f1rstlife

Und was denkst du?

  • Startseite
  • Über uns
    • Redaktion
    • Stiftung
      • Machen Sie mit!
      • Spenden Sie!
  • Mitmachen
  • Newsletter
  • Spenden
  • Kontakt
  • Workshops
  • Engagement
  • Lifestyle
  • Sport
  • Religion & Philosophie
  • Meine Zukunft
  • Politik & Gesellschaft
  • Wirtschaft
  • Kultur
  • Liebe & Sexualität
Aktuelle Seite: Startseite / Liebe & Sexualität / Bedingungslose Liebe – gibt es sie wirklich?

Bedingungslose Liebe – gibt es sie wirklich?

16. Februar 2021 von Hannes Rolfs Kommentar verfassen

Sie ist der Inbegriff unbändiger Zuneigung und beschreibt das, was Eltern für ihre Kinder empfinden und für religiöse Menschen die Wärme, mit der Gott das Individuum durchdringt. Die Rede ist von bedingungsloser Liebe. Doch gibt es sie im zwischenmenschlichen Miteinander wirklich?

© Pexels / Andrea Piacquadio

Denken wir uns eine alltägliche Geschichte: Ein junger Mann verliebt sich in eine junge Frau. Er beginnt seiner Zuneigung Ausdruck zu verleihen: Er ist hilfsbereit, aufmerksam, macht ihr kleine Geschenke und zahlt den Kaffee oder das Eis, wenn sie zusammen ausgehen. Das geht so über Wochen und Monate und der Frau wird mit der Zeit bewusst, dass er mehr für sie empfindet. Doch sie sieht das Ganze rein freundschaftlich. Deshalb reagiert sie zunehmend abwehrend, nimmt seine kleinen Aufmerksamkeiten nur noch ungern an. Sie fürchtet, er erwarte womöglich von ihr eine Gegenleistung. Und schließlich nimmt sie all ihren Mut zusammen und sagt ihm, dass sie sich nicht mehr als Freundschaft vorstellen könne.

Für den Mann gibt es nun zwei Möglichkeiten: Einerseits kann er frustriert und enttäuscht sein, womöglich verärgert reagieren. Vielleicht wird er aber auch die Trauer in sich hineinfressen, destruktiv gegen sich selbst werden und an der Zurückweisung zerbrechen. Er fragt sich, wie sie ihm so etwas antun kann – bei allem, was er für sie getan hat. In jedem Fall muss die Liebe der Trauer, der Wut oder sogar dem Hass weichen. Die andere Möglichkeit ist: Er respektiert ihre Empfindungen, zeigt Verständnis. Was er für sie an Energie aufgewendet hat und das Unsichtbare sowie das Materielle, das er ihr entgegengebracht hat, kommt ihm dabei gar nicht in den Sinn. Schließlich stand kein Kalkül dahinter, er wollte sie nur glücklich sehen. Letzteres ist bedingungslose Liebe, ersteres leider zumeist der Fall.

Bedingungslos heißt nicht selbstlos!

Das Faszinierende an der Geschichte besteht darin, dass die Ausgangslage exakt dieselbe ist: Ein Mann verliebt sich in eine Frau und legt ihr die Welt zu Füßen. Erst durch ihre Klarstellung tritt der Moment ein, in dem die Masken fallen. Entweder die Liebe weicht anderen Gefühlen oder sie ist bedingungslos und wahr. Die Story funktioniert natürlich auch umgekehrt oder gleichgeschlechtlich. Wie das Ganze endet, spielt sich dennoch immer in den aufgezeigten Möglichkeitsräumen ab.

Allerdings könnte man dennoch gegen die Deutung, dass die letztere Reaktion ein Ausdruck bedingungsloser Liebe sei, protestieren. Schließlich wünscht sich auch in diesem Fall der Mann als Verliebter mehr von der Frau. Er will ebenfalls ihre Liebe, handelt nicht selbstlos. Zunächst einmal darf hier nicht „bedingungslos“ und „selbstlos“ verwechselt werden! So heißt es zum Beispiel auch für die Nächstenliebe: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Die Liebe für das Gegenüber setzt also Selbst- oder Eigenliebe voraus. Gerade wenn das gegeben ist, wird Liebe allumfassend.

