Männer sollen bezahlen, ein Hemd tragen und am besten noch den Stuhl rücken. Frauen wiederum dürfen gut und gerne fünf bis zehn Minuten zu spät zu einer Verabredung kommen, nicht zu häufig Zeit haben und keine hohen Schuhe beim ersten Date tragen. Das zumindest ist der momentane Stand hunderter Online-Ratgeber oder Zeitungsartikel zu diesem Thema. Doch macht das wirklich Sinn?

Es ist wirklich unglaublich freundlich, wie uns in sämtlichen Medien immer wieder vorgeschrieben wird, wie wir sein sollen und wie auf gar keinen Fall. Frau hat Appetit auf einen Salat? Dieser sollte trotzdem nicht bestellt werden. Immerhin könnte das den Eindruck vermitteln, dass man sich auch generell eher wie ein Kaninchen ernährt. Obwohl ich ehrlich gesagt noch nie ein Kaninchen mit Hähnchenbruststreifen oder Lachsstückchen und Balsamicodressing im Maul gesehen habe.
Ein Mann ist eher schüchtern veranlagt? Pech gehabt! Die Frage nach dem ersten Date oder gar nach einer Wiederholung sollte von den Herren der Schöpfung ausgehen. Sonst wirkt die Frau als zu anhänglich. Gleiches gilt natürlich für den ersten Kuss. Sollte der Gute dafür zu schüchtern sein, bleiben beide in dieser Kombination wohl auf Ewigkeit ungeküsst.
Um ehrlich zu sein, vereinfachen diese überall zu findenden Ratschläge und insgeheimen Regeln das Leben für uns Frauen größtenteils enorm. Einfach abwarten zu können und folglich keine Absage riskieren zu müssen, erleichtert vieles. Sollte der Mann extrem schüchtern sein, kann man(n) nur hoffen, dass die Dame keinen Wert auf klassische Datingregeln legt und doch die Initiative ergreift.
Es gibt definitiv viele schwachsinnige Regeln, die wir überall wieder lesen und bei denen ich mir immer nur denke, dass doch bitte jeder so sein soll, wie er ist. Ein paar Tendenzen, welches Verhalten erwünscht wäre, gibt es aber trotzdem. Auch hier gibt es allerdings Ausnahmen und es lässt sich kein Patentrezept aufschreiben, welches jede Frau unterschreiben würde. Immerhin reden wir über Millionen verschiedener Individuen und jedes hat ein anderes Empfinden für das richtige Maß.
Ich persönlich kann dem klassischen Gentelmanverhalten samt Hemd eine ganze Menge abgewinnen, aber das entspricht natürlich nicht dem Denken aller Frauen. Die eine findet häufiges Schreiben sehr wichtig und der nächsten ist es zu viel. Frau Nummer eins besteht darauf, dass der erste Kuss vom Mann ausgehen muss, während die zweite kein Problem dabei hat, hierbei den ersten Schritt zu machen. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, bei denen Frauen sich wohl wünschen würden, dass es sich Männer diese wieder einmal mehr zu Herzen nehmen würden.
1.) Entscheidet euch, was ihr wollt!
Nur Sex, Freundschaft, vielleicht eine Beziehung – die Liste der möglichen Intentionen ist lang. Anstatt allerdings ewig zu verstecken, was man wirklich möchte, sollte es ehrlich ausgesprochen werden. Dasselbe gilt natürlich für die Frau. Es gibt kaum etwas Schlimmeres, als nicht zu wissen, was der andere nun eigentlich möchte. „Schreiben wir auf einer platonischen Ebene oder denkst du, er wird mich noch nach einem Treffen fragen?“ – kann die beste Freundin wahrscheinlich sonst sehr schnell nicht mehr hören und wird euch für eine kurze, klärende Nachricht unfassbar dankbar sein. Also, liebe Männerwelt, was auch immer ihr wollt, kommuniziert es direkt! Widersprüchliches Verhalten wie regelmäßiges Schreiben, ohne das jemals eine Frage nach einem Treffen kommt, verwirrt nur unnötig.
2.) Ghosting ist nicht in!
Kein Interesse mehr? Kein Problem! Wir sind alle alt genug, um mit solchen Aussagen umzugehen. Einfach nicht mehr zu antworten, oder das Ganze ohne eine richtige Aussage auslaufen zu lassen, ist aber nur eins: Feige! Anstatt Ghosting zu betreiben, also sich von heute auf morgen ohne Begründung nicht mehr zu melden, sollte man(n) sich vielleicht einmal die drei Minuten Zeit nehmen und eine entsprechende Nachricht verfassen. Erspart uns jede Menge Denkarbeit und den Männern eventuell nerviges Nachfragen oder zickige Nachrichten.
3.) Spielchen gehören in den Kindergarten
Wir sind alle aus dem Kindergartenalter raus und wenn ihr Spiele spielen wollt, dann holt euer Monopoly raus. Zwischenmenschliche Spielchen sind einfach nur unnötig und nervenaufreibend. Denkt ihr wirklich, ihr werdet interessanter, wenn ihr stundenlang online seid, aber nicht auf unsere Nachricht klickt? Oder uns blaue Haken verraten, dass ihr die Nachricht seit Ewigkeiten gelesen habt, aber eine kurze Antwort anscheinend zu viel verlangt ist?
