Bald steht Weihnachten vor der Tür und manche Menschen empfinden eine traurige Einsamkeit und einen tiefen Schmerz. In Lebenskrisen ist es oft schwierig, einen Zugang in sein Inneres zu bahnen. So erlebt es unsere Autorin und hat kreative Möglichkeiten gesucht, auch gerade in der Weihnachtszeit, sich selbst zu entdecken und darüber zu staunen, welche Inhalte nach und nach an die Oberfläche schwimmen.
Wie war mein Jahr 2023?
Wenn du dir drei Wörter aussuchen darfst, die du spontan mit dem Jahr 2023 verknüpfst – welche nimmst du? Welche Gedanken kommen dir in den Sinn, wenn du diese drei Wörter aufschreibst? Welche drei Begriffe beschreiben am besten deine Partnerschaft, dein Studium, deinen Arbeitsplatz, deine Freunde, deinen Alltag?
Liebes Tagebuch…
Zugegeben, ich bin keine treue Tagebuchschreiberin. Trotzdem notiere ich schlagwortartig Gedanken, die mir immer wieder durch meinen Kopf geistern. Wenn ich in einer psychisch bedingten Gedankenarmut festhänge, ist es oft auch nur ein Gedanke oder ein Wort. Manchmal male ich auch kleine Bilder ins Tagebuch.
Was sich reimt, ist immer gut
Ich überlege mir Wörter, die sich reimen und fülle später die Lücken mit Inhalt. So entstehen zahlreiche Reime, über die ich im Nachhinein staune, wie viel sie mir über meine inneren Vorstellungen erzählen. Ein Beispiel:
Als Kind hat man große Pläne, genießt das sorgenlose Beobachten der schwimmenden Schwäne, konnte mich am Leben nie sattsehen, bis sie kamen, die schlimmen Wehen! Und schon ist‘s um einen geschehen. Nie sollte man das Leben schwärzen, auch wenn so weinend, unsere Herzen, irgendwo brennt die eine der vielen Kerzen. Und wenn nur diese eine brennt und ihr Wachs davonrennt. Sie wird jemandem ein kleines Licht spenden und somit das Blatt wieder auf die weiße Seite wenden. Und sie wird Wärme senden. Wenn ich genug in mir suche, finde auch ich einen dünnen Docht mit Kerzenschein. Stell dir doch vor: mit ein wenig Spekulatius, so fein! | Und irgendwann werde ich meine Oase entdecken, und die ganzen Flecken auf dem Erdenball. Vielleicht werde ich mein Leben mal lieben, und mir ist doch noch etwas Gutes geblieben. Vielleicht werde ich mal Glück empfinden ohne die Sorge, es wird eh wieder verschwinden. Irgendwann, so hoffe ich sehr, bin ich nicht mehr leer, sondern reich gefüllt, umhüllt mit Licht und Leuchtkristall, in dem ich nicht mehr so tief fall‘. Irgendwann will ich mich mit dem Leben versöhnen, sonst wird es für immer so schief tönen. |
Beschreibung in nur einem Satz
Manchmal berichte ich ewig lang von meinen Problemen. Da stellte mir eine Freundin folgende Frage: „Kannst du all das Erzählte mit einem Satz ausdrücken?“ Diese Technik half mir, die Essenz meines Berichtens herauszufiltern. Plötzlich habe ich einen neuen Wegpunkt, an dem ich weiterlaufen will.
Ich liebe Adventskalender!
In der Adventszeit stellt sich bei mir öfters eine melancholische Stimmung ein. Da freue ich mich riesig über einen Adventskalender. Entweder kaufe ich mir selbst einen oder ich erzähle meinem Umfeld, wie gerne ich Adventskalender mag 😊.
Welche Farbe hat dein Schmerz?
Diese Frage mag seltsam klingen. Dennoch hilft sie, einen Schmerz wahrzunehmen und zu fühlen. Macht dein Schmerz vielleicht auch Geräusche? Klingt er wie ein Orchester? Wie laut ist dein Schmerz? Fühlt sich dein Schmerz pochend, stechend, drückend oder gar dumpf an?
Es kann dabei hilfreich sein, sein inneres Chaos aufzuschreiben oder zu malen. Zum Beispiel „Ich fühle mich einsam. Ich bin verloren. Es geht mir nicht gut.“ Später schreibt man vor jeden Satz „Im Moment“ dazu. Das verdeutlicht, dass es sich hierbei um eine Momentaufnahme handelt und der Zustand nicht dauerhaft bleiben muss.
Wer spricht denn gerade?