Ein anderer Punkt ist aber viel wichtiger: Der Mann im zweiten Fall wünscht sich die Liebe der Frau als Erlaubnis, ihr noch tiefere Zuneigung entgegenbringen zu dürfen, sie auch auf weiteren Ebenen glücklich zu machen. Das heißt konkret: durch körperliche Nähe und Zärtlichkeiten. Natürlich profitiert er ebenfalls davon. Das ist aber auch schon im Bereich der kleinen Gaben und Aufmerksamkeiten der Fall. Sie glücklich zu sehen, ist ihm nämlich die größte Freude. So bedeutet bedingungslose immer auch wahre Liebe. Eine Liebe, die nicht bedingungslos ist, gleicht einem Handel.

Wo Liebe ist, da ist auch Leiden

Wir dürfen bei all diesen Betrachtungen niemals vergessen, dass auch der oder die bedingungslos Liebende als menschliches Wesen Gefühle hat. Wo die Liebe bei einer Vielzahl von Menschen aber durch die Zurückweisung häufig in Wut, Zorn oder sogar Hass umschlägt, ist die seinige zu groß, um dem geliebten Menschen auch nur im Geringsten boshaft zu begegnen.

Und doch schmerzt den voll und ganz bedingungslos liebenden Menschen die Nichterwiderung seiner Liebe. Auf der Brust verbleibt eine hässliche Narbe, darunter blutet das Herz in Strömen. Doch er akzeptiert die Entscheidung seines Gegenübers, weil er sich unbändig wünscht, dass es glücklich werde. Auch wenn er im Innersten weiß, dass er selbst dieses Glück hätte sein sollen. Wäre es nicht wunderbar auf einen solchen Menschen zu treffen? Doch meist wissen wir erst woran, wir waren, wenn wir schon die schmerzlichen Worte gesprochen haben.


Hat Dir der Artikel gefallen? Dann hilf uns, gute Inhalte und jungen Journalismus zu unterstützen!
  • Bio
  • Latest Posts
Hannes Rolfs

Hannes Rolfs

Hannes Rolfs, geboren 1995 im Emsland, ist Philosoph und katholischer Theologe. In Freiburg im Breisgau studiert er derzeit theoretische Philosophie und Dänisch. Am liebsten befasst er sich mit der Kultur und Landschaft Norddeutschlands und des nördlichen Europas. Sein philosophisches Interesse gilt den Phänomenen Liebe, Schmerz und Trost sowie weiteren Zuständen an einem Herzen.
Hannes Rolfs

Latest posts by Hannes Rolfs (see all)

  • Bedingungslose Liebe – gibt es sie wirklich? - 16. Februar 2021
  • Hyggelige Weihnachten in Dänemark - 18. Dezember 2020
  • Plattdeutsch – eine vergessene Weltsprache? - 4. November 2020
  • Das Emsland – vom Armenhaus Deutschlands zum Garten Eden - 20. Oktober 2020
  • Die Dystopie vom selbstfahrenden Auto - 6. Oktober 2020

Verwandte Artikel

  • Liebe ist ...
  • Über die Kunst zu lieben
  • Die Entzauberung der Liebe
  • Karfreitag: Leiden
  • Berühren verboten! Überlegungen zur Liebe
Twittern
Pin
Teilen
0 Shares

Kategorie: Liebe & Sexualität Stichworte: bedingungslose Liebe, Beziehung, Gefühle, Leiden, Partnerschaft, selbstlos, Zuneigung

Newsletter

Hannes Rolfs

Über Hannes Rolfs

Hannes Rolfs, geboren 1995 im Emsland, ist Philosoph und katholischer Theologe. In Freiburg im Breisgau studiert er derzeit theoretische Philosophie und Dänisch. Am liebsten befasst er sich mit der Kultur und Landschaft Norddeutschlands und des nördlichen Europas. Sein philosophisches Interesse gilt den Phänomenen Liebe, Schmerz und Trost sowie weiteren Zuständen an einem Herzen.

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Über uns

firstlife-Redaktion
Gutes bewegen in der Realität. [Weiterlesen]

Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren
Unser Newsletter enthält Informationen zu unseren Produkten, Angeboten, Aktionen und unserem Verein. Hinweise zum Datenschutz, Widerruf, Protokollierung sowie der von der Einwilligung umfassten Erfolgsmessung, erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Folge uns

Facebook

Like

Instagram

Follow

Twitter

Follow

Home | Über uns | Redaktion | Mitmachen | Die Stiftung | Kontakt | Impressum | Datenschutz