Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Lateinamerika – einige dieser Regionen gehören zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Aber wie unterscheiden sich die einzelnen Kulturen voneinander und worauf solltest du achten, wenn du im Süden unterwegs bist? f1rstlife hat die einzelnen Länder unter die Lupe genommen. In diesem Beitrag geht es um Spanien und Frankreich.

Ihre Sprachen klingen sehr ähnlich, ihr Klima ist sonnig & heiß und ihre Einwohner werden oft als herzlich & extrovertiert beschrieben: Die Länder Südeuropas. Ähnliches gilt auch für die Region Lateinamerika, die sprachlich und kulturell eng mit den Südeuropäern und ihrer Geschichte verbunden ist. Und doch unterscheiden sich die Bewohner dieser Regionen – in der Fachliteratur allesamt Latinos genannt – ein gutes Stück voneinander, wenn man einmal genauer hinguckt. Die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten sollte man besser kennen, wenn man in den Urlaub fährt oder einen längeren Aufenthalt in einem dieser Länder plant. Sonst kann es schnell peinlich werden.
The latin way of life: Gutes Essen, lange Gespräche und kein Stress
Worin sich die Bewohner diese Länder alle ähneln: Sie lieben gutes Essen, lange und ausschweifende Konversationen, zeigen mehr Emotionen als wir Deutschen und nehmen das mit der Pünktlichkeit nicht so ernst. Bei den Südländern ticken die Uhren eben anders: Der Tag wird in der Regel später begonnen und die Abende sind länger. Aber auch hier gibt es merkliche Unterschiede. Wer sie kennt, kann sich unangenehme Fettnäpfchen ersparen und einen schnelleren Zugang zu den Landsleuten finden. Und nicht alles ist, wie es scheint: Oder sind die Franzosen wirklich so arrogant und die Spanier so schnell beleidigt, wie man es ihnen nachsagt? In Teil I der Serie wirft f1rstlife einen genauen Blick auf die landestypischen Eigenheiten und Unterschiede zwischen Frankreich und Spanien, zweien der beliebtesten deutschen Reiseziele.
Spanien: Lange Nächte und ehrenwerte Bewohner
Die Spanier sind ähnlich wie die Franzosen und auch die Italiener für ihre gute Küche und eine Vorliebe zu langen, ausgedehnten Mahlzeiten bekannt. Anders als in Nordeuropa wird hier aber statt am frühen Mittag eher zwischen 14 und 16 Uhr gegessen. Nicht selten in solch einer Fülle, dass sich die Südländer abends mit ein paar Kleinigkeiten, sogenannten „tapas“, begnügen. Das Abendessen findet vorwiegend am späten Abend statt, am Wochenende bleibt man auch gerne mal bis Mitternacht im Restaurant. Die berühmte siesta drückt das Lebensgefühl der Spanier aus (auch wenn sie seit einigen Jahren rückläufig ist): Der typische Spanier lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, verspürt selten Eile oder Zeitdruck und hat einen Hang zur mañana-Einstellung: In Spanien ist der Tagesablauf generell langsamer als in Deutschland und was man heute nicht schafft, das erledigt man eben morgen. Viele Deutsche fliegen für einen Party-Urlaub auf Mallorca oder Ibiza und es liegt nahe, warum: Die Spanier sind ein feierfreudiges Volk. Sie gehen gerne aus, bleiben lange in Bars und kommen meist erst am frühen Morgen in der Disko an. Außerdem rauchen sie gerne und viel – zum Teil auch an Orten, an denen es in Deutschland verboten ist, wie im Inneren von Restaurants.