Ich habe mir die (Grund-)Gefühle, wie Angst, Trauer, Freude, Wut etc., als Smileys gemalt. In meinem Alltag und in Konversationen habe ich mir überlegt, wer denn gerade spricht. So fällt mir auf, dass sich öfters die Angst im Vordergrund aufhält, was sich in häufigen Wiederholungen ausdrückt. Bei der Frage „Wer isst denn gerade?“ entdeckte ich, dass mein Frust oft isst. Das Personifizieren der Emotionen kann hilfreich sein, um mehr differenzieren zu können, warum man sich in bestimmter Weise verhält. Vom Gefühl ausgehend, kann man auch gezielter, den dahinterliegenden Gedanken entlarven.
Beim Tanzen stelle ich mir öfters bestimmte Rollen vor: Wie bewegt sich eine Prinzessin? Wie fühlt sich Trauer an, wie würde sie sich bewegen? Wie tanzt die Freiheit? Dadurch kann ich ausprobieren, wie sich ein Rollenwechsel auf mich auswirkt.
Angebote vor Ort wahrnehmen
Gerade für einsame und alleinstehende Menschen gibt es Angebote, Weihnachten nicht allein verbringen zu müssen. Trau dich, wenn du dich nach Gemeinschaft sehnst! Auskunft darüber findet man bei der Touristikabteilung vor Ort, im Netz, in Zeitungen usw.
Der Klang deines Lebensliedes
Wenn ich mein Lebenslied spielen müsste, wie würde es klingen? So stelle ich mir die Aufgabe vor, auf dem Klavier mithilfe der Töne meine Lebenslage hörbar zu machen. Wann ist es beschwingt? Wann sind die Töne eher tief, schief, wann hoch? Dazu muss man nicht im Klavierunterricht gewesen sein.
Welchen Tipp gebe ich meiner Freundin?
Manchmal ist das eine liebgewonnene Strategie in der Therapie. Man berichtet von seinem Problem und der/die Therapeut/in fragt: „Was würden Sie denn ihrer Freundin raten, wenn sie von diesem Problem berichten würde?“ Es kann helfen, liebevoller mit sich selbst umzugehen, wenn man die Tendenz hat, mit sich selbst sehr hart ins Gericht zu gehen. Gleichzeitig stößt es natürlich die eigene Kreativität an, selbst Lösungswege zu finden, die öfters schon in einem liegen.
Selbstgespräche führen
Eine kreative Methode ist es, sich selbst aktiv zuzuhören. Im aktiven Zuhören liegt der Versuch, die Gedanken und Gefühle des Sprechenden herauszukristallisieren. Beispielsweise kam ein Gedanke in mir hoch: „Jetzt denke ich schon wieder nur negativ.“
Nun hörte ich mir selbst aktiv zu: „Dich frustriert es, Gedanken zu haben, die du eigentlich nicht denken wolltest?“ „Ja, genau. Es ärgert mich richtig!“ Dieses „Ja, genau“ öffnet meistens eine Herzenstür, weil man sich verstanden fühlt. Mit dieser Technik kann man Verständnis für sich selbst entwickeln und lernen, Gefühle und Gedanken anzunehmen.
Analysebaum erstellen
Ich wundere mich öfters darüber, immer wieder die gleichen Konflikte in meinem Leben zu haben. Beispielsweise befreunde ich mich mit einer Person und stelle dann abrupt den Kontakt wieder ein. Meistens reagiere ich wütend dabei. Und das Gefühl „Wut“ will ich meistens nicht spüren und drücke es somit weg.
Ich verstehe mein Verhalten nicht, und stelle deshalb ein Flussdiagramm auf, in dem ich die Situation notiere – mein Verhalten, das Verhalten des anderen, welche Reize auftraten etc. So erkenne ich, dass die meisten Situationen eines gemeinsam hatten: Ich brauche eigentlich mehr (rechtzeitige) Abgrenzung, was meine Wut zum Ausdruck bringt.
Konfrontierende Notizzettel aufkleben
Ich schreibe mir schöne Worte auf ein Blatt und hänge es auf. Zum Beispiel: „Ich bin in Ordnung.“ „Ich bin schön.“ Meistens flötete es automatisch in mir, dass diese Worte nicht wahr wären. So finde ich einen schnellen Zugang zu meinen inneren Schmerzen und beginne, Lügen herauszufiltern, um sie mit der Wahrheit zu konfrontieren.
Dein Motivationsbild für das Jahr 2024
Skizziere, wie dein Jahr 2024 aussehen soll. Was planst du? Was willst du erleben? Hast du ein Jahresmotto? Male deine Vorstellungen und platziere das Bild an deinen Lieblingsplatz.
Und du?
Welche kreativen Ideen hast du gefunden, um dir in der Tiefe zu begegnen? Schreib sie doch gerne in die Kommentare, damit wir uns gegenseitig inspirieren können.
Schreibe einen Kommentar