends mit gutem Gewissen ins Bett – bis morgen früh kannst du eh nichts daran ändern.
„Stehaufqueen“ zeigt, dass jeder Mensch ganz unterschiedlich ist und deswegen unterschiedliche Hilfen braucht. Das Buch macht Mut, auch mal aus der Reihe zu tanzen; gibt Anreize zum Umgang mit Rückschlägen – und das sehr persönlich, sehr konkret und niemals aufdrängend.
Nicole Staudinger: Stehaufqueen: Die Herausforderungen des Lebens elegant und majestätisch meistern. Knaur TB, 2018, 288 Seiten ISBN: 978-3426789643, 14,99 €.
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