Es gibt viele Gründe, eine Fremdsprache zu erlernen. Vielleicht spürst du als Kind in der Schule schon deine Sprachneigung und hast Eltern und Lehrer, die das fördern. Oder du wächst in einer mehrsprachigen Familie auf, in der Mutter, Vater und Geschwister unterschiedliche Sprachwurzeln besitzen. Möglicherweise ist ein Elternteil beruflich vorübergehend im Ausland tätig und nimmt die Familie mit in ein europäisches Nachbarland – oder sogar in den arabischen oder asiatischen Sprachraum. Der Schüleraustausch mit internationalen Partnerstädten deiner Heimat-Gemeinde oder -Stadt ist ebenfalls ein Anreiz, die Sprache des anderen Landes zu erlernen. Später im Studium sind es vielleicht Auslandssemester, die zu deinen akademischen Werdegang gehören – und zugleich deiner persönlichen Weiterentwicklung dienen. Zieht es dich nach der Schule direkt in die Berufsausbildung, gibt es über den Austausch mit Firmenpartnern und -kunden gewiss ebenfalls die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt.
Sprachtalent gibt es nicht – aber eine Sprachlernneigung
Entgegen einer weitverbreiteten Meinung gibt es kein Sprachtalent. Nachweisbar ist die Neigung zum Spracherwerb – und die entsteht aus einer Motivation heraus. Ein klarer, lebensbereichernder, nützlicher Anlass ist der wichtigste Grund und bildet den stärksten Antrieb, um eine Sprache zu erlernen. Kinder brauchen diese Motivation noch nicht. Sie besitzen ein natürliches Interesse daran, zu kommunizieren. Wissenschaftler weisen nach, dass Kinder problemlos bis zu drei Sprachen lernen können. Und das in einer Qualität, bei der sie tatsächlich drei Muttersprachen erwerben. Wichtig dabei ist, dass die Kinder zu den unterschiedlich sprechenden Erwachsenen ihrer Lebenswelt eine gute emotionale Beziehung aufbauen. Eltern, KiTa-Erzieher und Lehrer müssen zudem geduldig und liebevoll die Mehrsprachigkeit vermitteln.
Bekannt ist, dass in Afrika Kinder bis zu sieben Sprachen erlernen: singend, tanzend, klatschend. Generell ist die Kindheit das ideale Alter, mühelos mehrere Sprachen zu erlernen. Zum Beispiel auch über die Immersion. Darunter versteht die Wissenschaft das Eintauchen in eine fremde Sprache über den Lebensalltag ohne formalen Unterricht. Bei den Arbeitsemigranten, die seit den 1960er-Jahren nach Deutschland kommen, funktioniert das bei den Kindern gut – bei Jugendlichen oder Erwachsenen allerdings weniger.
Verschiedene Sprachtypen – individuelle Herangehensweise
Generell gibt es verschiedene Lerntypen – auch beim Spracherwerb. Die Wissenschaftler unterscheiden zwischen:
– auditiv
– visuell
– kognitiv
– motorisch
– kommunikativ.
Es ist wichtig, herauszufinden, welcher Typ du bist. Denn nur, wenn du deine optimale Lernstrategie kennst, kommst du mit Effizienz und Erfolg weiter. Und die Lernfortschritte sind es, die deine Motivation schaffen und aufrechterhalten. Dem visuellen Typ hilft es, viel zu lesen. Er begreift die neue Sprache über das geschriebene Wort. Der kognitive Typ erarbeitet sich seine Fortschritte über die Grammatik. Es ist eine Vorgehensweise, die lange in den Schulen vorherrschte – vor allem bei den klassischen Sprachen Latein und Altgriechisch. Dabei allerdings geht die Ganzheitlichkeit der Sprache und des Lernens verloren. Die heutigen Lehrpläne berücksichtigen diese Erkenntnis deutlich stärker. Dann gibt es noch den motorischen Typ: Er muss das tun, was er lernt: selbst schreiben und Vokabeln lernen, während er im Zimmer herummarschiert. Der kommunikative Typ macht vor allem Fortschritte im Austausch, im Gespräch mit anderen. Wer auditiv lernt, verbindet das Hören mit dem Sprechen, ist also nah dran an dem Alltagsgebrauch der Sprache. Für diesen Typ gibt es Sprachkurs-Hörbücher für Französisch, Englisch, Italienisch oder andere Sprachen online zu erwerben.
