Geld und Ethik, wie passt das zusammen? Diese Frage stellen sich viele Anleger seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 immer häufiger. Doch faires Investment ist noch lange nicht so bekannt wie fairer Handel. Deutschland ist diesbezüglich im wahrsten Sinne noch „Entwicklungsland“. Lars Schäfers stellt das Prinzip „fair invest“ vor und gibt euch Tipps, was ihr bei ethisch verantworteten Anlageentscheidungen beachten solltet.

Die Finanzbranche hat derzeit keinen guten Ruf. Finanzhaie, Hegdefonds, Banken, die nur auf maximale Rendite aus sind, riskant spekulieren und dabei soziale und ökologische Folgen ihres Investments völlig außer Acht lassen, haben die Weltfinanz- und Wirtschaftskrise 2008 im Wesentlichen mitverursacht. Soll man nun sein Geld lieber unter dem Kissen verstecken, da Investment mit Ethik nicht vereinbar sei? Wie kann man es besser machen als die Finanzhaie? Es gibt die Alternative, bei der Anlage des eigenen Geldes ganz bewusst auf ethische Kriterien zu achten – fair invest heißt dieses Konzept.
Nachhaltigkeit konkret
Fair invest klingt schön und gut, muss sich aber durch klare Kriterien und Zielvorstellungen konkretisieren lassen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) empfielt die Ausrichtung an den drei Werten Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz, für die es jeweils Positiv- und Negativkriterien entwickelt hat. Diese können bei der jeweiligen Anlageentscheidung zugrunde gelegt werden. Produziert ein Unternehmen beispielsweise fragwürdige Güter wie Waffen, Pornografie oder Tabakwaren? Setzt es sich für gute Arbeitsbedingungen und Mitsprache sowie für das Gemeinwohl und für die Menschen vor Ort ein? Ergänzt wird ein solcher Kriterienkatalog durch das „Best-in-class-Prinzip”: Wer in seiner Branche am besten in soziale und ökologische Nachhaltigkeit investiert, dem vertraue ich mein Geld am ehesten. So wird der Wettbewerb um diese Ziele gefördert.
Die richtige Bank, die passende Anlageform
Wenn Ihr Euer Erspartes in diesem Sinne anlegen möchtet, empfehle ich Euch ganz grundsätzlich erstmal nach der richtigen Bank Ausschau zu halten. Es gibt nämlich mittlerweile zahlreiche Banken, die ganz bewusst auf ethisches Investment setzen. Dazu gehören insbesondere Banken aus dem kirchlichen Raum, wie die Pax-Bank, die LIGA-Bank oder die DKM Darlehenskasse Münster. Andere sind etwa die Umwelt-, die GLS- oder die Ethikbank. Auch wenn mittlerweile viele private Banken oder Sparkassen ebenfalls Produkte aus dem ethischen Investmentbereich anbieten, seid Ihr bei den genannten Banken auf der richtigen Seite. Diese sind auf ethisches Investment spezialisiert und daher hierbei in der Regel kompetenter.
Je nachdem in welche Risikogruppe – ob konservativ oder risikofreudig – Ihr Euch einordnet, bieten sich wie im herkömmlichen so auch im ethischen Investment verschiedene Produkte an. Wegen der breiten Streuung sind insbesondere Fonds – je nach Risikoklasse eignen sich besser Renten-, Misch- oder Aktienfonds –, die auf ethische Kriterien achten, für die eigene Anlage geeignet. Wer lieber selbst in den Besitz von Aktien kommen und damit Miteigentümer an einem Unternehmen werden möchte, kann durch „aktiven Wertpapierbesitz“ auf der Hauptversammlung auf Veränderungen in Geschäftsführung und Management hinwirken. Dies gelingt einem Einzelnen aber kaum, am besten versucht man es daher zusammen mit Gleichgesinnten. Wem das zu aufwendig oder kompliziert ist, für den gibt es noch eine andere Alternative:
Mikrofinzanzkredite – hilft Menschen bei der Existenzgründung
Muhammad Yunus, Gründer der Grameen-Bank in Bangladesch, hat die Öffentlichkeit auf der ganzen Welt für das Mikrofinanzwesen sensibilisiert und dafür den Friedensnobelpreis erhalten. Es funktioniert so: Als Anlieger kann man in einen Mikrofinanzfonds investieren, dieser refinanziert wiederum Kreditinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern und stellt auch denjenigen Menschen Finanzdienstleistungen wie Kredite, Versicherungen oder Sparbücher zur Verfügung, die sonst keine bekämen. Dadurch können sich diese Menschen eine Existenz aufbauen und die Rückzahlquote von bis zu 98 Prozent zeigt, dass es diesen Menschen in der Regel auch gelingt. So kann man selbst einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen der Armut entkommen können – man lässt quasi sein Geld sozial arbeiten.
Wenn Ihr mehr über fair invest, nachhaltige Finanzprodukte und Mikrofinanzfonds wissen möchtet, schaut einmal beim „Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage“ (CRIC, http://www.cric-online.org/) oder bei der Genossenschaft „Oikocredit” (www.oikocredit.de) rein.
Schreibe einen Kommentar