Jefangbei und seine Preisklassen
Die Innenstadt Jefangbei ist etwa anderthalb Stunden vom Campus der Uni entfernt, für diese Stadt also „ein Katzensprung“. Sie ist umgeben von den beiden Flüssen der Stadt, Jialing und Yangtze, dem längsten – und braunsten – Fluss Chinas. Die beiden treffen sich in Chiotianmen, der Spitze der Innenstadt. Entlang beider Flüsse liegen Schiffe, die für abendliche look-at-our-beautiful-Skyline-Fahrten und Yangtze-Kreuzfahrten flussabwärts nach Yichang genutzt werden. Beide Fahrten variieren faszinierend stark in ihren Preisen. Preistabellen sind in die Kategorien „Chinese“, „Europäer“ und „Amerikaner“ aufgeteilt, Preis aufsteigend, natürlich. Auch eine Tourguide-Freundin kann da nichts machen – Ausländern den Preis für Chinesen anzubieten, ist verboten.
Billiger wird es meistens trotzdem etwas, wenn man über eine chinesische Internetseite bucht, die sich aber selbstverständlich in keine andere Sprache übersetzen lässt. Die abendliche Skyline-Fahrt lohnt sich. In der Tat sind die bunt beleuchteten Hochhäuser sehr beeindruckend, und die wie immer viel zu laut aus den Lautsprechern dröhnende Musik ist so herzerwärmend, dass man eine Stunde lang seufzend der Meinung ist, nie eine schönere Skyline gesehen zu haben.
Altstadt
Ciqikou kann ich vom Campus aus zu Fuß erreichen. Die Altstadt ist Touristenziel Nummer eins in Chongqing und zu jeder Tageszeit überfüllt. Es gibt unzählige Läden, Teehäuser und Wellness-Knabberfisch-Becken und ich bin jedes Mal arm, wenn ich zurückkomme. Die Fische (die in manchen Becken erschreckend große Ausmaße annehmen) kann man für etwa einen Euro zwanzig Minuten lang an seinen Füßen knabbern lassen, wobei man sich währenddessen keine Fragen zur Hygiene stellen sollte, um das Wellness-Gefühl nicht zu anhaltender Panik umschwenken zu lassen. Verkauft wird alles, was Touristen so gebrauchen könnten: Postkarten, jegliche Art von Bildern, Gemälden und Stickarbeiten, Tassen, Kleidung und sehr viel Essen. Besonders beeindruckt bin ich von den in der Sonne trocknenden Fleischstreifen, den Hühnerfüßen und den fröhlich singenden Verkäufern, die den ganzen Tag Teig für Chongqing-typische Süßigkeiten stampfen und ihr Lächeln auch auf meinem zwei Stunden später angetretenen Rückweg noch nicht verloren haben.
Ching chang chong
Die Sprache ist ein Problem und wird vermutlich eins bleiben. Meine Privatlehrerin Annie, eine chinesische Anglisitk-Studentin, gibt ihr Bestes, um mich mit den Geheimnissen des Chinesischen vertraut zu machen. Bisher leider noch relativ erfolglos. Immerhin habe ich gelernt, dass „Qing cháng chéng“ tatsächlich eine Bedeutung hat: Gemeint ist die Große Mauer zur Zeit der Qing-Dynastie. Wie meine Lehrerin verzweifelt auch mein Tandem-Partner an meiner Unfähigkeit, die vier bedeutungsunterscheidenden Töne des Chinesischen richtig auszusprechen, oder überhaupt zu hören. Er kann nicht glauben, wenn ich seine Imitation meines komplett falschen Satzes zufrieden als „das klingt doch fast genauso“ einordne.
Die mich umgebenden Chinesen sind unglaublich hilfsbereit, herzlich, liebevoll und für einen Deutschen ziemlich spontan. Auch wenn die Kommunikaton nicht selten unter kulturellen Missverständnissen leidet, habe ich viele von ihnen ins Herz geschlossen.
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