Ich habe irgendwann mal gelesen, dass Leute, die sich nicht entscheiden können, vermutlich auch Angst vor Bindung haben. Naja, im selben Magazin stand allerdings ebenfalls, dass regelmäßige Teetrinker fehlende soziale Wärme durch den Genuss von Heißgetränken kompensieren. Hm… In einem von kleinen und großen Entscheidungen gespickten Alltag, wo an allen Ecken und Enden der lebensnotwendige Erfolg im Beruf, der Liebe und Kindererziehung propagiert wird, ist es aber auch wirklich nicht leicht, sich einfach mal festzulegen. Woher weiß man denn, ob das Frauenmagazin X bessere Beautytipps gibt, als die Zeitschrift Y oder Z? Und ist es gesellschaftlich vertretbar, mit bedrückter Miene und hängendem Kopf, das neue Paar Sneakers der Abhak-Marke zu reklamieren, weil irgendwie alle auf der Straße mit dem gleichen Modell durch die Gegend laufen?
Mut tut gut
Vielleicht lautet die Devise einfach und simpel: testen, testen, testen. Schließlich kann eine Limo der Geschmacksrichtung Vanille beim nächsten Einkauf getrost vernachlässigt werden, wenn sie beim ersten Versuch schon nicht der Knaller war. Nimmt man halt die in blauer Farbe. Oder in Orange. Oder in urinähnlichem Gelb. Tut doch keinem weh. Gut, zugegebenermaßen sind solche kleinen Entscheidungen oftmals nicht der Rede wert, obwohl es sicherlich schwer sein muss, unter extremer Entscheidungsangst zu leiden. Und eigentlich ist es doch ganz normal, Vorbehalte zu haben und ordentlich abzuwägen, bevor man sich an etwas oder jemanden bindet, das Flugticket nach Australien, Neuseeland und/oder Thailand (ja, was denn jetzt?!) bucht, um die Zeit nach der Penne erstmal gepflegt in der Sonne zu verbringen.
Allerdings wäre es nicht besonders ratsam, dem Vorbild Justin Biebers und Selena Gomez‘ zu folgen, die mehr oder weniger glaubwürdigen Klatschblättern zufolge seit geraumer Zeit mal zusammen und dann auch wieder nicht miteinander liiert sind. Denn Entscheidungsprobleme können ziemlich weh tun. Sieht man ja am Beispiel Harrys, dem Prinzen von Wales: da fragen sich Millionen von Frauen ständig, ob er nun Single oder mittlerweile vielleicht verlobt ist – wie emotional anstrengend es sein muss, andauernd mit irgendwelchen Liebes-/Trennungsgerüchten aus der Yellow Press bombardiert zu werden. Macht ja, laut eigener Recherche im britischen Ü60-Milieu, sogar Harry-resistente Damen schon ganz wuschig.
Für jede geschlossene Tür geht eine neue auf
Die Wahl der T-Shirt-Farbe oder der abgefahrenen Variation einer Schokoladentafel ist natürlich weniger kniffelig, als die Entscheidung, welchen Berufsweg man einschlagen möchte. Schließlich sind wir jungen Leute doch in der Regel so entscheidungsfrei wie nie zuvor, was unseren Werdegang angeht. Ob weiblich oder männlich, Kulturanthropologe, China-Kenner oder Rockstar – alles ist möglich, doch was zuerst und was wirklich? Ein FSJ ist klasse, doch wird das lieber im In- oder Ausland, am Krankenhaus oder im Museum absolviert? Die große Auswahl ist Fluch und Segen zugleich – bittet uns alle mal zum Tanz.
Entscheidungen sind also ein bisschen so wie Spargelessen. Entweder, man steht darauf und trifft sie mit messerscharfer Präzision und nachhaltigem Genuss, oder es wird soviel Sauce Hollandaise darüber geschüttet, dass das leicht bittere Spargelige nicht mehr zu schmecken ist und man sich hinterher vielleicht sogar fragt, ob die Kartoffeln und der Schinken nicht doch gereicht hätten. Option Nummer drei möchte ich natürlich nicht unterschlagen: es ist nicht möglich, eine Entscheidung über den Spargelverzehr zu treffen und irgendwann sind alle Mitesser verschwunden (schön wär’s) und man sitzt alleine mit kaltem Spargel da – und das ist wohl selten die beste Variante.
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