Politisches Engagement selbstgemacht: Zutaten, Ergebnisse und Möglichkeiten. Für Zwischendurch und als Hauptmahlzeit. Möglichkeiten sich zu engagieren gibt es viele.
Es war ein langer Weg, bis in Deutschland alle Bevölkerungsgruppen in den Genuss des Wahlrechts kamen. 1919 kam es nach Protesten auch in Deutschland zur Einführung des Frauenwahlrechts. In diesem Kontext galt das Wahlrecht damals als ein hohes Gut. Und heute? Nach der repräsentativen Wahlstatistik des Statistischen Bundesamtes, hatten um die 40 Prozent der 20- bis 30-Jährigen bei der letzten Bundestagswahl nicht von ihrem Wahlrecht gebraucht gemacht. Politikverdrossenheit, Desinteresse, gar eine Entpolitisierung der Gesellschaft, werden vor allem der Jugend vorgeworfen.
Wo beginnt politisches Engagement?
Politisches Engagement ist ein großes Wort. Und für die meisten auch weit weg vom Alltag. Eine grundlegende Voraussetzung ist es, sich zu informieren. Die mediale Berichterstattung mag teilweise einseitig sein, aber seit wann stellt das Internet für uns „Digital Natives“ Neuland da? Meist täglich durchsuchen wir Facebook und Twitter nach Neuigkeiten, wir nutzen Blogs, Online-Formate von Zeitungen und Abonnements. Sie auch zur politischen Information zu nutzen, ist kein großer Aufwand. Seien es die Live-Debatten im Bundestag oder die Neuigkeiten auf der Facebook-Startseite – ohne Unkosten kann sich jede und jeder umfassend informieren.
Dank des Internets ist es einfacher und bequemer denn je, seine Meinung zu verbreiten oder Petitionen zu unterschreiben und sich auch auf diesen Wegen politisch zu engagieren. Politische Beiträge empfehlen oder teilen geht mit einem Klick. Mails an Politikerinnen und Politiker können Interaktion entstehen lassen, sofortiges Kommentieren von Artikeln entfacht oft Diskussionen und die Gründung von politischen Gruppen in sozialen Netzwerken macht es leicht, sich zu vernetzen. Jedoch spielt sich Politik größtenteils immer noch offline ab. Petitionen und Volksentscheide, Streiks und Demonstrationen brauchen das aktive Engagement vieler.
Rot, Gelb, Grün
Der erste Gedanke zum aktiven politischen Handeln wird aber meist auf Parteipolitik fallen. Die Mitgliederzahlen der großen Parteien sind seit Jahren stark rückläufig, der Anteil derjenigen unter 30 Jahren ist gering. Der Eintritt in die Jugendorganisationen der Parteien setzt viel voraus. Die Entscheidung für eine Partei fällt nicht allen leicht, regelmäßige Treffen sind zeitaufwendig, wer allerdings motiviert ist und offen für langfristiges Engagement und klare Strukturen, der wird sich einer Partei allerdings wohlfühlen.
Neben dem Wirken in Parteien gibt es die Möglichkeit, sich in verschiedenen Interessenvertretungen oder in regionalen Bürgervertretungen einzubringen. Auch in Nichtregierungsorganisationen, abgekürzt NGOs, meist im Bereich Menschenrechte, Entwicklungspolitik und Umweltschutz, ist politisches- und oft auch transnationales Engagement möglich.
Was nützt mir das?
Die utilitaristische Frage nach dem Nutzen lässt sich auf verschiedenen Ebenen beantworten. Auf politischer Ebene führt das Engagement zu einer Steigerung der demokratischen Qualität. Sozial gesehen führt es durch die gemeinsame Wert- und Normerhaltung zu einem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhang und zu besserer Integration und Inklusion verschiedener Bevölkerungsgruppen.
Für jeden einzelnen kann die Motivation, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, erfüllt werden. Aber auch soziale Kontakte entstehen durch das gemeinsame Engagement. Politik dringt in unterschiedlichste Themenbereiche und durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Inhalten kommt es zu einem großen Wissenserwerb und man wird geneigt, über den Tellerrand des eigenen Alltags hinauszublicken.
Es besteht auch eine Verantwortung für das, was man nicht tut
Demokratie – die Herrschaft des Volkes – setzt die politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger voraus. Ob nun vor den Eltern, Lehrerinnen und Lehrern oder der Stadtverwaltung: eigene Ideen vorzubringen und Rechte einzufordern ist Politik. Nur durch aktives Engagement ist die Möglichkeit zur Mitgestaltung gegeben und der Weg zur Veränderung offen.
Wenn viele Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen und Werthaltungen zusammenkommen, ist Geduld sicherlich eine Fähigkeit, die man erlernen muss. Mahatma Gandhi formuliert es so: „Das Ziel weicht ständig vor uns zurück. Genugtuung liegt im Einsatz, nicht im Erreichen. Ganzer Einsatz ist ganzer Erfolg.“
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