Der Ruf nach Veränderungen sowohl im Privatem als auch im gesellschaftlichen Bereich ist überall präsent. Der Wunsch ist so stark und trotzdem läuft die Umsetzung schleppend. Die Atmosphäre aus Spaltung, Ablehnung, Rückzug, Kampf und Widerstand verschärft sich sogar und mündet in Frustration und Stagnation. Was also tun? Eine Idee dazu von unserer Autorin Johanna.

Nachhaltige, gesunde Veränderungen können nur von innen heraus entstehen
In verschiedenen Bereichen ist zu beobachten, dass Verhalten kritisiert und Veränderungen eingefordert werden. Beispielsweise wird im Gesundheitsbereich und auch im Rahmen des Umweltschutzes von der Bevölkerung eine nachhaltige und gesunde Lebensstiländerung GEFORDERT. Diese Veränderung ist „gut gemeint“, durch den Druck von außen und die bewertende Formulierung entsteht im Gegenüber jedoch meist Widerstand oder eine sich unterordnende Haltung. Verhaltensänderungen unter diesen Bedingungen sind weder nachhaltig noch gesund, da sie meist stressbelastet sind. Besser wäre es, eine innere Motivation zum Handeln zu erzielen. Diese Veränderungen sind dann kraftvoll, gesund und nachhaltig.
Die intrinsische Motivation – Bedürfnisse und Glaubenssätze entdecken
Wie aber kannst du diese intrinsische Motivation entwickeln? Hinter jedem Verhalten stehen tiefe (oft unbewusste) Bedürfnisse, Wünsche und vielleicht auch eingeschliffene Muster. Mein Verhalten hat also irgendeine Funktion für mich. So kann übermäßiger Konsum zum Beispiel ein Ausdruck dafür sein, dass ich Wertschätzung vermisse und mich damit selbst beschenken möchte.
Patient*innen berichten, dass sie am Rauchen vor allem das Gefühl der Zugehörigkeit und die tiefen Gespräche schätzen. Perfektionismus und Leistungsdenken bei der Arbeit sind oft ein Hilferuf nach Selbstachtung und Bestätigung, am Ende durch den Stress jedoch destruktiv. Beobachtest du also – ohne zu bewerten – das eigene Verhalten, kannst du ganz individuell für dich entdecken, welche Funktion für dich dahinter steht und welches Bedürfnis oder welchen Wunsch du damit kompensierst oder erfüllst.
Ein nachhaltiger, gesunder Weg zu Veränderungen
1) Lerne dich selbst kennen

Der Erste Schritt auf dem Weg zu Veränderungen besteht also in der Neugierde für sich selbst. Zu schauen, welche Bedürfnisse, Glaubenssätze, Muster und Wünsche tief in mir schlummern. Das braucht Ruhe und Zeit, die wir uns selbst häufig nicht zugestehen. Manchmal braucht es vielleicht auch ein klärendes Gespräch oder eine Beratung mit einer unbeteiligten Person oder einem guten Freund, um sich selbst wahrzunehmen. Wir wünschen uns oft (vielleicht auch unbewusst), dass wir gesehen und wertgeschätzt werden. Also nimm dir immer mal wieder die Zeit für dich, um dir selbst klar zu machen, was du eigentlich für Bedürfnisse hast und was du dir wünschst!
2) Zeige dich und erfülle deine Bedürfnisse
Der zweite Schritt besteht darin, diese Bedürfnisse und Wünsche mitzuteilen. Es ist wichtig, zu lernen, um Hilfe zu bitten, weil wir soziale Wesen sind und uns nicht alle Bedürfnisse und Wünsche selbst erfüllen können. Behalte dir aber gleichzeitig die Offenheit, dass Bitten auch abgelehnt werden dürfen. Fordere nicht ein, sondern bitte und zeig dich! Suche dir Inspirationen, wie du deine Bedürfnisse alternativ zum jetzigen Verhalten erfüllen kannst!
Steht hinter einem vermehrten Konsumverhalten beispielsweise das Bedürfnis nach Wertschätzung, beschenke dich durch einen Spaziergang in der Natur oder gönne dir einen Kaffee in einem schönen Lokal. Steht hinter Zigarettenkonsum oder Essattacken das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Austausch, dann verabrede dich mit Freunden und redet über eure tiefen, inneren Themen. Probiere dich aus! Es kann so viel Spaß machen, etwas Neues (Hobbys, Rezepte, Bücher, Städte, Transportmittel..) zu entdecken und sich selbst neu kennenzulernen.
Dieser Schritt ist sicherlich eine Herausforderung, denn er erfordert viel Mut, auch mit Ablehnungen umzugehen, Achtsamkeit für all die schönen unscheinbaren Dinge und Offenheit für das Ungewisse. Aber es lohnt sich, weil man so seine Lebendigkeit und unterschiedlichen Facetten wiederentdeckt.
3) Durchhalten – ein wichtiger, aber schwieriger Schritt
Der letzte Schritt besteht für mich im Durchhalten. Es wird vermutlich nicht sofort klappen oder gleich Freude bereiten. Rückschläge und Fehler gehören zum Veränderungsprozess, zum Wachsen und Lernen dazu. Jedes Kind fällt beim Laufenlernen hin und steht trotzdem wieder auf. Gestehe dir und deinem Umfeld das zu! Versuche es, als Chance zu sehen und daraus zu lernen.
Wir neigen dazu, uns selbst oder andere abzuwerten, wenn etwas nicht klappt, halten uns für unfähig und vergleichen uns mit anderen. Dadurch verlieren wir schnell den Blick dafür, was wir alles schon geschafft haben und dass es normal ist, nicht alles sofort zu können. Und wenn du merkst, dass etwas wirklich nicht umsetzbar ist oder dir Freude bereitet, dann lass es los. Du wirst einen anderen Weg oder eine andere Idee, die zu dir passt, finden.
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