„Ordem e Progresso“ lautet der Wahlspruch, der die brasilianische Flagge ziert und bedeutet übersetzt „Ordnung und Fortschritt“. Schwer zu glauben, wenn man an die zuletzt aufkommenden Tumulte auf den Straßen Brasiliens denkt. Rebelliert wird gegen die FIFA und gegen die Umstände auf den Baustellen, die sich mal Stadien nennen sollen. Für negative Schlagzeilen sorgten verstorbene Bauarbeiter in Manaus und in Sao Paulo. Aktuelle Schätzungen besagen, dass die 64 Spiele um den begehrtesten Titel im Spiel um das runde Leder elf Milliarden Euro betragen sollen, wovon der von Armut geprägte brasilianische Staat den Löwenanteil zahlen muss. In einem von Favelas geprägten Land soll nun also die teuerste Weltmeisterschaft aller Zeiten ausgetragen werden, statt mit dem Geld die Defizite im Gesundheits- und Bildungswesen auszugleichen – da sind die Proteste durchaus leichter nachzuvollziehen, als die Vergabe der WM 2022 an Katar.
„Ordem e Progresso“: Sportlich gesehen passt der Wahlspruch zur brasilianischen Nationalmannschaft. Seitdem das Team von Trainer Luiz Felipe Scolari 2012 übernommen wurde, kommt in das verspielte und meist nicht ergebnisorientierte Spiel der Brasilianer Disziplin. Es ist bereits das zweite Engagement des 65-Jährigen, der die „Selecao“ schon 2002 zum WM-Gewinn geführt hat – damals noch mit Spielern wie Ronaldo oder Ronaldinho. Des Weiteren konnten die Brasilianer im vergangenen Jahr im eigenen Land den Konföderations-Pokal mit einem starken 3:0 im Finale gegen Weltmeister Spanien gewinnen. Der fünfmalige Weltmeister gilt daher nicht zu Unrecht als Favorit. Brasiliens Fußballlegende Pele fordert den Titel und spricht von einer Selbstverständlichkeit, auch wenn die neue, nicht so attraktive Spielweise dem 73-Jährigen missfällt.
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