Viele Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Keine jedoch so stark wie die Nördlichen Breitmaulnashörner. Ein außergewöhnlicher Friedhof will Aufmerksamkeit für diese fast ausgestorbene Tiere erregen und ein Zeichen gegen Wilderei setzen.

“In Gedenken an Morani, einem unvergleichlichen Spitzmaulnashorn”, steht auf einem Steinhaufen mitten in Kenia. Tatsächlich ist Morani etwas Besonderes, denn mit ihm fing alles an: der Schutz von Nashörnern im Reservat, das Gedenken und der Kampf gegen Wilderei. Einfach alles.
Selbst im Reservat sind die Tiere nicht sicher vor Wilderei
Morani war eines der ersten vier Tiere im “Ol-Pejeta”-Reservat in Kenia, in dem heute etwa 120 Spitzmaulnashörner und zwei nördliche Breitmaulnashörner leben. Als er 2008 verstarb, beschlossen die Ranger, seinen Körper feierlich zu bestatten, um so auf das Schicksal der bedrohten Arten aufmerksam zu machen. Denn weltweit gibt es nur noch etwa 5.000 Spitzmaulnashörner und zwei Nördliche Breitmaulnashörner. Zwischen 1970 und 1992 wurde die Zahl der Spitzmaulnashörner durch massive Wilderei um 96 Prozent dezimiert. Dank intensiver Schutzbemühungen hat sich der Stand wieder etwas erholt, die Art ist dennoch akut vom Aussterben bedroht. Seit rund zehn Jahren befindet sich Afrika wieder in einer Nashornwildereikrise, die sich immer weiter zuspitzt. Im Jahr 2015 wurden auf dem Kontinent 1342 dieser Tiere gewildert. Das macht drei bis vier gewilderte Tiere pro Tag. Die Unterart des Westlichen Spitzmaulnashorns ist bereits ausgestorben.
Der Friedhof der Nashörner soll Aufmerksamkeit generieren
Mit Moranis Grab, einem großen Steinhügel und einem Schild, entstand der Friedhof der Nashörner, auf dem mittlerweile 17 Nashörnern gedacht wird. Rund um einen Akazienbaum wurden große Steinhügel errichtet. Nicht alle Nashörner sind wirklich dort begraben. Einige starben in weit entfernten Regionen des Reservats und konnten nicht zum Friedhof transportiert werden. Die Botschaft ist jedoch klar: Selbst im Reservat sind die Tiere nicht vor Wilderern geschützt, die es auf die Hörner abgesehen haben. Dabei lassen die Wilderer die Nashörner oft vergiftet oder mit schweren Wunden zurück, sodass die Tiere einen langsamen und schmerzvollen Tod erleiden.
Schau Dir hier einmal an, wie der Friedhof aussieht.
Dabei ist das Material, aus denen die Hörner sind, nicht besonders wertvoll. Sie bestehen aus Keratin, genau wie unsere Fingernägel. Dass die Hörner auf dem Schwarzmarkt dennoch mehr kosten als Gold liegt daran, dass sie in der traditionellen chinesischen und vietnamesischen als Wundermittel gelten. Ihnen wird zugesprochen, Krebs, Gicht und Rheuma zu heilen, Fieber zu senken und die Durchblutung zu fördern. Am Stärksten von der Ausrottung bedroht ist die Unterart der Nördlichen Breitmaulnashörner. 2016 zählten die Ranger noch 23 Tiere im “Ol-Pejeta”-Reservat. Gegenwärtig gibt es weltweit nur noch zwei Tiere.
Sudans Tod
Umso gravierender war der Verlust von Sudan. Zwar wurde er nicht von Wilderern ermordet, er war jedoch das letzte männliche Breitmaulnashorn. Er wurde 45 Jahre alt – ein echtes Greisenalter für ein Nashorn und litt zuletzt sehr an altersbedingten Beschwerden, sodass Tierärzte beschlossen, ihn im vergangenen März einzuschläfern. Nun gibt es nur noch Sudans Tochter und seine Enkelin. Mithilfe künstlicher Reproduktion versuchen Wissenschaftler, unter anderem am Berliner Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung, den Fortbestand der Art zu sichern. Dazu sollen Eizellen der beiden Weibchen mit Spermien verschmolzen werden, die vor längerer Zeit gewonnen und eingelagert wurden. Sudans Tod hat weltweit so viel Aufmerksamkeit für das Schicksal der bedrohten Arten und das Problem der Wilderei generiert, wie es sie schon lange nicht mehr gab. Ob diese Tatsache die Breitmaulnashörner jedoch retten kann ist fraglich. Sollten die Versuche der künstlichen Befruchtung fehlschlagen, wird uns als Erinnerung an diese Nashornart nur ein Steinhaufen mitten in der Savanne Afrikas bleiben.
Schreibe einen Kommentar