Wo man auch hinschaut, wir werden in gewissen Fällen immer dreister und sind wenig auf Gemeinschaft bedacht. Hauptsache man hat selbst einen Vorteil davon. Wie ich darauf komme? Lasst euch einmal auf einen gedanklichen Ausflug in die Stadt zum Shoppen ein: Wir fahren also mit dem Auto in die nächste Großstadt. Dazu müssen wir ein Stück durch den Ort und anschließend auf die Autobahn fahren. Im Ort gibt es mehrere 30er Zonen. Macht nichts, denken sich viele, die Straße ist breit genug um auch 40, ach was, 50 km/h zu fahren. Und da man sich selbst ja für einen guten Fahrer hält, wird da sicher nichts passieren. Und wehe, es wagt jemand tatsächlich 30 km/h zu fahren. Schnarchnase! Da wird natürlich gedrängelt, oder zumindest entnervt auf dem Lenkrad getrommelt. Wieso muss der auch so langsam sein? Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist doch total unnötig.
Und noch mehr Verkehrssünden
Es folgt ein Kreisverkehr, an dem wir leider ziemlich lange stehen, da die meisten Autofahrer es versäumen, beim Ausfahren zu blinken und somit uns die Chance nehmen, die Lücke zu nutzen. Mittlerweile regnet es ein bisschen, aber macht nichts, wir sitzen ja im Auto. Die Fußgänger draußen eilen zu den Fahrbahnübergängen, um schnell noch ins Trockene zu kommen. Aber anstatt die Fußgänger hinüber gehen zu lassen, fahren viele Autos einfach schnell weiter, denn sie haben es ja eilig. Um die Ecke sehen wir schon von weitem einen Reiter mit seinem Pferd auf der Fahrbahn. Und anstatt langsam und in gutem Abstand daran vorbei zu fahren, wäre es doch lustig einmal auszuprobieren, wie verkehrssicher das Tier wirklich ist. Dass sich auf dem Rücken dieses Lebewesens auch ein Mensch befindet, vergessen manche Personen. Eine Sekunde reicht, in der sich das Pferd erschreckt und der Reiter unter dem Auto liegt.
Nun haben wir endlich die Autobahnauffahrt erreicht. Es ist frei und nur in einiger Entfernung kommt ein Auto. Wir beschleunigen also und blinken. Und was tut der Autofahrer? Statt in seinem Tempo weiterzufahren, beschleunigt er, sodass wir genötigt sind abzubremsen. Selbstverständlich wäre die linke Spur auch noch frei gewesen zum Ausweichen, aber manche Autofahrer fühlen sich einfach unsterblich in ihren Blechkisten und können nicht in Absprache mit anderen fahren, sondern fahren ohne Rücksicht auf Verluste.
Beim Einkaufen keine Besserung in Sicht?
Wir erreichen nach einer kurzen Strecke auf der Autobahn die Ausfahrt zur Stadt und suchen uns dort einen Parkplatz. Dass dieser nicht so leicht zu finden ist, da manche Menschen natürlich gleich zwei benötigen, um später besser ausparken zu können, braucht fast nicht mehr erwähnt zu werden. Endlich angekommen, steigen wir also aus und laufen in Richtung Stadtzentrum zu den ersten Geschäften. Da diese jedoch weiter weg sind als wir dachten, fahren wir eine Station mit der U-Bahn. Das Ticket kauft man für die eine Station nicht, denn wenn nicht kontrolliert wird, ist das ja Geldverschwendung. Kommt die Bahn zum Stehen, wird am Eingang gedrängelt und geschubst. Auf das, was die Schaffner sagen, wird einfach nicht gehört. Hat man das Pech in die Mitte abgedrängt zu werden, muss man aufpassen, dass man überhaupt noch herausgelassen wird. Nach einer Station steigen wir wieder aus und gehen zuerst in ein Kleidungsgeschäft, denn dort ist heute großer Ausverkauf. Dementsprechend viele Menschen sind auch dort. Es sind große Wühltische mit T-Shirts und Ähnlichem aufgebaut.
Wir sehen uns also um und finden ein Shirt, welches uns gefällt. Wir wollen es schon nehmen, da fängt eine andere Hand an daran zu zerren, als würde das Leben davon abhängen. Die Person schreit und keift, sie hätte es zuerst gesehen. Erschrocken lassen wir los. Das kann aber auch ganz anders enden, wenn sich genau zwei solche Menschen treffen. Im nächsten Laden finden wir dann etwas und wollen es an der Kasse bezahlen. Die Verkäuferin hat ihren ersten Tag und ist noch etwas unsicher. Das wird natürlich genutzt, um zu pöbeln und auch auf andere Weise seinen Unmut kundzutun. Da wir für heute genug haben, laufen wir auf kürzestem Weg zurück zu unserem Parkplatz. Plötzlich gibt es ein seltsames Geräusch, wir blicken zu Boden und sehen, dass unsere neuen, weißen Turnschuhe in einem frischen Hundehaufen stecken. Davon, dass man diese aufheben und in den nächsten Mülleimer schmeißen kann, haben auch einige Menschen noch nichts gehört.
Vom Gegeneinander zum Miteinander
Genau so, oder so ähnlich, könnte heutzutage ein eigentlich gemütlich geplanter Ausflug ablaufen. Aber wollen wir das? Vielleicht finden wir uns ja sogar in der einen oder anderen angesprochenen Sache wieder?! Es wäre schön, wenn sich wieder mehr Menschen darüber Gedanken machen würden, dass auch kleine „Kavaliersdelikte“ und Unhöflichkeiten, Solidarität und Mitmenschlichkeit erheblich trüben können. Natürlich wird niemand umkommen, wenn jemand zwei Parkplätze benutzt, aber wenn mehrere so denken, ist es für die nachkommenden Personen unter Umständen sehr nervenaufreibend. Man versetze sich einfach mal in seine Lage. Also drängelst du noch, oder denkst du gemeinschaftlich?
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