Während der Messfeier verändern viele Katholiken immer wieder ihre Körperhaltung. Sie wechseln zwischen Stehen, Sitzen und Knien. Doch warum ist das so? Unser Autor Benedikt Bögle erklärt dir die Gründe dafür.

Für einen Außenstehenden mag das manchmal seltsam erscheinen. Wer eine katholische Messfeier besucht, merkt bald: Die Gläubigen ändern immer wieder ihre Gebetshaltung. Mal stehen sie, mal sitzen sie, mal knien sie sich hin. Was nach außen verwirrend wirken kann, folgt einer inneren Logik.
Der Aufbau der Messe
Die katholische Messfeier folgt einem genau geregelten Aufbau: Nach dem Einzug des Priesters folgt das Kreuzzeichen, das die Messfeier eröffnet. Danach werden das „Kyrie“ (Herr, erbarme dich“) und das „Gloria“ („Ehre sei Gott in der Höhe“) gebetet. Nach dem sogenannten „Tagesgebet“ folgen nun Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament.
Der Priester hält eine Predigt, bevor die Gemeinde das Glaubensbekenntnis und die Fürbitten spricht. Jetzt schließt sich die Eucharistiefeier an. Während des Hochgebetes werden Brot und Wein zu Leib und Blut Christi; die Gemeinde „kommuniziert“ nun und empfängt den Leib Christi. Am Ende stehen das Schlussgebet, der Segen und die Entlassung der Gemeinde.
Wurzeln der Messfeier
Die Messfeier kann auf eine lange, zweitausendjährige Tradition zurückblicken – dabei hat sich im Laufe der Zeit vieles aber auch geändert. Die ersten Christen aßen gemeinsam zu Abend. Sie sprachen über Jesus und erinnerten schließlich auch an sein letztes Abendmahl. In Erinnerung daran brachen sie das Brot, aßen davon und tranken alle aus einem Kelch mit Wein.
Im Laufe der Zeit fiel das gemeinsame Abendessen weg. Es blieb das „kultische Mahl“, bei dem die zu Leib und Blut Christi gewordenen Gaben gegessen und getrunken wurden. Über Jahrhunderte hinweg wurde die Messe nur auf Latein gefeiert. Der Priester sprach viele Gebete leise.
Dies wurde im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils geändert. Von 1962 bis 1965 versammelten sich alle Bischöfe der Welt in Rom, um über eine Reform der Kirche zu beraten. Sie beschlossen, dass die Messe auch in den jeweiligen Landessprachen gefeiert werden sollte. Das hat sich durchgesetzt. Die meisten Gemeinden feiern die Messe in ihrer eigenen Sprache.
Die Haltungen während der Messe
Der Gottesdienst ist begleitet von vielen verschiedenen Haltungen: Manchmal steht die Gemeinde, manchmal sitzt sie, manchmal kniet sie auch. Hinter diesen unterschiedlichen Körperhaltungen stehen verschiedene Bedeutungen. Es wird teilweise als ein Zeichen der Auferstehung gedeutet, wenn die Gemeinde steht.
Das Stehen wird als freudige und zuversichtliche Erwartung der kommenden Auferstehung der Toten gedeutet. Nach dem christlichen Glauben endet die Existenz des Menschen nicht einfach mit dem Tod. Jesus selbst war von den Toten auferstanden. Und so sollen auch alle Menschen mit ihm auferstehen. Diese Hoffnung drückt die Gemeinde aus, wenn sie steht.
Ehrfurcht vor der Eucharistie
Gleichzeitig sitzt die Gemeinde an vielen Stellen auch – so beispielsweise bei den Lesungen oder während der Predigt. Hört die Gemeinde das Wort Gottes, sitzt sie. Erst zum Evangelium stehen alle wieder auf. Aber auch das Knien hat eine große Bedeutung. Wer kniet, drückt seine Verehrung und Anbetung aus. So knien Katholiken vor allem während des Hochgebets.
Dieses Gebet wird über Brot und Wein gesprochen, die sich so zum Leib und Blut Jesu Christi wandeln. Nach katholischem Glauben ist Jesus in Brot und Wein wirklich anwesend. Diese Gaben sind nicht nur ein Symbol für seine Anwesenheit – er ist wirklich da. Daher knien viele Katholiken während des Hochgebetes; einige auch, wenn sie kommunizieren und den Leib Christi empfangen.
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