In der Liebe romantisch und eifersüchtig
Die Bewohner der iberischen Halbinsel sind gute Gastgeber, die Fremden in der Regel freundlich und herzlich begegnen. Sie neigen zu viel Smalltalk und socializen gerne, auch in geschäftlichen Situationen. Wie die meisten Südländer sind sie wortgewandt und hören sich gern reden. Ganz und gar nicht rational veranlagt, gibt es bei den Spaniern eine doppelte Wahrheit: Neben reinen Fakten haben Geschehnisse für sie immer auch eine philosophische Bedeutung. Sie pflegen einige traditionelle und eher altmodische Werte, die zum Teil arabisch gefärbt sind: Für Spanier ist ihre persönliche Ehre und Würde das allerwichtigste, oft geht damit auch Patriotismus einher.
Man sollte Scherze auf ihre Kosten vermeiden, wenn diese sie bloßstellen könnten – das ist für jede Annäherung in der Regel das unmittelbare Todesurteil. Die Familie ist in Spanien das Heiligste und man schenkt ihr viel Zeit. Verglichen mit Franzosen, Portugiesen oder Italienern sind Spanier im Allgemeinen aber weniger empfindlich und wirken manchmal sogar grob. In der Liebe sind sie romantisch und zugleich übermäßig eifersüchtig. Eine energische Art und Individualismus sind feste Charakterzüge vieler Bewohner Spaniens.
Darauf solltest du achten
Es ist nicht einfach, einen Spanier zu beeindrucken. Zu zeigen, dass du Humor und ein großes Herz hast, kann ein guter Anfang sein. Achte auf deine Kommunikation, denn die Spanier mögen viel Augen- und Körperkontakt. Für eine gute Gesprächsbasis ist es wichtig, dass du deinem Gegenüber Respekt für seinen Status und seine Persönlichkeit entgegenbringst. Spanier schätzen gute Zuhörer, bei denen sie ihren Redebedarf stillen können. Wie auch bei den Franzosen ist es in Spanien gern gesehen, wenn man etwas über die Geschichte & Kultur ihres Landes weiß und zwischen den einzelnen Regionen des Landes unterscheiden kann. Und wenn man dann erst einmal eine/n spanische/n FreundIn gefunden hat, kann man sich ihrer/seiner Loyalität ziemlich sicher sein.
Frankreich: Haute cuisine und savoir vivre
Dass unsere linksrheinischen Nachbarn zu den Latinos zählen, dürfte so manchen wundern: Rein äußerlich lassen sie sich kaum von uns Deutschen unterschieden. Ähnlich wie wir und anders als ihre spanischen Nachbarn denken sie (vor allem im Beruf) eher logisch und rational. Außerdem gilt bei den Franzosen lediglich eine Verspätung von fünf Minuten als pünktlich. Allerdings ist zu früh kommen ebenso ein Tabu und wird als unhöflich empfunden. Ihre südländischen Adern treten vor allem zu Tage, wenn man sich etwas länger mit ihnen unterhält: Sie reden viel, nordischen Menschen zum Teil schon zu viel – ohne groß auf die Zeit zu achten. Wie alle Latinos sind die Franzosen sehr menschlich und neigen in Diskussionen dazu, schnell emotional zu werden. Generell gelten sie als sehr meinungsfreudig und haben ihre Schwierigkeiten mit Kompromissen.
Körperliche Vorbereitung aufs Festessen

Die Franzosen sind dafür bekannt, ja schon berühmt, Fremdsprachen zu meiden und können diese oft nur gebrochen sprechen. Umso mehr lieben sie ihre eigene Sprache und sind begeistert, wenn jemand sie gut beherrscht. Generell interessieren sich Franzosen stark für ihr eigenes Land und sind sehr überzeugt von ihrer „grande nation“ – dieses Vorurteil kann nicht abgestritten werden. Ein Ausdruck dessen ist wohl, dass Fremde oft als „anders“ wahrgenommen werden und sich der französische Bürger für einzigartig hält. Das mag auf Ausländer arrogant wirken, ist aber vor allem Stolz und Teil der identité français. Im Nationalstolz ähneln sich die Nachbarländer Frankreich und Spanien also.
Frankreich ist für gute Küche und hervorragenden Wein bekannt und so lieben seine Landsleute es auch, ausführlich zu speisen. Das Mittag- oder Abendessen dauert an Feiertagen gerne über Stunden und nach dem Essen bleibt man noch lange am Tisch und unterhält sich. Landestypisch ist das Aperitif, das unmittelbar vor dem Essen eingenommen wird und meist aus typischen französischen Likören und kleinen Canapés besteht. Welchem Deutschen ein solches Essen bevorsteht, der sollte vorher unbedingt wenig zu sich nehmen, denn ein typisches Festmahl hat viele Gänge: Aperitif, Vorspeise, Hauptspeise, Käseplatte, Desert. Und wenn man dann denkt, man habe es geschafft, dann …. ja dann steht schon „Kaffee und Kuchen“ an.
Damit kannst du punkten
Begrüße die Franzosen in privaten Situationen mit zwei angedeuteten Küssen – auf jede Wange einen. Das gilt auch für unbekannte Personen. Wenn du ein Geschäft betrittst, begrüßt du den/die Verkäufer/in am besten mit „Bonjour Monsieur/Madame“. Das Eis kannst du relativ schnell brechen, wenn du noch dazu ein paar Standardsätze auf Französisch beherrschst – scheue dich nicht, sie eifrig anzuwenden. Die Begeisterung ist dir sicher! Die Franzosen mögen Witze über Briten und Amerikaner, damit kannst du also wenig falsch machen. Aber vermeide Ironie und Sarkasmus, das verstehen die meisten falsch. Und zu guter Letzt: Wenn du ausgehst, dann zieh‘ dich ruhig etwas vornehmer an, denn die Franzosen sind ein Volk trés chic.
Achtung
All diese Angaben beruhen auf Erfahrungsberichten aus Reiseratgebern, aus Literatur von Kulturtheoretikern und aus eigenen Erfahrungen – natürlich gibt es auch mal Spanier oder Franzosen, die den hier gemachten Beobachtungen und Einschätzungen widersprechen und etwas anders sind. Wir Deutschen sind ja schließlich auch nicht alle gleich 😉
Interessante Studie! Was die Franzosen angeht, sollte man einige andere Aspekte einbeziehen.
anscheinend nahe einer gewissen Realität