Du kannst lesen? Ja, glaube ich dir! Aber was ist, wenn ich behaupte, dass du es immer noch auf Grundschulniveau tust? Lesen ist eine Schlüsselkompetenz, doch kaum jemand beherrscht diese wirklich. Auch wenn der Durchschnittsbürger wöchentlich zehn Stunden mit dem Lesen verbringt, wissen nur die wenigsten, was sie da tun und wie sie es besser machen könnten.

Meine folgende Artikelserie führt euch Schritt für Schritt in die Kompetenz des Speed Readings ein. Hinter diesem englischen Wort versteckt sich die vielleicht wichtigste Methode zur Informationsaufnahme unserer Zeit. Im starken Gegensatz dazu steht die Zahl der Menschen, die diese Technik beherrschen. In der Gesellschaft ist schnelles Lesen hoch angesehen und wird häufig mit hoher Intelligenz assoziiert. Dementsprechend wirst du mit dem Speed Reading nicht nur eine ungemein wichtige Fähigkeit erwerben, sondern gleichzeitig auch in der Gesellschaft anders wahrgenommen werden. Natürlich vorausgesetzt, du hast Lust im Rahmen unserer Übungen an dir selbst zu arbeiten und die Techniken in den Alltag einzubinden. Denn eins ist sicher: Praktisch jeder kann diese Technik erlernen. Das heißt: Selbst wenn du in der Schule immer als die „Leseschnecke“ dargestellt wurdest, hast du mit der nötigen Übung eine absolut realistische Chance, in Zukunft deine Mails und auch Fachartikel oder Bücher gefühlt wie im Flug zu bearbeiten.
Eine Zeitdiagnose
Die Welt ist schnell geworden. Das stellen nicht nur die Soziologen fest, sondern es ist für jedermann ersichtlich. Die Informationen dieser Welt verdoppeln sich alle sechs Monate und die Beschleunigung der Informationstechnologien ist unaufhaltsam. In einer Wirtschaft, die ihr erzwungenes Wachstum immer nur durch eine weitere Wissenssteigerung zustande bringen kann, rückt die Quantität der Information immer mehr in den Vordergrund. Im 18. Jahrhundert wurde der Durchschnittsbürger in seinem gesamten Leben mit einem Informationsgehalt konfrontiert, der in etwa mit dem Inhalt von sieben Ausgaben der New York Times gleichzusetzen ist. Das heißt: Wenn du eine Woche aufmerksam die Tageszeitung verfolgst, wirst du schon mehr Informationen aufnehmen als ein Durchschnittsmensch früherer Jahrhunderte in seinem gesamten Leben.
Eine Hommage an das geschriebene Wort
In der heutigen Welt tritt das Fernsehen ganz klar in den medialen Mittelpunkt. Beim Fernsehen nimmt man noch einmal deutlich mehr Informationen wahr, als beim Lesen. Auch wenn ich hier kein Urteil über das deutsche Fernsehen fällen möchte, ist klar: hochwertige Informationen warten nur selten hinter der Bildröhre auf dich. In Büchern wird Wissen kristallisiert und unterliegt völlig anderen Qualitätsstandards. Deshalb bleibt auch für dich, als Mensch des 21. Jahrhunderts, das geschriebene Wort die wichtigste Informationsquelle. Aber die Realität zeigt, dass der Deutsche lieber zur Fernbedienung als zum Buch greift. Der Film ist vor allem für „Leseschnecken“ häufig einfach spannender als der Roman. Doch mit dem Speed Reading werden die Bücher reizvoller und sehr viel dynamischer. Du wirst merken, dass das Lesen kaum noch Anstrengung sich bringen wird, wenn du scheinbar in Windeseile die Buchseiten umblätterst. Das verschafft dir in der Zukunft einen breiten Zugang zu jeglicher Literatur.
