Mit knapp 34 Jahren heirateten die deutschen Männer im Schnitt im Jahr 2015. Die Frauen in der Bundesrepublik sind mit 31 Jahren etwas jünger. Damit ist der Altersdurchschnitt bei der Hochzeit rund fünf Jahre höher als es noch 1991 der Fall war. Zu Gast bei einem Paar, das sich schon in jungen Jahren für die Gründung einer Familie entschieden hat!

Der neue Holzofen steht noch unausgepackt im Flur. Er wird demnächst im Wohnzimmer montiert. Solange muss die Zentralheizung alleine für Wärme sorgen. Ansonsten ist die neue Wohnung schon sehr wohnlich hergerichtet. Gerade mal einen Monat ist es her, dass Michael (25) und Magdalena (26) zusammen mit ihrer kleinen Tochter Johanna (1 ½) in ihr neues Domizil eingezogen sind. „Als sich unser zweites Kind angekündigt hat, haben wir uns entschieden, in eine größere Wohnung auf dem Land zu ziehen. Die alte Wohnung in der Stadt wäre für uns vier einfach zu klein gewesen.“ Magdalena ist mittlerweile im 8. Monat schwanger und wird in gut einem Monat entbinden. Sogar die kleine Johanna scheint etwas zu ahnen: „Sie zeigt öfters auf meinen Bauch und sagt ‘Baby’“, erzählt Magdalena.
Hochzeit im Studium
Geheiratet hatten die beiden vor zweieinhalb Jahren. Zu diesem Zeitpunkt studieren sie noch: Magdalena Lehramt für Realschule, Michael Fahrzeugtechnik. Die Reaktionen aus dem Umfeld waren unterschiedlich: „Meine Kommilitoninnen haben sich zwar alle gefreut, aber irgendwie fanden sie es auch ein bisschen komisch. Weil ich, ihrer Meinung nach, so jung war und ,gerade‘ mit dem Studium begonnen hatte.“
„Bei mir an der Uni fanden es die Leute eher passend zu meiner ungewöhnlichen Art“, berichtet Michael „allerdings bat mich mein Schwiegervater nach der Verlobung um ein Gespräch. Wir haben dann gemeinsam darüber gesprochen, wie sich das vereinen lässt: kleiner Geldbeutel und Gründung einer Familie.“ Beide sind dankbar für den emotionalen Rückhalt, den sie aus ihren Familien besonders von ihren Eltern erfahren haben. „Ohne diese Unterstützung hätten wir wohl nicht so früh geheiratet“, fügt Michael hinzu.
Ein Kind ändert alles
Magdalena und Michael war es immer wichtig, jung eine Familie zu gründen. Und so ist es kein „Unfall“, sondern gewollt, dass Magdalena noch während des Studiums schwanger wird. Nach der Geburt von Johanna studiert Magdalena weiter. Die Kleine darf anfangs sogar mit in die Vorlesungen. Die Dozenten haben nichts dagegen. „Um weiter zu studieren, hätte ich Johanna in Betreuung geben müssen. Da gab es auch ziemlich viele Angebote an der Uni, aber es war mir wichtiger, vor allem in den ersten Lebensjahren, für meine Kinder da zu sein.“ Das Studium ruht im Moment, aber aus der Welt ist das Thema nicht: „Ich habe schon vor, irgendwann weiter zu studieren.“
Michael ist gerade im Praxissemester, als sich Johanna ankündigt: „Für viele Kollegen war das Thema nicht so weit weg. Da ist es dann gar nicht aufgefallen, dass ich noch so jung war.“ Schließlich beendet Michael sein Studium und findet eine Stelle. „Bei den Bewerbungsgesprächen wurde mir mein Familienstatus oft als Reife ausgelegt, allerdings wurde ich dafür auch mehrmals gefragt, ob ich überhaupt reisebereit bin – mit Ehefrau und Kind.“
Ehe bedeutet für mich Freiheit
„Es kommt nicht so sehr auf das Alter, sondern eher auf die Reife an,“ ist sich Michael sicher. „Außerdem muss man sich, glaube ich, der Tragweite und der Konsequenzen einer solchen Entscheidung bewusst sein. Wenn das gegeben ist, kann man sich auch jung binden. Mir gefällt außerdem der Gedanke, dass wir zusammen unseren Alltag und unsere Traditionen festlegen können und gemeinsam wachsen. In jungen Jahren ist das einfacher, weil man flexibler ist und leichter auf die Wünsche des Anderen eingehen kann. Zudem resultiert aus der Bindung auch eine gewisse Freiheit: Es gibt mir Sicherheit, Rückhalt und Beständigkeit. Ich weiß, dass ich von meiner Frau angenommen bin und seitdem ich verheiratet bin, gibt es für mich ein richtiges Zuhause.“
Ich habe meine Entscheidung nie bereut!
„Früh heiraten ist kein Wert an sich“, meint Magdalena. „Ich konnte früh heiraten, vor allem weil ich mir sicher war. Unabhängig davon muss man auch irgendwann einmal die Entscheidung treffen“. „Heiraten und Kinderkriegen scheint ansteckend zu sein, das haben wir an unserem Umfeld gemerkt. Wir haben alleine dieses Jahr drei Hochzeiten, nur in der Verwandtschaft. Außerdem hat mir einmal eine Freundin gestanden: Ohne eure Johanna hätte ich mir nie vorstellen können, selber Kinder zu kriegen! “
Magdalena ist sich außerdem sicher: „Die Familie bedeutet schon auch Verzicht. Ich kann mit Johanna und jetzt, da ich schwanger bin, nicht mehr einfach so spontan mit den Mädels einen Kaffee trinken oder abends mal weggehen. Und wenn Johanna nachts Ramba-Zamba macht, dann ist das für uns alle schon anstrengend. Aber wenn sie dann mit ihrem lustigen und frohen Temperament durch die Wohnung fetzt, einen anlächelt oder wildfremden Leuten auf der Straße zuwinkt, ist das alles vergessen. Ich habe meine Entscheidung nie bereut.“
Toll! Danke für diesen Beitrag!