Netzwerkbildung im Kopf
Insgesamt ist das Sprachen lernen ein hochkomplexer Prozess. Er hängt vor allem mit neuronalen Verknüpfungen im Kopf zusammen. Die Hirnforscher halten dazu einige Erkenntnisse bereit. Es gibt nicht die allgemein gültige, optimale Methode: Das zeigt schon der Blick auf die vier unterschiedlichen Lerntypen. Den Wortspeicher im Gehirn nennen die Forscher mentales Lexikon: Es gleicht einem gigantischen Netzwerk. Das ermöglicht dir, über diese Verknüpfungen Wörter, Silben und Ausdrücke zu sinnvollen Sätzen zu verknüpfen. Dabei kommt es zunächst einmal auf die Quantität an: Je häufiger und regelmäßiger du ein Wort benutzt, desto sicherer hast du es parat. Die Qualität der Vernetzung hängt von Emotionen und Assoziationen ab: Wenn wir ein Wort mit einer bestimmten Kommunikationssituation verbinden, in der wir danach gesucht haben, prägt es sich stärker ein. Denn es stützt sich jetzt auch auf Gefühle und Erinnerungen. Die Forscher empfehlen, Beispielsätze zu bilden: Sie stellen nach ihren Beobachtungen die beste Merkhilfe für das Gehirn dar. Vokabeln in Wortkombinationen zu erlernen, bewahrt außerdem vor fremdsprachlichen Stolperfallen. Zum Beispiel heißt es im Englischen eben nicht “to drive with the bus” sondern “to go by bus”.
Tipps für den Lernalltag
Sprachen lernen findet entweder “hauptberuflich” als Schüler und Student statt oder neben den Alltagsverpflichtungen als Hobby beziehungsweise berufliche Weiterbildung. Für beide Lebenssituationen gibt es hilfreiche Tipps, wie sich das Lernen im Alltag verankern lässt. Du brauchst einen konkreten Anlass, warum du es lernst: Das ist wichtig, um dich dauerhaft zu motivieren. Dann springe ins kalte Wasser: Spreche – und denke! – in der neuen Sprache, so oft es geht: Traue dich, Fehler zu machen. Wichtig ist ein Lernpartner, mit dem du regelmäßig in der Fremdsprache kommunizierst. Schaue Fernsehen und höre Radio in der Sprache, die du anstrebst. Du wirst nicht sofort alles verstehen – aber nach und nach immer mehr. Hilfreich ist, einen Muttersprachler aus dem Land zu kennen, dessen Idiom du erwirbst. Dann hörst du ihm zu – und beobachtest ihn beim Sprechen. Beides hilft zum Verständnis und fördert den Gebrauch der Sprechwerkzeuge für die neuen Wörter. Die Bewegungen von Mund und Zunge sind zum Beispiel für Chinesisch ganz anders als im Deutschen.
Neue Sprache – neue Horizonte
Egal, warum du eine neue Sprache lernst, aus beruflichen Gründen oder als Hobby: Sie erweitert deinen Horizont. Du erwirbst damit auch Kenntnis von Gegenwartskultur und Geschichte des Landes, in dem du vielleicht bald Urlaub machst, ein Auslandssemester verbringst oder beruflich tätig bist. Dein Spaß daran bleibt lange erhalten, wenn du dir darüber klar wirst, was für ein Lerntyp du bist: Das bringt bestmöglichen Fortschritt und dauerhaft höchste Motivation. Zu welcher Gruppe du gehörst, erfährst du bei diesem Test.
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit audible.de.
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