In der Normandie im Herzen Frankreichs scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Historische Fachwerkhäuser prägen die kleinen Städtchen. Wer in eine der traditionellen Bäckereien geht, wird so empfangen, als wäre er bereits seit vielen Jahren Stammkunde. Der altmodische Charme der kleinen Städte zieht Jahr für Jahr unzählige Besucher in den Nordwesten Frankreichs. Zwei Wochen lang habe auch ich die historische Provinz Frankreichs erkundet. Was muss man als Tourist in dieser Region unbedingt gesehen haben? Und was ist typisch für die Normandie?

Deauville – die Stadt der bunten Sonnenschirme
Schon von Weitem hört man Möwengekreische und Meeresrauschen. Bunte Sonnenschirme erstrecken sich auf dem wunderschönen Strand Deauvilles, der wohl bekanntesten normannischen Stadt. Kinder hüpfen über den Strand auf der Suche nach Muscheln, junge Frauen sonnen sich auf einer Liege, einige der Touristen genießen den Blick auf das Meer in einem der nahe gelegenen Restaurants. Deauville bietet nicht nur eine tolle Lage am Atlantik, sondern ist auch eine der wohlhabenderen Städtchen Frankreichs. Schon Coco Chanel hat hier im Jahre 1913 ihre erste eigene Boutique eröffnet. Das alljährlich stattfindende Festival des amerikanischen Films zieht zudem jedes Jahr unzählige Prominente in die schöne Stadt am Atlantik. Rund um einen Springbrunnen erstreckt sich der Stadtkern Deauvilles.
In den kleinen Lädchen kann man von Kleidung über Lebensmitellen bis hin zu Souvenirs alles erwerben, was das Herz begehrt. Die Apfelbäume und kleinen Farmen, die als Kennzeichen der Normandie gelten, spiegeln die Spezialitäten der normannischen Küche wieder. Wer hier edel essen gehen möchte, kommt nicht um ein Menü mit Fisch und Meeresfrüchten herum. Dazu gibt es frisch gebrannten Cidre oder Calvados. Wem das Baguette als Beilage zu profan erscheint, der kann es mit Camembert bestreichen, dessen Wurzeln ebenfalls in dieser Region liegen. Nebenbei sei gesagt: Das Baguette-Klischee ist keineswegs übertrieben, denn Franzosen essen Baguette tatsächlich zu jeder Mahlzeit – ganz egal, was serviert wird! Zum Nachtisch bieten sich die fein gebackenen Tarteletts an, die mit Früchten wie Erdbeeren oder Himbeeren verziert sind.
Zwischen der Normandie und der Bretagne: die Halbinsel Mont-Saint-Michel
Durch das Wattenmeer gelangt man zu der schönsten Sehenswürdigkeit der Normandie, wenn nicht sogar ganz Frankreichs: der Halbinsel Mont-Saint-Michel. Sie ist nach dem Eiffelturm die meist besuchte Sehenswürdigkeit Frankreichs. Um die Abtei auf der Insel erreichen zu können, bedarf es jedoch einer kleinen Anstrengung. Als Besucher muss man einen steilen Weg bergauf gehen, um das Kloster zu erreichen. Im unteren Teil der Halbinsel befindet sich ein kleines Dorf, in dem einst die Mére Poulard gewohnt haben soll. Sie hat die berühmten Kekse erfunden, die heutzutage eine bekannte Spezialität der Normandie sind. Vorbei an diversen Souvenirläden, führt der Weg dann steil bergauf. An den gepflasterten Wegen befinden sich Rasenflächen, die zum Picknicken einladen. Das Ziel ist letzten Endes das Kloster, das zu Beginn des 8. Jahrhunderts durch den Bischof Aubert entstanden sein soll, der – der Legende nach – durch den Erzengel Michael zu diesem Bau beauftragt wurde. Mithilfe eines Audioguides kann man als Besucher eine interessante und informative Führung durch das imposante Bauwerk machen.
Vor allem bei sonnigem Wetter lohnt sich ein Ausflug an die Steilküste Étretat. Eine kleine Stadt bestehend aus niedlichen Fachwerkhäusern führt auf direktem Weg zum Meer. Geradeaus befindet sich nun ein Kieselstrand, zur Rechten und Linken sind die majestätischen Kalkklippen erkennbar, die ein wunderbares Fotomotiv bilden. Aber auch das idyllische Hafenstädtchen Honfleur ist immer einen Besuch wert. Wie es bei vielen Städten in der Normandie der Fall ist, handelt es sich auch hierbei um eine Ville Fleurie, also eine Stadt, die mit bunten Blumen an allen Enden und Ecken geschmückt ist. Der „Nationalrat der blühenden Städte und Dörfer“ schreibt alljährlich einen Wettbewerb aus, in dem die am schönsten gestalteten Städte als „Ville Fleurie“ mit ein bis vier Blumen ausgezeichnet werden. Honfleur gehört zu den wenigen Städten, die mit vier Blumen ausgezeichnet wurden. Ein Rundgang durch die Stadt führt vorbei an vielen Konditoreien, Lädchen und kleinen Kunstgalerien bis hin zum wunderhübschen Hafen der Stadt. Obschon viele Boote dort anliegen, ist der Schiffsverkehr selber sehr gering. So kann man hier entspannt den Sonnenuntergang am Hafen genießen und den Tag ausklingen lassen.
Die Normandie – ein tolles Reiseziel, jedoch ohne Garantie auf gutes Wetter
Die Normandie kann ich jedem als Urlaubsziel nur ans Herz legen. Die Mischung aus langen Sandstränden, beeindruckenden Felsenküsten, unzähligen Grünflächen und gleichzeitiger Stadtnähe bietet für jeden Geschmack etwas Passendes. Für kulturell Interessierte bieten sich die vielfach vorhandenen romanischen Kirchen sowie die traumhaften Schlösser und Burgen für einen Ausflug an. Einen Nachteil sehe ich jedoch an dieser Region: Das Wetter ist gerade für einen Sommerurlaub in der Normandie leider nicht immer optimal, denn der Regen ist ein ständiger Begleiter der französischen Provinz. Ein Trost für jeden Urlauber: Die Regenschauer sind zwar meist sehr stark, dennoch halten sie oftmals nicht sehr lange an. Und selbst im Regen sehen die französischen Landschaften noch traumhaft aus.
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