Jeder kennt den Spruch: “Wahre Schönheit kommt von innen.” Aber wenn wir ehrlich sind, glaubt kaum jemand wirklich daran. Meistens löst der Satz eher Zweifel aus. Wir nicken vielleicht zustimmend, doch tief im Inneren sieht die Realität oftmals anders aus. Warum ist das so? Und stimmt es überhaupt? Kommt wahre Schönheit wirklich von innen? Schließlich sehnt sich jeder danach genauso wie er ist geliebt, gesehen und angenommen zu werden. Mit allen Ecken und Kanten. Innerlich wie äußerlich. Woher kommen also diese verzerrten Bilder und Unsicherheiten her? Welche Faktoren beeinflussen uns und was können wir tun?
1. Werbung und Gesellschaftserwartungen
Egal wohin wir sehen, begegnen uns fast überall perfekte und makellose Menschen. Zumindest perfekt aus der Sicht der gesellschaftlichen Schönheitsnorm. Schlank, jung, faltenfrei, ohne Hautunreinheiten und Unebenheiten, keine Dehnungsstreifen, volle Haare, perfekte Züge und so weiter.
Diese Bilder empfangen wir über Werbung auf Modeplakaten bekannter Kleidungs- und Unterwäschemarken, über Social Media, im Fernsehen, in Streamingdiensten, Zeitschriften, Zeitungen und mittlerweile in fast jeder App. Denn die Werbung ist allgegenwärtig und nimmt immer mehr zu.
Was ist aber das Problem dahinter? Wir werden ständig mit diesen Bildern bombardiert und konfrontiert. Auch wenn wir wissen, dass diese stark retuschiert und bearbeitet werden, perfekte Lichtverhältnisse herrschen und die abgebildeten Personen davor professionell geschminkt und gestylt werden, prägt es trotzdem unser Bild von Schönheit nachhaltig und negativ. Denn wir werden, ohne es zu merken, immer perfektionistischer und streben nach diesen Idealen. Ideale, die in Wahrheit nicht zu erreichen sind. Denn vollkommene Makellosigkeit gibt es nicht und das ist gut so! Es ist also eine subtile, aber mächtige Manipulation: Wir streben nach unerreichbaren Idealen. Ein Bild von Perfektion, dass es in der Realität nicht gibt, wird mehr und mehr zu unserem Maßstab.
Was können wir also tun? Wir sollten versuchen, uns von diesen Bildern zu distanzieren und diese so gut es geht zu vermeiden. Außerdem uns immer wieder bewusst machen, dass das, was wir sehen, nur einen kleinen Teil der Wahrheit widerspiegelt. Wahre Schönheit geht weit über das Äußere (welches meist nicht realitätsgetreu dargestellt wird) hinaus.
2. Soziale Medien
Leider übertragen wir diese Bilder oft auch unbewusst auf unsere eigenen Social Media Accounts. Denn fast jeder präsentiert sich von seiner guten und schönen Seite. Meist werden Bilder gepostet, wenn man gestylt ist, das Licht passt und diese bearbeitet wurden. Zusätzlich gibt es auch für Laien mittlerweile zahlreiche kostenlose Apps für Retuschierungen, die immer mehr in Gebrauch kommen.
Wir sehen Urlaube, Ausflüge, Käufe, Erfolge und Errungenschaften. Es gibt definitiv Ausnahmen und Accounts, über die Menschen auch die schweren Momente preisgeben. Aber selbst dann wird das Leben nicht vollständig abgebildet. Das ist ja auch kaum möglich und würde weitere Nachteile mit sich bringen. Zum Beispiel nicht mehr im Moment zu leben, wenn man ständig darauf aus ist, alles mit den virtuellen Freunden zu teilen. Wir sehen also das Leben der Menschen aus einer einseitigen und nicht aus der multidimensionalen Perspektive.
Folglich lässt sich festhalten, dass der normale Alltag oftmals mit seiner Eintönigkeit und den gegebenen Anstrengungen nicht vollständig in den sozialen Medien abgebildet werden kann. Wieso vergleichen wir uns aber dann trotzdem mit diesen Idealen und denken fälschlicherweise, dass es anderen besser geht oder sie besser aussehen? Nun, weil unser Gehirn diese Bilder zwar visuell schnell erfassen kann, aber nicht in der Lage ist, diese gleichzeitig kritisch zu hinterfragen. Wir scrollen immer weiter, immer schneller und halten somit das für wahr und real was wir sehen und werden sozusagen mit Input bombardiert, den wir nicht in der Schnelligkeit hinterfragen können.
3. Ideale in Filme und Zeitschriften
Es ist wichtig sich bewusst, was ohnehin schon lange allgemein bekannt ist: Auch in Filmen herrschen perfekte Lichtverhältnisse, davor wird lange gestylt und so weiter. Auch ist es längst kein Geheimnis mehr, dass in Zeitschriften sehr viel retuschiert wird und viele weitere Faktoren zum Einsatz kommen, um perfekte Bilder zu erzeugen.
4. Der Einfluss von Pornografie
Auch dieser Punkt soll hier nur angeschnitten werden, um das verzerrte Bild der Schönheit so präzise wie möglich darzustellen. Denn auch in pornografischen Bildern und Videos begegnen uns gestylte Menschen, perfekte Lichtverhältnisse, Retusche und besonders in dieser Branche viele Personen, die Schönheitsoperationen hinter sich haben und sich sehr viel mit ihrem Körper beschäftigen. Klar lässt sich argumentieren, dass nicht alle Pornos professionell sind, aber auch die anderen von Laien gedrehten Pornos zeigen, ähnlich wie in Social Media, eine Übertragung des verzerrten Schönheitsideals. Außerdem lässt sich auch hier die Realität nicht gänzlich abbilden.
