Frau Plaza, Ihre Bestleistung liegt bei 1,88 Meter. Wann haben Sie das erste Mal gemerkt, dass Sie höher springen können als andere?
Mit 14 Jahren haben sich meine Leistungen nicht nur im Wettkampf um einiges verbessert: Meine Kraftwerte sind merklich von Woche zu Woche gestiegen und dementsprechend auch meine Körperstabilität und Sprungkraft. Die vergangene Saison hat bestätigt: Ich habe Nervenstärke bei den wichtigsten Wettkämpfen bewiesen und hatte einen wirklich guten Lauf.
Hatten Sie überhaupt eine andere Wahl, als professionelle Hochspringerin zu werden? Immerhin war Ihre Mutter damals in der gleichen Sportart aktiv.
Es scheint mir irgendwie in den Genen zu liegen, hoch zu springen. Die Technik meiner Mutter hat mich schon immer fasziniert. Vom Profisport bin ich allerdings doch noch etwas entfernt. Mein Traum war zuerst, Siebenkämpferin zu werden, aber das Training war mir da doch zu umfangreich.
Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus und was steht neben dem reinen Hochsprungtraining noch auf dem Plan?
Ich liebe Krafttraining! Das machen wir ein bis drei Mal die Woche, je nachdem, in welchem Zeitpunkt der Saison wir uns befinden. Dann muss ich aber auch eine Menge für meine Schnelligkeit machen. Ich bin mit 1,76 Meter eine vergleichsweise ‚kleine‘ Springerin und muss versuchen, die Sprungkraft aus meinem schnellen Schritt zu holen. Den ‘schnellen Fuß’, wie wir sagen, schaue ich mir beim gemeinsamen Training mit Läuferinnen und Weitspringerinnen ab.
Wie ist im Hochsprung das Verhältnis vom Trainingsaufwand zum Erfolg?
Auch bei mir gilt: Ohne Fleiß keinen Preis! Im Gegensatz zu Siebenkämpferinnen oder Stabhochspringerinnen ist meiner aber eher geringer, ich muss zumeist zweimal pro Tag trainieren. Außerdem muss ich auf eine ganze Menge verzichten, das fällt mir oft richtig schwer, wenn ich sehe, wie unbeschwert meine Freundinnen damit umgehen können. Jeden Abend eine Pizza oder Süßigkeiten ist da nicht drin – dafür habe ich aber gerade Zeit, nebenher meinen Motorrad-Führerschein zu machen.
Sie sind sehr durchtrainiert. Wie wichtig sind die perfekten Körpermaße beim Hochsprung?
Sehr wichtig! Jedes Kilo zu viel ist fast schon eine Höhe weniger, dennoch muss man drauf achten, dass man genug Energie hat und nicht zu sehr abgemagert ist. Und ein athletischer Körper ist nicht nur wichtig, um Verletzungen vorzubeugen, sondern auch schön.
Ein Sprung ist nach nur wenigen Sekunden wieder vorbei – was reizt Sie an dem Sport?
Das Gefühl zu fliegen und die enorme Spannung. In wenigen Sekunden entscheidet sich alles: Wenn die Latte auch im Grenzbereich noch liegen bleibt und man weiß, dass man es geschafft hat, ist das schon ein tolles Gefühl. Richtig prickelnd ist es, wenn es dann auch noch eine persönliche Bestleistung war.
Sie gelten als Hoffnungsträgerin des Deutschen Leichtathletikverbands. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?
Ich mag Situationen, in denen ich meine Kämpfernatur ausleben kann, das macht mich auch stark im Wettkampf. Es ist wichtig, nach außen hin Stärke zu zeigen und sich selbst motivieren zu können. Und wenn das dann noch mit gesundem Ehrgeiz gepaart ist, sind gute Voraussetzungen gegeben. Daher berührt mich die Erwartungshaltung nicht so sehr.
Sie duellieren sich oft mit Ihrer Dauerkonkurrentin Melina Brenner. Wie wichtig sind solche Konkurrentinnen, um selbst immer besser zu werden?
Generell herrscht eine wirklich gute Stimmung unter uns Hochspringerinnen: Man pusht sich gegenseitig auf noch bessere Leistungen ohne dabei sich gegenseitig zu bekriegen. Im Wettkampf sind Konkurrentinnen dann für mich Motivation pur! Selbst, wenn es gute Freundinnen sind.
Wie wichtig ist trotz des Erfolgs ein zweites Standbein in der Sportart, um sich für die Zukunft abzusichern?
Das ist bei uns Leichtathleten fast schon das A und O. Selbst wenn ich mal richtig groß rauskommen sollte, mit spätestens Mitte 30 werde ich kein Geld mit dem Sport mehr verdienen können. Außerdem ist mir eine gute berufliche Ausbildung sehr wichtig.
Was sind Ihre Ziele für die nahe und ferne Zukunft?
Natürlich lebt jede von uns den Traum von einer Olympiateilnahme! Im Juli dieses Jahres steht erst einmal die Teilnahme an der U20 Europameisterschaft in Rieti, Italien, an, und eine Medaille wäre schon eine schöne Zugabe. Danach werden wir sehen, wie es weitergeht.
Schreibe einen Kommentar