Ist es nicht wundervoll? In Mutter Natur finden wir alles, was wir zum Leben brauchen: Nahrung, Medizin, Feuer, Baumaterialien, … Diese Liste lässt sich noch lange, lange fortsetzen. Aber hättest du gedacht, dass wir in ihr sogar Waschmittel finden? Ganz natürliches, pflanzliches Waschmittel? Verrückt oder?

Es gibt ein paar Pflanzen, die sogenannten Waschpflanzen, die Saponine enthalten. Saponine sind organische Substanzen mit seifenähnlichen Eigenschaften. Das heißt, mit diesen Pflanzen ist es möglich, ganz normal zu waschen. Vielleicht hast du jetzt die abgefahrensten Gewächse im Kopf, die in den letzten Wickeln unserer Erde wuchern. Aber nein, die Waschpflanzen findest du direkt vor deiner Haustür. Wahrscheinlich läufst du sogar bewusst oder unbewusst jeden Tag an ihnen vorbei. Die Rede ist von Efeu und Kastanien. Auch in Indien gibt es so eine Pflanze, die sogenannte Waschnuss. Jede Region hat also ihr ganz eigenes, heimisches Waschmittel. Durchdacht, oder? Mit diesen Pflanzen zu waschen bietet viele Vorteile: sie sind kosten- und verpackungsfrei und enthalten keine Schadstoffe. Somit sind sie angenehmer für deine Haut und schonen die Umwelt. Noch dazu ist das Ganze ziemlich einfach.

Waschen mit Kastanien
Der goldene Herbst ist wieder da, die Bäume färben sich in den schönsten Farben und Mutter Natur schenkt uns wieder die kleinen, braunen Samen der Kastanienbäume. Überall liegen sie auf dem Boden und bieten das perfekte Sammelgut für Kinder. Doch nicht nur unsere Kinder können Freude an ihnen haben, sondern auch wir. Denn Kastanien eignen sich, wer hätte das gedacht, perfekt um unsere Wäsche zu säubern. Wie funktioniert das Ganze nun?
Zuerst benötigst du natürlich Kastanien, für eine Wäsche circa acht bis zehn Stück. Du kannst natürlich auch gleich mehr sammeln oder sogar einen Jahresvorrat anlegen. Nun zerkleinerst du die frischen Kastanien mit einem Messer oder einem Küchengerät, füllst sie in ein Schraubglas und übergießt sie mit Wasser. Je kleiner die Stücke sind, desto besser können sich die Saponine entfalten!
Das Glas lässt du jetzt am besten über Nacht, oder wenigstens ein paar Stunden stehen. Nach einiger Zeit wird sich das Wasser trüben und einer Seifenlauge ähneln. Genau den Effekt wollen wir erzielen. Die Kastanien musst du nun nur noch heraus sieben und schon kann mit dieser entstandenen Flüssigkeit gewaschen werden. Das hergestellte Waschmittel füllst du in das normale Waschmittelfach deiner Waschmaschine. Fertig!
Wenn du dir gleich einen größeren Kastanienvorrat anlegen möchtest, sammelst du einfach viele, viele Kastanien, zerkleinerst sie alle und lässt sie dann gut trocknen, damit sie nicht anfangen zu schimmeln. Es ist auch sehr ratsam sie gleich frisch zu schneiden, da die trockenen Samen ziemlich hart sind. Dann benötigst du pro Waschgang ca. 2-3 EL der Stückchen.
Waschen mit Efeu
Auch der Efeu ist uns auf diesem Gebiet sehr dienlich. Sein großer Vorteil gegenüber den Kastanien ist natürlich seine ständige Verfügbarkeit. Der Efeu ist eine immergrüne Pflanze und somit jederzeit sammelbar. Auch was die Waschkraft betrifft, steht er den Kastanien in nichts nach. Nun gibt es zwei Methoden, um ein Waschmittel herzustellen:
Methode eins: Diese ist wirklich einfach. Du sammelst circa 10 Efeublätter und teilst sie einmal in der Hälfte. Dann gibst du die Blätter in ein Waschsäckchen, alternativ geht auch eine Socke, und legst dieses zu deiner Wäsche in die Trommel. Fertig!
Für die zweite Methode brauchst du ungefähr 60g Efeublätter und 600ml Wasser, wenn du möchtest kannst du auch noch 1 TL Waschsoda hinzufügen. Waschsoda erhöht die Fettlösekraft und tötet noch mehr Keime ab. Den Efeu zerkleinerst du nun und übergießt ihn zusammen mit dem Waschsoda mit 600ml kochendem Wasser. Das Ganze lässt du nun 5 bis 10 Minuten ziehen, gießt es ab und fertig ist auch dieses Waschmittel. Für einen Waschgang benötigst du ca. 2 Tassen der entstandenen Flüssigkeit. In einem sauberen Glas und im Kühlschrank gelagert, ist sie auch ein paar Tage haltbar.
Waschen mit Waschnüssen? Lieber nicht…
Auch die aus Indien stammenden Waschnüsse enthalten diese Saponine. Sie eignen sich daher ebenso gut zum Waschen wie Kastanien und Efeu. Auf den ersten Blick klingt das einer guten Waschalternative und viele Bioläden führen diese Nüsse schon. Betrachtet man allerdings den größeren Zusammenhang von Waschnüssen und ihrer Herkunft dreht sich das Bild. Durch ihre zunehmende Beliebtheit steigt ihr Export aus Indien und gleichzeitig schießen die Preise dort nach oben. Für die einheimische Bevölkerung werden sie also immer unerschwinglicher und viele müssen auf günstige Chemieprodukte umsteigen. Da dort das Wasser allerdings weniger gefiltert und aufbereitet wird als bei uns, landen sogar noch mehr Schadstoffe in der Umwelt als bei hiesiger Benutzung. Die Verwendung von Waschnüssen ist somit keine Problemlösung, sondern lediglich eine Problem-Verlagerung.
Beide Waschmethoden sind geruchslos und eher für Bunt- als für Weißwäsche gedacht. Bei etwas schmutzigerer Wäsche oder hartnäckigen Flecken empfiehlt es sich, Waschsoda hinzuzugeben.
Außerdem solltest du nur 30-Grad- und 40-Grad-Wäsche mit den Waschmitteln waschen, da sich bei höheren Temperaturen die Gerbstoffe der Pflanzen lösen können und eventuell für Flecken sorgen. Wenn du möchtest, dass deine frisch gewaschene Wäsche schön duftet, kannst du entweder ein wenig Zitronensaft oder ein paar Tropfen ätherisches Öl zum Waschmittel hinzugeben. Ein kleines Kräutersäckchen in den Kleiderschrank zu hängen, tut auch wahre Wunder!
Efeu und Kastanien eignen sich also sehr gut als Waschalternativen: regional, kostenlos und direkt vor der Haustür. Jederzeit zugänglich, ganz ohne Verpackungsmüll, Schadstoffen, langen Produktionsketten und Handelswegen. Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Sammeln und beim Ausprobieren!
Super Sache! Das mit den Kastanien wusste ich bisher nicht, wird aber gleich in der nächsten Kastaniensaison ausprobiert. 😉
Außerdem als Tipp für Weichspüler: Einfach ein bisschen Essigessenz ins Waschmaschinenfach dazu geben. Stinkt nicht und macht die Wäsche super flauschig.