Weitere Studien zur Vertiefung des Themas: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/1359105320967085.
5. Toxische Personen und deren Einfluss
Wir sind also alle von diesen Bildern, die uns permanent überall begegnen, tief geprägt und unser Schönheitsbild wurde und wird immer mehr zum Negativen verändert. Dahin verändert, dass wir Idealen hinterherjagen, die so nicht zu erreichen sind.
Noch schlimmer wird das Ganze, wenn wir nun auf toxische Personen wie beispielsweise Narzissten treffen. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung neigen dazu, andere abzuwerten, um sich selbst zu erhöhen oder besser darzustellen. Auch werden gezielte Kommentare gerne als eine Form der Manipulation genutzt, um zu sehen, wie viel Einfluss sie auf uns haben. Vergleiche und Komplimente, die eigentlich keine sind und einen „Stachel“ in sich tragen, stehen an der Tagesordnung in solchen Beziehungen. Aber ebenso klare Abwertungen. So oder so, hier ist es wichtig zu verstehen, dass solche Kommentare nicht der Wirklichkeit entsprechen. Denn die Worte werden manipulativ genutzt und entsprechen nicht der Realität. Also am besten diese ohne darüber nachzudenken einfach wieder vergessen.
6. Schönheit durch den liebenden Blick
Die Wahrheit ist, dass, wenn wir einen Menschen wirklich lieben, dann lieben wir diesen mit allen Ecken und Kanten. Gerade auch mit den unperfekten Seiten (unperfekt aus deren Sicht – denn jeder hat Seiten, die er an sich nicht mag.)
Je mehr wir einen Menschen lieben, desto schöner erscheint er uns. Wenn es uns wirklich um wahre Liebe geht und nicht um eine schnelle Befriedigung oder Ausnutzung, dann betrachten wir den Menschen in seiner ganzen Gestalt. Mit Seele, Geist und Körper. Mit allen Stärken und Schwächen, dem Charakter und den Eigenschaften, die diesen Menschen ausmachen.
Wahre Liebe bedeutet, den Menschen in seiner ganzen Eigenheit zu schätzen und genauso zu lieben wie er ist. Wer kennt das nicht?! Je mehr man eine Person kennenlernt und dessen Charakter mehr und mehr entdeckt, desto mehr liebt man diese Person, oder eben weniger, wenn man auf Eigenschaften wie Unehrlichkeit oder Unauthentizität stößt. Der Charakter macht einen Menschen entweder schön oder unschön und hat eine unglaubliche Power, die nicht zu unterschätzen ist.
Es ist entscheidend, ehrlich zu sich selbst und den anderen zu sein. Zu wissen, was man sucht und erwartet. So kann man sich selbst immer besser kennenlernen, zu den eigenen Schwächen und Stärken stehen, an sich arbeiten und sich des eigenen Wertes bewusst werden. Gleichzeitig hilft es zu realisieren, dass wir in einer Welt leben, in der viele Ideale gesetzt werden, die nicht real und oftmals unerreichbar sind.
Jeder sollte sich selbst in seiner Haut wohlfühlen und das tragen und machen, was der eigenen Identität entspricht. Es ist wichtig zu wissen, was man vom Leben möchte, seine eigenen Grenzen zu kennen und nur das zu akzeptieren, was einem gut tut und sich von allem zu distanzieren, was einem schadet, seien es Soziale Medien, Menschen oder Orte.
7. Wahre Schönheit
Ich bin überzeugt, dass wahre Schönheit vor allem von innen kommt. Der Charakter und die Taten eines Menschen haben eine unglaubliche Wirkung darauf, wie schön und attraktiv wir auf andere wirken. Wer kennt nicht ältere Menschen, die mit ihrem Lächeln und ihrer Ausstrahlung eine besondere Schönheit haben, wie zum Beispiel Mutter Teresa?
In Sprüche 31,30 heißt es: „Anmut ist trügerisch und Schönheit vergeht, aber eine Frau, die den Herrn fürchtet, wird gelobt.“ Es zeigt uns, dass Schönheit vergänglich ist. Wir altern, werden schwächer, doch wir können auch im Alter noch strahlen und schön sein. Gott liebt uns auch dann, wenn unser äußeres Erscheinungsbild sich verändert.
Es ist ein großes Glück, Menschen zu finden, die diese wahre Schönheit erkennen und wertschätzen. Menschen, die uns nicht nur nach dem Äußeren beurteilen, sondern uns in unserer ganzen Tiefe sehen und lieben. Und noch wichtiger: Wir sollten uns selbst zu solchen Menschen machen, die die wahre Schönheit erkennen, sowohl in uns selbst als auch in anderen.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass es wichtig ist, sich der Faktoren bewusst zu sein, die unser Schönheitsbild und damit auch unser Selbstbild prägen. Es geht nicht darum, etwas schlecht zu machen, sondern darum, Bewusstsein zu schaffen. Auch wenn vielleicht nicht jeder mit allem übereinstimmt – das ist vollkommen in Ordnung, denn jeder darf seine eigene Meinung haben und dazu stehen. Am Ende bleibt eines festzuhalten: Jeder Mensch kann schön sein und es kommt vor allem auf das Innere an.
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