Nina-Sophie Heereman stand kurz vor ihrem zweiten Staatsexamen, als ihr eigener Bekehrungsprozess begann. Dafür musste sie sich mehreren Exerzitien unterziehen, um ihre wahre Berufung erkennen zu können.
Dr. Nina-Sophie Heereman wurde am 20. Juni 1972 als Nina-Sophie Freiin Heereman von Zuydtwyck in Bonn geboren. Zurzeit wohnt und lehrt sie in Menlo Park an der St. Patrick’s Seminary & University der Diözese San Francisco als Dozentin für „Heilige Schrift“.
Ihr Leben hat sie ganz und gar der Verbreitung des Evangeliums geweiht. Außerdem dreht sie regelmäßig Videos zu aktuellen und interessanten Glaubensthemen für ihren YouTube-Kanal „Mini Kat“.
In dieser achtteiligen Artikelreihe erzählt Dr. Heereman in einem Gespräch, welches am 26.06.2021 in Medjugorje geführt wurde, warum sie Bibelwissenschaftlerin geworden ist und welche Ereignisse in ihrem Leben dazu geführt haben.
Mein Bekehrungsprozess
1996 begann dann mein eigentlicher Bekehrungsprozess. Mittlerweile war ich kurz vor dem zweiten Staatsexamen. 1998 kehrte ich wieder nach Medjugorje zurück. Dort spürte ich des Öfteren in der Anbetung, dass mich eine Liebe überströmte und anzog, wie ich sie in den Armen eines Mannes niemals gespürt und erlebt hatte.
Charismatische Exerzitien
Im Oktober 1998 kamen charismatische, indische Wanderprediger nach München. Diese waren auch schon ein Jahr zuvor in München gewesen, aber da war ich, ehrlich gesagt, aus Hochmut nicht hingegangen. Ich dachte nämlich bei mir: „Wieso brauche ich denn indische Missionare?! Wir haben doch die Inder missioniert.“ Eine Freundin von mir aber, die 65 Jahre alt war und lebenslang in Krücken gelaufen war, war dorthin gegangen und ohne Krücken zurückgekommen.
Das hat mich so beeindruckt, dass ich es mir dieses Mal nicht mehr entgehen lassen wollte, obwohl nur sechs Wochen später mein Staatsexamen stattfinden sollte. Ich hatte nämlich in der Zwischenzeit begriffen, dass Matthäus 6,33 „Sucht zuerst nach dem Reich Gottes und alles andere wird euch hinzugegeben“ wahr ist. Zusätzlich dachte ich mir, wenn ich in diesem Jahr nicht begreife, wer der Heilige Geist ist, werde ich es wahrscheinlich nie begreifen (Johannes Paul II hatte das Jahr 1998 dem Heiligen Geist gewidmet). Wo könnte man es außerdem besser herausfinden als bei charismatischen Exerzitien? Obendrein war ich auch neugierig, weil es hieß, dass diese Inder die Gabe der Prophetie hätten.
So bin ich schließlich dorthin gegangen und wollte eigentlich nur einen Propheten sprechen und eine Prophetie hören. Die Inder aber sagten mir, dass ich erstens die ganzen Exerzitien machen müsse, zweitens das Wort Gottes hören und drittens beichten solle. Vielleicht dürfte ich dann eine Prophetie hören. Fünf Tage Exerzitien, obwohl ich in sechs Wochen Staatsexamen habe?! Da die Inder aber knallhart waren, machte ich schließlich die ganzen Exerzitien mit. Gott sei Dank, denn ohne diese hätte ich meine Berufung nicht entdeckt…
Erkenntnisse der Exerzitien
Während der Exerzitien hörten wir eigentlich den ganzen Tag nur das Wort Gottes und dabei merkte ich, wie ich innerlich mit immer größerer Freude erfüllt wurde. Predigten fand ich persönlich nie spannend. In der Messe war es für mich das Langweiligste überhaupt. Ich war sogar schon daran gewöhnt, während der Predigt die Ohren zu schließen und diese erst bei der Wandlung wieder zu spitzen. Aber obgleich die Inder nur das Wort Gottes predigten, bewahrheitete sich für mich die folgende Bibelstelle: Apostelgeschichte 10,44: „Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten.“
Dies erlebte ich nun hautnah am eigenen Leib. Durch die Predigt des Wortes Gottes fiel der Heilige Geist auf mich herab. Das hätte ich damals nicht benennen können, aber hinterher war mir klar, dass diese innere Freude, die mich erfüllte, der Heilige Geist war. Außerdem ist und war das Wort Gottes wie ein zweischneidiges Schwert. Es durchbohrte mein Herz und mir wurde plötzlich die Gnade der Reue und Umkehr geschenkt. Durch das Wort Gottes erkannte ich schließlich, was die Sünde ist, die mich von Gott trennte und warum ich immer so verwirrt war und nicht wusste, ob ich im Leben rechts oder links laufen soll. Die Antwort war einfach: weil ich letztlich in der Sünde lebte.
Wer in der Sünde lebt, hat nicht den Heiligen Geist und sieht nicht klar. Deswegen war ich wie ein Spielball in den Händen des Teufels. Ich betete zwar immer zu Jesus, ob ich meinen Freund heiraten oder Anwältin werden solle, aber ich konnte nie die Antwort verstehen, weil ich nicht in der Gnade war. Ich begriff nun: Die zehn Gebote sind kein mühsamer Test, den wir absolvieren müssen, um in den Himmel zu kommen, sondern die Gebrauchsanweisung für ein glückliches Leben in der Gnade. Wenn man in der Gnade ist, dann kann der Heilige Geist uns sanft den Weg führen, den Gott für uns geplant hat. Jetzt konnte ich endlich auch mit einem Propheten sprechen …
Johannes Dittrich
Ein tief gehendes Interview, das für mich ein starkes Glaubenszeugnis ist. In dieser Zeit, wo die Verwirrung groß ist, bedeutet es Orientierung. Frau Dr. Heereman stärkt den Glauben, weil das ganze Interview von der Wahrheit durchdrungen ist, die den Namen “Jesus” hat.
Gott ist wirklich unendlich geduldig mit uns, wenn wir nach ihm suchen (Jer. 29,13). Er lässt uns hier und dort anecken, hält aber immer seine Hand bereit, um uns aufzufangen, damit wir uns an keinem Stein stoßen.
Irgendwann, z.B. in Medjugorje, trifft dann der göttliche Pfeil des Amor wie aus dem Nichts, und der Nebel verzieht sich. Plötzlich hat der Suchende den klaren Blick und kann seine Richtung endgültig bestimmen.