Ein Tagebuch führen ist keine Beschäftigung, die unglücklich verliebten Teenagern vorbehalten ist. Tagebuch schreiben entspannt, schärft den Blick für das Wesentliche und kann uns helfen, langfristig ein positiveres Mindset zu entwickeln.

Tagebuch schreiben ist etwas für ein zwölfjähriges Mädchen, das mit ihrem pinken Glitzerkugelschreiber in ihr mit Pferdestickern vollgeklebtes Journal hineinschreibt, wie sehr sie doch in Lukas aus der Nachbarklasse verschossen ist? Weit gefehlt. Tatsächlich halten wir Tagebuch schreiben für eine Aktivität, die Kindern und Teenagern vorbehalten ist. Ein Buch, das man in der Nachttischschublade versteckt und in dieses seine tiefsten Gedanken, Gefühle und Ängste hineinschreibt. Doch eigentlich sollte man sich auch im Erwachsenenalter mit dem Gedanken befassen, ob man nicht wieder anfangen sollte, tagtäglich aufzuschreiben, was einen beschäftigt.
Tagebuch schreiben entspannt, macht den Kopf frei und hilft dabei, das Gedankenchaos zu sortieren. Dabei geht es nicht einmal darum, tiefgreifende Gefühle aufzuschreiben, sondern einfach versuchen aufzuschreiben, was einen beschäftigt. Egal, ob es die noch nicht angefangene Steuererklärung, unausgesprochene Diskussionen oder eine Anschaffung ist, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht. In dem Moment des Tagebuchschreibens sind wir gezwungen, uns damit auseinanderzusetzen, was uns den ganzen Tag im Kopf herumschwirrt, uns ablenkt oder sogar blockiert.
Diese Dinge aufzuschreiben lenkt den Blick auf die Dinge, die uns beschäftigen, kramt diese aus dem Gedächtnis hervor und man kann in Ruhe zu Papier bringen, was man ansonsten den ganzen Tag mit sich selbst im Kopf ausdiskutiert. Tatsächlich neigen wir eher dazu, zum Tagebuch zu greifen, wenn wir einen schlechten Tag haben, und wir den Drang verspüren, uns einmal auf Papier die Seele niederzuschreiben und den Frust loszulassen. In positiven Lebensphasen greifen wir eher selten zu Stift und Papier, obwohl es gerade diese positiven Erlebnisse sind, die wir aufschreiben sollten.
Für eine positivere Grundhaltung
Neben den klassischen „Liebes Tagebuch“-Einträgen, in denen man seinen Tag mit allen Höhepunkten und negativen Erlebnissen aufschreibt, hat sich eine weitere Form etabliert: das Dankbarkeitstagebuch. Dabei schreibt man alle Dinge auf, für die man dankbar ist. Egal, ob es um eine bestimmte Sache an dem Tag geht oder um alles, wofür man dankbar ist.
Studien zufolge soll dadurch der Blick für die Dinge geschärft werden, die man sonst als selbstverständlich sieht. 2003 fanden Wissenschaftler bei der Studie von Emmons und McCullough heraus, dass das Aufschreiben von Dingen, für die man dankbar ist, für ein besseres Wohlbefinden sorgt. Man geht ein Stück weit zufriedener durch den Alltag, empfindet weniger Schmerzen und man schläft besser. Die wenigen Minuten, die man jeden Tag dafür benötigt aufzuschreiben, wofür man dankbar ist, haben also Einfluss auf die eigene Lebensqualität. So kann man nicht nur aufschreiben, wie dankbar man über das neue Auto oder den tollen Job ist, sondern beispielsweise auch dem Erfinder der Elektrizität huldigen oder die Erfindung des Kaffees feiern.
Wenn man sich jeden Tag auch nur für fünf Minuten darauf konzentriert, wofür man dankbar sein kann, geht man optimistischer und besser gelaunt durch den Alltag. Auch wenn man es für unnötig empfindet, sich damit auseinanderzusetzen, dass man den Erfinder von Netflix danken sollte, hilft es dabei, langfristig ein positives Mindset zu entwickeln.
Challenge yourself
Wer nun keine Lust hat, sich ein Tagebuch aus Papier anzuschaffen, kann auf die digitale Version umsteigen. In der App „Day One“ kann man jeden Tag eine kleine Notiz hinzufügen, ganze Romane hineinschreiben und sogar Fotos hinzufügen. Ganz einfach und mit ein paar Klicks.
Als kleine Challenge, um auszutesten, ob ein (Dankbarkeits-)Journal zu führen etwas für Dich ist, kannst Du jeden Tag eine kurze Notiz zu deinem Tag verfassen oder eine Sache aufzuschreiben, wofür Du dankbar bist. Das dauert drei Minuten und geht morgens beim ersten Kaffee oder abends vor dem Schlafen gehen.
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