Um auf die Krankheit Alzheimer aufmerksam zu machen, dachte sich der Brite John Farnworth eine ungewöhnliche Aktion aus: Er lief dribbelnd zum Everest Base Camp, den Fußball stets auf dem Fußgelenk oder im Nacken balancierend.
Seit sein Opa an Alzheimer gestorben ist, geht John Farnworth das Thema Demenz nicht mehr aus dem Kopf. Mehr als zehn Jahre litt sein Großvater an der Krankheit. „Es war schade zu sehen, was er alles durchmachen musste“, erzählt der 32-Jährige. Er entschloss sich, ein Zeichen gegen Alzheimer zu setzen, um so das Bewusstsein der Menschen für die Krankheit zu schärfen. „Ich wünsche mir, dass endlich mehr Geld in die Alzheimer-Forschung fließt, damit Demenz irgendwann einmal vollständig geheilt werden kann.“
Sein Opa löste einst Johns Fußballbegeisterung aus
Bei diesem Vorhaben kam ihm sein ausgefallener Beruf gerade recht. John ist Football-Freestyler, er verdient sein Geld mit professionellem Performen und Entertainment, indem er seine Dribblingtricks vorführt. Schon seit seiner Kindheit hält ihn die Begeisterung für den Fußball gepackt. Auslöser war sein Opa, als er ihm einen Schal von Manchester United schenkte. „Erst durch ihn habe ich meine Liebe zum Fußball entdeckt“, erinnert John sich. Und damit auch sein Talent für alle möglichen Balltricks, die er sich von nun an selbst beibrachte. Dass er im Andenken an seinen Opa nun eine waghalsige Aktion plant, war für ihn ein großes Anliegen.
Und diese Aktion hat es in sich: Hoch zum Everest Base Camp in Nepal soll es gehen, zum Basislager des höchsten Berges der Welt also, auf 5.300 Meter Höhe. Doch nicht wie alle anderen Trekker mit Rucksack und Trekkingstöcken – sondern dribbelnd, die gesamte Strecke lang. 2.400 Höhenmeter warteten auf ihn, insgesamt 65 Kilometer allein für den Hinweg und eine immer dünner werdende Luft. Eine Aktion, die sich einprägt und die ihm keiner so schnell nachmacht. Eine Aktion, die auch Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien findet.
Seine waghalsige Ader ausleben – auch das war für John der Reiz daran
„Einige Leute denken, dass ich verrückt bin“, gibt John zu. „Sie haben gelacht, als ich ihnen von meinem Plan erzählt habe. Aber genau das ist es, was ich daran mag. Solche verrückten, unmöglichen Dinge zu tun.“ Auch das war sein Ansporn: sich selbst zu testen, herauszufordern und das Beste aus sich herauszukitzeln. „So etwas Hartes habe ich noch nie gemacht“, meint er. Seine Familie unterstützte ihn bei seinem Vorhaben.
In Großbritannien ist der Brite kein Unbekannter: Schon zahlreiche Fernsehauftritte bei der BBC hat er hinter sich, mit seinen Tricks hält er im Moment acht Weltrekorde. 2009 nahm er bei Britain‘s got Talent und 2011 am London Marathon teil. Auch hier – stets dribbelnd.
Zwei enge Freunde begleiteten John bei seiner Tour
Los ging die Everest-Tour in dem kleinen Ort Lukla, auf 2.850 Meter Höhe gelegen. Steinige Pfade mit vielen An- und Abstiegen galt es zu bewältigen, mitten durch die Khumbu-Region und den Sagarmatha-Nationalpark. Knapp zwei Wochen war John unterwegs, neun Tage davon hoch zum Basecamp. Immer etappenweise, nur ein paar hundert Höhenmeter pro Tag, damit der Körper sich anpassen kann. Auch zwei Akklimatisierungstage legte er ein, um der gefürchteten Höhenkrankheit vorzubeugen. Mit dabei waren zwei enge Freunde, die seine Tour auf Video aufzeichneten und in den Sozialen Medien verbreiteten. „Ich wollte Leute dabeihaben, die mir nahe stehen. Die mich bestärken, in dem was ich tue“, sagt der Freestyler. Die Gruppe hatte außerdem einen Bergführer dabei, der ihnen die Route zeigte und zwei Träger, die sich um das Gepäck kümmerten. Außerdem brachten sie acht Fußbälle mit, um Ersatz zu haben, falls ein paar davon beim Dribbeln verloren gehen. Die Kameraausrüstung trugen die Begleiter von John, um jederzeit Aufnahmen machen zu können.
Vorab hatte John eine Menge trainiert. Sowohl im Fitnessstudio als auch im Altitude Center in London und Manchester, wo die Höhe des Base Camps mit Maschinen simuliert wurde, um so seine Reaktionen auszutesten. Seine beiden Begleiter sind ebenso topfit, da sie regelmäßige Parcourläufer sind. Vieles von ihrer Ausrüstung bekamen das Team gesponsert, zum Beispiel die Kamera und Uhren, die ihre Vitalwerte messen.
Auch an dem Extremsportler ging die Höhe nicht spurlos vorüber
Trotz der Vorbereitung machte auch John der Sauerstoffmangel während der Tour zu schaffen: „Ich hatte Kopfweh, nachts bin ich mit dröhnendem Kopf aufgewacht und habe dann eine Tablette genommen. Es war wie ein Alptraum. Außerdem war es ziemlich kalt.“ Auch von Rückenschmerzen wurde er geplagt, die vom Dribbeln und dem ständigen Balancieren im Nacken herrührten. Immerhin verschafften ihm die Massagen seiner Kumpels ein wenig Linderung.
Nach neun Tagen hatten die drei es endlich geschafft. Sie standen am Basislager des Mount Everest auf 5.300 Meter Höhe. Zwei Stunden blieben sie, machten Dribbel-Fotos und Videos, bis John sich samt seinen Begleitern wieder auf den Rückweg machte. Von hier an wurde der Ball eingepackt und auch John konnte die Aussicht auf den Himalaya endlich genießen.
Nächstes Mal Dribbling in der Sahara?
Und nun, jetzt, wo er sein Ziel erreicht hat? Einige Ideen hätte John da schon: „Ich hätte Lust, etwas in der Sahara zu machen. Das wäre das komplette Gegenteil meiner Everest-Aktion. Hier sehr kalt, dort extrem warm“. Der Fußball wird dabei auf keinen Fall fehlen.
Schreibe einen Kommentar