Jahr für Jahr sucht das ehemalige Topmodel Heidi Klum das schönste Mädchen Deutschlands. Doch warum wird die Casting-Show eigentlich immer noch Jahr für Jahr geguckt? Ein Kommentar von Rebecca Lessmann.

Es ist jedes Jahr dasselbe. Ein Haufen von Möchtegern-Models verpflichtet sich vertraglich, sich für ein paar Monate vor der ganzen Nation zum Affen zu machen und jeden Mist, den sich Heidi Klum für „ihre Mädels“ ausdenkt, mitzumachen. Jedes Jahr gibt es die „Heulsusen“, die „Zicken“ und die supertalentierten Netten, die dann am Ende meist auch zu „Germany’s next Topmodel“ gekürt werden. Fast wie ein High-School-Drama à la Hollywood, in dem am Ende immer das nette Mädchen von nebenan den begehrtesten Typen der Schule abbekommt. Heidi Klum spielt in diesem Drama die Rolle der bösen Stiefmutter und der Königin zugleich, an der Seite ihres Hofstaates, den Co-Juroren.
Die Würde des Models ist antastbar
Aus privater Quelle, die jedoch anonym bleiben will, habe ich erfahren, dass die Bewerberinnen ab ihrem Eintritt in die „Top 20“ einen Vertrag unterzeichnen müssen, in dem sie sich verpflichten, nicht mehr aus der Show auszusteigen. Ist die Kandidatin noch nicht volljährig, müssen ihre Eltern unterzeichnen. Und von diesem Punkt an müssen die Model-Aspirantinnen wirklich jede entwürdigende Challenge, die sich „Modelmama“ Heidi Klum so für ihre „Zöglinge“ ausdenkt, mitmachen. Diese begründet sie damit, dass dies alles Situationen seien, mit denen ein angehendes Model im Business später rechnen müsse. Seien es Nacktshootings, anzügliche Posen mit fremden männlichen Models oder wenn Heidi, wie in der aktuellen Staffel, die Kandidatin Erica runterputzt – und die ganze Nation dabei zusieht. Zugegeben, das tut sie wohl nicht zu unrecht. Erica führt sich tatsächlich ganz schön auf – auch wenn alles gescriptet ist. Hauptsache Drama, oder wie?
Der moderne Narziss ertrinkt im Fernsehbildschirm
Aber gerade das ist es, was den Erfolg von Casting-Shows wie Germanys next Topmodel ausmacht: das bewusste Spiel mit den zwei Extremen des menschlichen Narzissmus. Es gibt einen gesunden Narzissmus, der sich mit dem Motto „Du bist okay und ich bin auch okay“ zusammenfassen lässt. Doch damit ließe sich kein Geld verdienen. An den beiden Extremen dieses narzisstischen Spektrums gibt es aber noch die zwei, im Übrigen in unserer Gesellschaft sehr verbreiteten, Möglichkeiten „Ich bin okay, aber du bist nicht okay“ beziehungsweise „Du bist okay, aber ich bin nicht okay“. Und gerade diese Extreme benutzt Heidi Klum, um mit ihrer Casting-Show möglichst viel Geld zu verdienen.
Da sind einmal auf der eine Seite die Faszination und die Minderwertigkeitsgefühle, die die Schönheit der Kandidatinnen bei der Zielgruppe der Show hervorruft. Auf der anderen Seite gibt es aber auch in jeder Staffel die Kandidatinnen, die die Challenges nicht schaffen, die sich lächerlich machen und somit wiederum dazu beitragen, das Selbstwertgefühl der Zuschauer anzuheben. Dieses Konzept hat wohl auch seine Berechtigung. Unterhaltsam ist es ohne Zweifel. Außerdem ist der „Narzissmus zu einem erheblichen Anteil gesund“, wie der Sozialpsychologe Hans-Werner Bierhoff von der Ruhr Universität Bochum bestätigt. Doch gerade die Instrumentalisierung des negativen Narzissmus kann Gefahren enthalten.
Der negative Narzissmus ist der perfekte Nährboden für eine Essstörung
Vor allem viele Mediziner sehen in einer Casting-Show wie Germanys next Topmodel die Gefahr, dass diese Essstörungen verstärken könnten. So vertritt beispielsweise der Medizinprofessor Stephan Herpertz die Meinung, dass Germanys next Topmodel sicherlich ein nicht zu unterschätzendes Gefährdungspotenzial für junge Frauen habe. Viele der Kandidatinnen sind eindeutig untergewichtig, einige haben sogar einen Body-Mass-Index von unter 17,5, womit sie medizinisch gesehen im anorektischen Bereich (psychische Störung aus dem Bereich der seelisch bedingten Essstörungen) liegen. Doch in Klums Casting-Format werden solche Körper glorifiziert und verharmlost. „Ich kann essen was ich will, ich nehme einfach nicht zu!“, hört man insbesondere die dünnsten der Model-Anwärterinnen häufig sagen.
Aber nicht allein der Wert, (zu) dünn zu sein, wird in der Casting-Show propagiert.
Die Show weist auch andere gefährliche Tendenzen auf. So werden die Werte Schönheit, Erfolg und äußerliche Perfektion in den Vordergrund gestellt. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin bewies, dass die Gefühle der jugendlichen Zuschauerinnen dieser Sendung ständig zwischen Neid und Bewunderung für die scheinbar perfekten Kandidatinnen schwankten. So trägt die Sendung dazu bei, das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit insbesondere bei den jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauern hervorzurufen oder noch zu verstärken. Und das kann schnell in die Spirale des negativen Narzissmus führen: „Ich bin nicht okay, aber alle anderen sind okay.“ Der perfekte Nährboden für eine Essstörung oder andere psychische Krankheiten.
Heidi Klum hatte/hat 2019 gleich 2 Kandidatinnen dabei, auf welche zu viele Merkmale von Narzissmus zutreffen ! Schaut mal nach bei Prof. Dr. Bonelli und im Internet ! Heidi hätschelt gerade diese persönlichkeitsgestörten Damen mit unangebrachter Nachsicht. Die erste Schlägerin wurde danach noch in Schutz genommen und mit “schlechter Kindheit” versucht zu entschuldigen. Die andere scheint für Topmodel 2019 vorgesehen zu sein.
Macht Heidi Klum auf diese Weise NARZISSMUS gesellschaftsfähig ?
So wie es Harald Junke mit dem Alkoholismus gelungen ist ???