Die Ukrainerin Hanna ist unendlich dankbar für jeden, der sich für ihr Land einsetzt. Aber gleichzeitig ist auch eine große Wut in ihr. Über einen ungerechten Krieg, unvorhersehbare Tyrannen und dem großen Traum von Sicherheit in der eigenen Heimat.
Unsere Autorin Anika befragt Menschen aus der Ukraine über ihre Situation, Gedanken und Gefühle während des Krieges. Dieses Mal hat sie mit Hanna (Name aus Sicherheitsgründen geändert) gesprochen. Sie ist Mitte 20 und eine Künstlerin und Filmemacherin aus dem Süden der Ukraine.
Ich bin dankbar für alle ukrainischen Verteidiger und ich bin stolz auf uns Ukrainer. Ich schätze die Unterstützung und jedes Engagement, das ich von meinen internationalen Freunden und Communities sehe und fühle. Aber ich bin zugleich auch einfach schrecklich wütend.
Stärke statt Angst
Wir verdienen das nicht. Wir verdienen keine Sekunde davon. Wir sind Menschen, die leidenschaftlich das Leben, neue Ideen, Freiheit, Freude, Wachstum, Entdeckungen, Kunst und Wissenschaft, Abenteuer und Neugier lieben. Wir sind lustig und sexy, wir sind süß und klug. Sie stehlen unsere Leben, unsere Energie, unser Potenzial. Wir verschwenden unsere beste Zeit mit diesem Elend.
Er verschwendet auch deine Zeit! Er will, dass du denkst, es sei unsicher hier. Dabei verdiene ich es, meinen täglichen Aufgaben problemlos nachzugehen und mein Leben unbeschwert zu führen, ohne von diesem unvorhersehbaren Tyrannen abhängig zu sein. Es ist die dritte schlaflose Nacht in Folge. Ich weiß, dass wir stark sind, und ich weiß, dass sie versuchen, uns müde zu machen. Aber wir bleiben dran. Wir haben keine Angst.
Wunsch nach Sicherheit
Aber ich kann und will die Realität nicht akzeptieren. Meine 14-jährige Schwester kann kaum einschlafen und unser 82-jähriger Opa muss sich hunderte Kilometer weit weg von uns im Bunker verstecken. Meine Freunde und Kollegen müssen aus ihrem Zuhause fliehen, Festivals absagen, und in den U-Bahnstationen schlafen. Die westlichen Regierungen scheinen den Kapitalismus auf Kosten des Humanismus zu wählen.
Es geht nun nicht um Sicherheitsfragen. Wir sind nicht sicher. Die ganze Formulierung der „Sicherheit” ist fraglich. Also, scheint es, als ob nicht die Gefahr gestoppt werden muss, sondern wir eben davor wegrennen müssen, an einen „sicheren” Ort. Aber was geschieht mit dem unsicheren Ort? Lassen wir ihn zurück? Ich fühle mich daheim in jeder einzelnen Ecke der Ukraine. Ich will, dass die GANZE Ukraine und JEDER in ihr sicher ist. JETZT.
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