Der Rettungsring in der Informationsflut
Für dich ist es also unabdingbar, dich mit dem Speed Reading auseinanderzusetzen. Die Informationsflut der heutigen Zeit ist zu bewältigen, aber man benötigt dafür die richtigen Lesemethoden. Diese Kompetenz des Speed Readings wird dich von einem Großteil der gesamten Bevölkerung deutlich abheben, deine Intelligenz steigern und dein Leben einfacher machen. In psychologischen Untersuchungen konnte sogar gezeigt werden, dass Speed Reading glücklich macht. In einer dieser Studien wurde untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass Lesen Spaß macht. Das Ergebnis verblüfft. Der Inhalt hat den gleichen Einfluss, wie die Lesegeschwindigkeit. Beides trug in gleichem Maße dazu bei, dass die Probanden nach eigener Angabe Freude am Lesen hatten.
Erstmal die Basis schaffen
Zunächst musst du den Ausgangspunkt deiner Lesegeschwindigkeit messen. Dafür wirst du nun herausfinden, wie viele Worte du in einer Minute liest. Die meisten haben sich wahrscheinlich noch nie ernsthaft damit auseinandergesetzt und häufig wissen die Menschen mehr über die Werksdaten ihres Autos, als über ihre eigene Lesegeschwindigkeit. Damit machen wir aber jetzt Schluss und zu diesem Zweck brauchst du zwei Hilfsmittel: Zum einen benötigst du eine Stoppuhr (zumeist in jedem Smart-Phone integriert) und zum anderen einen Fließtext. Beim Fließtext bist du in deiner Entscheidung recht frei. Wichtig ist nur, dass der Text für dich leicht zugänglich ist und er nicht immer wieder unterbrochen wird. Es bieten sich also die meisten Romane an und auch f1rstlife hat einige gute Artikel bereit.
Es geht also darum, zu messen, wie viele Wörter du in einer Minute in deinem normalen Tempo lesen kannst. Dafür solltest du alle Störquellen abstellen, für ausreichendes Licht sorgen und dich in eine angenehme Sitzposition begeben. Du startest also gemeinsam mit dem Timer (oder der Stoppuhr) an einer bestimmten Stelle im Text, liest in der für dich angenehmen Geschwindigkeit und hören genau nach einer Minute wieder auf. Die Stelle, an der du nach einer Minute angekommen bist, markierst du. Wichtig ist, dass du dir diesen Anfangsschritt zu Herzen nimmst und wirklich durchführst, ansonsten wirst du später das unglaublich motivierende Ergebnis deines Trainings nicht abschätzen können. Es wird dich begeistern, wenn du deinen Erfolg in Zahlen vor dir siehst. Wenn du fertig bist, kannst du entweder einfach alle gelesenen Wörter durchzählen oder einen Durchschnittswert für die Wortanzahl pro Zeile bilden und dann zunächst nur die Zeilen zählen. Ersteres ist natürlich etwas genauer. Bei letzterer Methode muss dann noch die Anzahl der Zeilen mit der durchschnittlichen Wortanzahl pro Zeile multipliziert werden. Wenn du dieses Ergebnis hast, dann notiere es bitte. Vielleicht in den Kalender oder in dein Notizbuch. Hauptsache, du findest es später wieder.
Ausblicke
Um dir einfach noch eine Vergleichszahl mit an die Hand zu geben, verrate ich dir, dass der Durchschnittswert der Deutschen bei circa 200 Worten pro Minute liegt. Vielleicht liegst du drunter. Aber das ist kein Grund, sich zu schämen oder an der eigenen Lesekompetenz zu zweifeln. Mit dem Speed Reading wirst du deine Lesegeschwindigkeit so enorm verbessern können, dass diese anfänglichen Unterschiede schnell ausgeglichen werden. Falls du über dem Durchschnittswert bist, kannst du also schon mit Stolz behaupten, überdurchschnittlich schnell zu lesen. Doch warte ab, wenn du dich nach dem Training reflektierst, wirst du dir selber wie eine Raupe vorkommen, die langsam über die geschriebenen Worte gekrochen ist. Um dir nur eine grobe Vorstellung davon zu geben, was du erreichen kannst, sollte dir bewusst sein, dass ein durchschnittlicher Speed Reader gute 500 Wörter in der Minute lesen kann. Bei täglichem Training kann man das ganze dann auch noch bis auf 800 bis 1.000 Wörter steigern. Mit diesem Ausblick freue ich mich dir nächstes Mal zeigen zu dürfen, warum der durchschnittliche Leser so langsam auf den Zeilen unterwegs ist.
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