Natürlich hat man manchmal keine Zeit zu antworten, oder es gibt Wichtigeres. Das ist völlig verständlich. Weiterhin ist keiner dazu verpflichtet, zeitnah zu antworten, sich regelmäßig zu melden oder einen guten Morgen zu wünschen. Trotzdem ein Tipp für die Zukunft: Wenn ihr wirklich ehrliches Interesse an einer Frau habt, schadet es absolut nicht, sich ab und zu zu melden (und das heißt nicht, dass ihr jeden Tag schreiben müsst!!!) und eine Gute-Nacht-Nachricht hat schon so manches Frauenherz höher schlagen lassen.
4.) Sich verstellen
Sich zu verbiegen, nur um jemanden zu gefallen, bringt nichts. Ihr seid die größten Fleischliebhaber, obwohl eure Angebetete eher Tofu mit frisch gedünstetem Gemüse bevorzugt und dem Fleisch seit Jahren abgeschworen habt? Dann ist es es eben so. Es gibt Schlimmeres, als beim Kochen zwei Pfannen verwenden zu müssen. Immer ehrlich zu sein, ist gerade beim Online-Kennenlernen wichtig. Bilder positiv bearbeitet zu haben, kommt spätestens beim ersten Treffen sowieso raus und wird mit Sicherheit nicht gerade positiv aufgenommen. Ehrlichkeit währt einfach am längsten.
5.) Zu hohe Erwartungen
90-60-90-Maße, die gleichen Interessen, derselbe Musikgeschmack und gemeinsame Hobbies – die Liste der Wünsche an das andere Geschlecht ist lang. Trotzdem sollte man sich vor Augen halten, dass die perfekteste Person immer noch Eigenschaften mit sich bringen wird, die nicht ideal passen werden. Hobbys, die nicht geteilt werden, oder Geschmäcker, die stark variieren, sind noch lange kein K.O.-Kriterium. Natürlich gibt es gewisse Faktoren, die einem besonders wichtig sind und die dafür sorgen könnten, dass Person X nicht zu einem passt.
Oftmals finden die Probleme, die wir sehen, allerdings nur in unserem Kopf statt und wären in der Realität gar nicht so dramatisch. Jeder wird an jedem Menschen dieser Welt Eigenschaften finden, mit denen er nicht zufrieden ist und denkt, dass er nicht zu einem passen könnte. Trotzdem kann es ein Fehler sein, Personen nur keine Chance zu geben, weil zu hohe Erwartungen einen zweifeln lassen. Vielleicht sollte man sich hier öfters ins Gedächtnis rufen, dass auch wir nicht nur perfekt sind und der nicht vorhandenen Perfektion eine Chance geben. Vielleicht passt am Ende jemand zu einem, mit dem wir nie gerechnet hätten.
6.) Interesse zeigen heißt nicht, zu übertreiben
Es sind die kleinen Gesten, die zählen. Sich den nächsten Klausurtermin zu merken und davor „Viel Glück“ zu wünschen oder mit einer kleinen unerwarteten Nachricht zwischendurch zu zeigen, dass an den anderen gedacht wurde, ist viel wichtiger als übertriebene Aktionen. Auf die verrückte Ideen zu kommen, den „nackten Mann“ nachzumachen, da anscheinend zu viel How I met your mother geschaut wurde, ruft zum Beispiel eher den Wunsch nach einer einstweiligen Verfügung als nach jeglichen sexuellen Handlungen ins Gedächtnis. Oder einen Schal samt Mütze zu stricken, und diesen bei den Großeltern vorbei zu bringen, weil das die einzige im Telefonbuch mit dem entsprechenden Nachnamen zu findende Adresse ist, ist einfach nur verstörend.
7.) Wartezeiten gehören in eine Arztpraxis
Natürlich gibt es stressige Phasen im Alltag, in denen man kaum Zeit hat. In den normalen Phasen wäre es allerdings empfehlenswert, nicht zu lange Durststrecken zwischen den einzelnen Treffen verstreichen zu lassen. Hier greift sonst sehr schnell das berühmte „Aus dem Auge, aus dem Sinn“. Ein Tipp: Einfach mal kurz in die Konversation einfließen lassen, dass man momentan sehr viel Stress und folglich kaum Zeit hat. Schon ist das Missverständnis aus der Welt geräumt, welches sich in unseren Köpfen breit machen könnte, dass der Gute vielleicht kein Interesse mehr hat. Genauso wäre es allerdings ein Fehler, den anderen mit ständigen Fragen nach weiteren Treffen völlig einzuschüchtern.
Seid einfach ihr selbst
Mit Sicherheit lassen sich diese sieben Punkte auch auf das Verhalten von Frauen beziehen. Natürlich müssen auch wir beim Kennenlernen ehrlich sein, dazu stehen, was wir wollen, Spielchen im Kindergarten lassen und Interesse zeigen. Da sich meine Datingerfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht allerdings auf Null beziehen, überlasse ich das Thema lieber Personen, die aus Erfahrung über diese Thematik sprechen können.
Ob also nun ein Salat beim ersten Date gegessen wurde, die Frau hohe Schuhe, oder der Mann keim Hemd anhatte, wird schlussendlich keinen großen Anteil dazu beitragen, was aus zwei Personen wird. Am Wichtigsten ist es einfach, sich selbst treu zu sein und das zu tun, worauf man Lust hat. Immerhin wollen wir den anderen mit unserem wahren Ich für uns gewinnen und nicht mit falschen Illusionen.
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