Wieder ist es in den Vereinigten Staaten von Amerika zu einer Schießerei an einer Highschool gekommen. Wieder werden die Stimmen nach einem verschärften Waffengesetz laut. Wieder scheinen diese Stimmen unerhört zu bleiben. Und wieder werden stattdessen andere Ideen in den Ring geworfen. Ein Kommentar von Thorben Pollerhof.

Dieses Mal ist es Florida. Am 14. Februar 2018 soll ein ehemaliger Schüler seine Highschool in Parkland mit einer halbautomatischen Waffe gestürmt und das Feuer eröffnet haben. Mindestens 17 Menschen, darunter Schüler und Erwachsene, seien laut den zuständigen Sheriff-Büros der Schießerei zum Opfer gefallen. Waren die ersten Fakten bestätigt, die ersten Gebete gesprochen und die ersten Nächte verschlafen, rollten Angehörige und Politiker erneut die Debatte über die Waffengesetze in den USA auf – zu Recht. Seit Jahren, nach jedem dieser Vorfälle, kocht die Diskussion hoch, wie dieses Land mit seinen Waffen umgeht. Und seit Jahren scheint sich nichts zu tun.
Die Jugendlichen protestieren
Dieses Mal ist es die Jugend. Viele Schüler, die den Wahnsinn an ihrer Highschool miterlebt haben, aber auch ihre Mitschüler von umliegenden Schulen, kamen zusammen, um im Auge der Medien und damit auch der Politiker ein Statement zu setzen. Am 21. Februar entschied das Parlament von Florida über verschärfte Waffengesetze. Schüler der Highschool, an der es eine Woche zuvor noch zu dem Massaker kam, waren auf der Tribüne anwesend. Und mussten mit ansehen, wie 71 Abgeordnete dagegen stimmten und damit die Verabschiedung eines verschärften Waffengesetzes wieder vom Tisch war. Was bringen Proteste, wenn sie auf taube Ohren treffen?
Trumps Alternativen
US-Präsident Donald Trump sprach direkt nach dem Vorfall sein Beileid und Gebete für die Angehörigen und Hinterbliebenen aus. Und auch in den Tagen danach verwies er auf sein offenes Ohr, das sich gerne Vorschläge zu neuen Waffengesetzen anhören würde. Und auf der anderen Seite schrieb er am 18. Februar auf Twitter, es sei sehr schade, dass das FBI die Signale des vermeintlichen Täters nicht erkannt hätten, da sie ja mit der Aufdeckung der Russland-Trump-Beziehungen beschäftigt seien.
Sein neuester Plan: für mehr Sicherheit an Schulen sorgen, indem ein Teil des Personals selber Waffen trägt und darauf auch spezialisiert ist. Feuer mit Feuer bekämpfen also. Und plötzlich gibt es dann doch konkrete Vorschläge, das Waffengesetz zu verschärfen: beispielsweise ausführliche Background-Checks, um psychische Krankheiten beim Käufer auszuschließen und den generellen Waffen-Verkauf erst ab 21 zuzulassen.
Wie es besser geht
Ob diese Dinge auch umgesetzt werden, bleibt abzuwarten, da die Waffen-Lobby in den USA bekanntermaßen einen großen Einfluss auf die politischen Entscheidungen im Land hat. Wie es allerdings besser geht, das hat die Geschichte Australiens gezeigt. Vor 1996 erinnerte deren Waffen-Gesetz nämlich an das aktuelle in den USA. Dann kam es in Port Arthur zu einem Amoklauf, bei dem 35 Menschen mit einem halbautomatischen Gewehr getötet wurden. Der damalige Premierminister Australiens, John Howard, setzte innerhalb von zehn Tagen schärfere Waffengesetze durch.
So sind seitdem automatische und halbautomatische Waffen komplett verboten, für Pistolen oder Flinten sind ausreichend Hintergrundinformationen und ein Sicherheitstest nachzuweisen. Dazu: Die Regierung investierte Hunderte Millionen Dollar und kaufte etwa 650.000 Waffen aus privatem Besitz und vernichtete sie. Das Resultat: Die Zahl der Opfer, die durch Schusswaffen jährlich ums Leben kommen, ist seitdem um die Hälfte gesunken.
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