Bodo wirft einen Blick in ein blaues Heft. „Das ist ein Gezeitenkalender. Hier kann ich ablesen, wann Ebbe und Flut beginnt“, erklärt er. Im Moment herrscht Flut. Die großen Schiffe werden an diesem Tag also erst wieder ab 22 Uhr fahren. Der Kapitän schaut durch ein Fernglas und muss nun einmal kräftiger am Steuer drehen. Wir müssen umkehren, um zurück zum Martini-Anleger zu gelangen. Bodo hat kurze graue Haare. Er trägt eine Brille und eine blaue Cappi. Sein Outfit besteht aus einer weißen Fleece-Jacke und einer blauen Stoffhose. Mit der Zigarette in der Hand erfüllt er die typischen Klischees, was das Aussehen eines Kapitäns betrifft. Seine Cappi hat für ihn allerdings auch eine ganz persönliche Bedeutung. „Panama-Kanal“ steht darauf in gelben Buchstaben geschrieben. Unter dem Schriftzug ist ein buntes Bild von dem erwähnten Kanal zu sehen. „Der Wasserunterschied auf dem Panama-Kanal kann bis zu 27 Meter groß sein. Ich bin früher sehr gerne mit dem Schiff dorthin gefahren“, sagt er lächelnd.
Etwa hundert Passagiere genießen heute das schöne Wetter an Bord der „Gräfin Emma“. Eine Gruppe von knapp 20 Senioren verbringt ihr Klassentreffen hier auf dem Schiff. „Wir haben 1957 unser Abitur in Bremerhaven gemacht“, erzählt ein ehemaliger Schüler der Klasse. Bei Kaffee und Kuchen genießen die Gäste die Hafenrundfahrt. Nebenbei berichtet Bodo aus seiner Kajüte von den Sehenswürdigkeiten und Gebäuden, die sich links und rechts vom Weserufer befinden. Das macht er allerdings schon lange nicht mehr live, stattdessen bedient er ein Ipad, auf das er den Text bereits aufgesprochen hat. Die einzelnen Titel wählt er mit einem Stift an. „Irgendwann ist es ja doch immer das gleiche, was man erzählt, deswegen habe ich den Text aufgenommen“, begründet er sein Vorgehen.
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